Frühstück um Sieben? Eher unmöglich …

Ich habe ein Zimmer im besten Hotel reserviert und muss nachfragen, als mir der Mann an der Reception den Preis sagt. 450 Rupien für ein gutes Zimmer mit Ventilator und TV und einem sauberen Badezimmer mit heissem Wasser. Beinahe unverschämt billig.

Ich fühle mich ein bisschen als Kolonialist.

Dann mache ich mich auf den Weg, um das letzte Teilstück zu organisieren. Die Zugsfahrt entfällt schon mal, denn die Züge sind entweder ausgebucht oder fahren während der Nacht. Nichts für mich, ich will etwas sehen von der Landschaft. Von allem. Die etwas besseren Luxus-Busse fahren ebenfalls nur in der Nacht, bleibt also einmal mehr nur der Local Bus, der mich morgen nach Goa bringen soll. Freude herrscht.

 

Heiligtümer und heilige Kühe

Es gibt ein hinduistisches Heiligtum in Udupi, das ist der Grund für die vielen Pilger, die von weit herkommen. Merkwürdige Gebäude in seltsamen Formen bilden das Zentrum, wohlgenährte heilige Kühe streunen durch die Gassen um das Heiligtum herum.

Ich mache ein paar Photos und merke, dass sich langsam ein gewisser Stau an Bildern und Erlebnissen gebildet hat. Ich mag nicht mehr, ich habe genug gesehen. Alles was ich möchte, ist irgendwo ein ruhiges Plätzchen mit gutem Essen, einem Buch und viel Stille.

Aber das Städtchen hat eine lange Tradition als Kulturzentrum. Hierzu gehören die in Tempeln aufgeführten Ritualtheater Bhuta kola, Nagamandala und Ashlesha bali, das Tanztheater Yakshagana und das Jahresfest für den Siri-Geist Siri jatre (© Wikipedia).

 

The sacred cows seem to be doing well
Den heiligen Kühen scheint es gut zu gehen

Temple in Udupi freundlicher Gott

 

Mehr Licht

Abendessen im Hotelrestaurant, in einem verdunkelten Raum („mehr Licht? Nein, das geht nicht“), der kaum genug Licht zum Lesen aufweist.

Der Grund liegt wahrscheinlich beim Fernseher, der im Hintergrund läuft, sehr laut mit Ausrufezeichen. Alle Augen, auch die des Kellners, sind fasziniert darauf gerichtet, es muss sich um eine indische Soap Opera handeln, und er reagiert ziemlich abweisend, wenn er unterbrochen und zur Arbeit gerufen wird.

Immerhin bejaht er die Frage nach einem möglichen Frühstück am andern Morgen. Vielleicht hat er mich nicht richtig verstanden, auf jeden Fall geschieht am folgenden Morgen eine der wunderbaren Geschichten, die so nur in Indien möglich sind …

 

Die letzte Fahrt

Ich bin früh auf, denn der Bus fährt um 08.00 los, und da ich inzwischen die unerwartete Pünktlichkeit der indischen Bahn und Busse kennen- und schätzen gelernt habe, weiss ich, dass ich nicht zu spät kommen darf.

 

Frühstück Indian Style

Der versprochene Frühstücksraum ist geschlossen (wer hätte das gedacht), nur ein kleiner, halbdunkler Raum, in dem ein Einheimischer in einem kaum sichtbaren Essen stochert, scheint geöffnet zu sein. Ich setze mich an einen Tisch und schaue mich nach der Bedienung um, die aber offenbar gerade etwas anderes zu tun hat.

Nach mehreren vergeblichen Rufen etwas ungeduldig geworden, gehe ich zur Reception und erkundige mich erstens nach dem Frühstück („Breakfast at this Time? No, no“) und zweitens nach dem Waiter, der dann tatsächlich herangeschlurft kommt.

Ich erkundige mich nach einem Continental Breakfast, doch er schaut mich nur fassungslos an und deutet auf das Essen des Inders.

Will ich aber nicht, also führt mich der Gang erneut zur Reception. „At this Time only one Piece for Breakfast. If you wait 15 Minutes, there will be two Pieces“.

Was immer er mit Pieces meint, es ist auf jeden Fall nicht das, was ich suche. Ich bestelle also einen schwarzen Kaffee, nichts dazu, und tatsächlich, nach einigen Minuten erhalte ich ein Glas mit dampfend heissem Kaffee, allerdings ohne Zucker und ohne Löffel. Man ahnt es schon, der Mann an der Reception kennt und fürchtet mich in der Zwischenzeit, doch immerhin kommt der schlurfende Waiter nach einiger Zeit mit Zucker und Löffel …

Allerdings – der Löffel ist so gross und breit, dass er nicht ins Glas passt.

Ich gebe auf, ein homerisches Gelächter kann ich grade noch unterdrücken.

Einfach wunderbar.

 

Dem Norden entgegen

Der Bus fährt tatsächlich um 08.00 los, ich bin einer der wenigen Passagiere und freue mich endlich auf einen geruhsamen letzten Tag im Bus. Bis nach Kumta, dem Umsteigeort, dauert es bis Mittag, ich lasse zum zweitletzten Mal das weite Land in höllischem Tempo an mir vorüberfliegen.

 

The sea - quite blue
Das Meer – ganz blau

 

PS Song zum Thema: Lorna Bennett – Breakfast in Bed

Und hier geht’s weiter …

 

Ähnliche Beiträge

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von Travelbridge

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen