Ein Konzert nur für mich allein. Im Gebüsch singt ein versteckter Vogel, ein anderer antwortet, ein dritter fällt ins morgentliche Konzert ein.

Der Morgen zeigt das Gesicht des Städtchens. Es ist ein ausnehmend angenehmes Gesicht. Einmal mehr fühle ich mich an einem Ort auf den ersten Augenblick völlig wohl. Ein sanftes Lüftchen weht beim Frühstück auf der Terrasse des Hotels, genau richtig für einen perfekten Start in den Tag.

 

Rosa Nonnen

Die ersten Schritte führen mich ins Zentrum. Er gibt nicht sehr viel her, ein paar Läden, ein Restaurant, eine Post. Einige in Rosa gekleidete Nonnen warten geduldig auf den Bus. Oder doch nicht? Ihre Absichten sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Mein freundliches Begrüssungsnicken erwidern sie mit einem scheuen Lächeln.

 

Waiting for the Bus?
Waiting for the Bus?

 

Hsipaw

Hsipaw ist eine Kleinstadt mit etwas über 50’000 Einwohner, auf der Strasse von Mandalay nach Lashio gelegen. Der Ort ist Ausgangspunkt für Trekkingtouren zu Palaung und Shandörfern. Das wird das Thema des morgigen Tages sein. Heute konzentriere ich mich auf weniger anstrengende Tätigkeiten.

Heute will ich die Umgebung mit dem Fahrrad erkunden.

Es soll ausserhalb der Stadt einen Ort, Little Bagan genannt, geben, wo es zahlreiche Ruinen zu bestaunen gibt. Ausserdem gibt es ein abgelegenes Restaurant, das von einer Mrs. Popcorn geführt wird, und ein Hotspot für Travellers sein soll. Allerdings stellt sich die Frage, ob ich Little Bagan und Mrs. Popcorn auch tatsächlich finde. Die Voraussetzungen sind meiner Erfahrung nach nicht die besten.

Denn ich sollte dringend burmesisch lernen.

 

Burmesisch

Nicht nur, dass ich oft das Falsche erhalte, wenn ich etwas zum Essen oder Trinken bestelle, ich bin auch ausserdem permanent auf der Suche nach irgendwelchen Hotspots, die sich dann als reine Phantome erweisen. Ein Kloster? Nur etwa eine halbe Stunde von hier? Nicht auffindbar. Oder ist es das heruntergekommene Gebäude auf komischen Stelzen, vor dem ein Mönch sitzt? Wär möglich.

Man erinnere sich an das Waisenhaus in Pyin U Lwin, wo ich meine Farbstifte loswerden wollte? Systematisch von allen Seiten eingekreist, fand sich trotzdem nur eine Primarschule, und die Jugendlichen, die ich nach dem Waisenhaus fragte, verstanden zwar kein Wort, fanden es aber zum Schiessen komisch.

Wie gesagt, ich muss dringend burmesisch lernen. Oder könnte es doch daran liegen, dass ich bezüglich Lesen von Karten nach wie vor ein absoluter Vollpfosten bin? Es wäre nicht meine ersten Fehlleistung.

 

Little Bagan

Little Bagan (überraschenderweise eine erfolgreiche Suche) etwa eine halbe Stunde ausserhalb von Hsipaw, eine gemütliche Fahrt durch Wiesen und Bäume, entpuppt sich als ein paar kaum mehr erkennbare Steinhaufen und hat wenig mit der Pracht der ursprünglichen Pagoden zu tun.  Wenn ich an das echte Bagan zurückdenke …

Aber trotz des zunehmenden Verfalls strömen die Bauwerke ihre eigene Würde aus.

 

Little Bagan in Hsipaw

Past glory  Tree growing out of the temple

final decay  Lake at the Sanctuary

 

Mrs. Popcorn

Nun, auf jeden Fall finde ich Mrs. Popcorn.

Ich lenke mein klappriges Fahrrad in einen wunderschönen, von alten Bäumen besetzten Garten. Aus Bambus gefertigte Sessel unter tief herunterhängenden Ästen warten auf Gäste. Eine zierliche alte Dame, nicht überraschend Mrs. Popcorn, begrüsst mich mit tiefen Verbeugungen, die ich ebenso tief zurückgebe.

Obwohl das Restaurant weit ausserhalb Hsipaws liegt, scheint sich hier die gesamte Travellerschaft zu versammeln. Auf jeden Fall umgibt mich ein mehrsprachiges Stimmengewirr.

 

Felipe aus Chile

Ich verkneife mir den Spass, eine Tüte Popcorn zu bestellen, denn überraschenderweise gibt es tatsächlich mal frisch gepresste Fruchtsäfte.

Während ich mit Wolllust an meinem Mangosaft nippe, setzt sich ein junger Mann neben mich, er entpuppt sich als Felipe, stammt aus Chile, hat Philosophie studiert und reist mit ein paar Freunden in Asien herum. Es entwickelt sich ein langes Gespräch, ein sehr langes. Die einzelnen Themen (es waren so viele) sind mir entfallen, aber irgendwann fragt er mich, ob ich heute noch was vorhabe. Nein, sage ich, heute ist ein Lufttag.

 

Der Marsianer

Ein Lufttag? THE MARTIAN? Nie davon gehört?

Vor sechs Tagen betrat der Astronaut Mark Watney als einer der ersten Menschen den Mars. Jetzt ist er sicher, dass er der erste Mensch sein wird, der dort stirbt.

Nach einem Staubsturm, der ihn fast tötet und seine Besatzung zur Evakuierung zwingt, während sie ihn für tot hält, ist Mark Watney gestrandet und völlig allein, ohne die Möglichkeit, der Erde zu signalisieren, dass er noch lebt – und selbst wenn er die Nachricht übermitteln könnte, wären seine Vorräte längst aufgebraucht, bevor eine Rettung eintreffen könnte.

Die Chancen stehen jedoch gut, dass er keine Zeit hat, zu verhungern. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die beschädigten Maschinen, die unbarmherzige Umgebung oder schlichtes menschliches Versagen“ ihn zuerst töten werden.

Aber Mark ist noch nicht bereit, aufzugeben. Mit seinem Einfallsreichtum, seinen technischen Fähigkeiten und seiner unnachgiebigen, beharrlichen Weigerung, aufzugeben, stellt er sich unbeirrt einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis nach dem anderen. Wird sein Einfallsreichtum ausreichen, um die unüberwindbaren Hindernisse zu überwinden, die sich ihm in den Weg stellen?

Der Roman von Andy Weir wurde von Ridley Scott verfilmt und läuft eben mit grossen Erfolg im Kino.

Alles klar? Hingehen und sich selbst überzeugen!

 

P.S. Song zum Thema: David Bowie – Life on Mars

Und hier geht die Reise weiter …

 

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