Der Taxichauffeur steht Punkt Viertel vor sieben vor der Tür, ein kurzes ‚Hasta Luego‘ und weiter geht’s. Der heutige Tag wird sich nicht gross vom gestrigen unterscheiden, eine lange Fahrt durch eintönige Landschaften, wo manchmal während Stunden kein lebendiges Wesen zu sehen ist.
Reisen wie im Flugzeug
Das wird, falls die Aussensicht eintönig sein sollte, eine unterhaltsame Fahrt werden.
Braungrüne, verlassene Landschaften
Und das wird sie auch. Allerdings wäre es schade, die wunderbare Landschaft vor dem Fenster zugunsten von zum Beispiel ‚Jason Bourne‘ sausen zu lassen. Die Fahrt ist alles andere als eintönig, aber das ist natürlich Geschmackssache.
Eigentlich kennen wir die Bilder, die braungrünen Ebenen mit ein paar verstreuten Hütten und Dörfern, am Horizont verschneite Berggipfel, manchmal eine Herde Lamas, friedlich weidend, dann wieder ein Dorf, eine grössere Stadt.
Ein Dorf auf dem Weg
Manchmal taucht tatsächlich ein Dorf aus der rauen Landschaft, ganz überraschend, aber sehr willkommen. Die Strassen sind versumpft wie in einem alten Sergio Leone Western, fehlen nur noch Clint Eastwood und Lee Van Cleef …
Und was vor allem auffällt – es ist hier eine ganz besondere Art von TukTuks zu bestaunen. Sie sind auch dreirädrig, aber mit geschlossenem Dach und einheitlicher blauweisser oder rotweisser Bemalung. Man möchte sich sofort hineinsetzen und den Rest der Strecke nach Cusco gefahren werden.
Cusco
Nach über 350 Kilometern erreichen wir Cusco, genau nach Fahrplan.
Mein Hotel liegt am Abhang oberhalb der Stadt. Es ist schon ziemlich kühl, was sich in den nächsten Stunden noch zu einer weiteren schmerzlichen Erfahrung ausweiten wird. In der Nähe gibt es eine Pizzeria oder sowas Ähnliches, und so bleibt mir für diesen Abend der Gang hinunter in die Stadt erspart.
Die Pizzeria bietet allerdings an diesem Abend alles an, nur keine Pizza. Es ist ein seltsamer kleiner Laden, nur ein paar ziemlich schmutzige Tische, eine Küche, kleine Kinder, die am Boden spielen, aber eine Menükarte, ebenfalls schmutzig und mit einem Angebot, das in keinster Weise mit dem gedruckten übereinstimmt.
Egal, ich entscheide mich mit etwas Besorgnis für ein ‚Filet Milanese‘ und erhalte tatsächlich einen Riesenteller voll mit Reis, Pommes Frites, Tomaten, Salat und einem Stück Fleisch, das tatsächlich irgendwie so etwas wie Milanese sein könnte.
Auf jeden Fall schmeckt es gut, ein junger Mann setzt sich an den Nebentisch, beginnt ein Gespräch mit mir, während er schmatzt und kaut und jedem Chinesen in Sachen unanständig Essen alle Ehre machen würde …
Zurück im Zimmer erwartet mich eine Kälte, die es in sich hat. Diese Zimmer haben keine Heizung, weiss der Henker warum. Es wird von Minute zu Minute kälter, und so bleibt gar nichts anderes übrig, als sich schon um acht unter die Decke zu verkriechen und sich ‚Harry Potter und der Stein der Weisen‘ zum hundersten Mal anzusehen …
Kilometerstand: 4665
Song zum Thema: Annie Taylor – Where the Grass is greener
Und hier geht die Reise weiter …