Der Regen, die mitten in der Nacht ans Fenster pocht, will nicht so recht zu meinen Vorstellungen passen, die ich mir im Vorfeld zum Langtang Trek zurecht gelegt habe. Sollte ich mich getäuscht haben? Muss ich auf dem Trek schlechtes Wetter erwarten oder gar Schnee?
Kali Gandaki
Die Erinnerungen an das Trecking entlang des Kali Gandaki Tals sind etwas verschwommen, aber ein Bild hat sich in mein Langzeitgedächtnis eingebrannt. Der morgentliche Blick aus dem Fenster in eine weisse Pracht, die in der Nacht vom Himmel gestürzt ist, und mitten drin – ein Pferd! Friedlich käuend, ganz entspannt, als wüsste es, dass der Schnee in ein paar Stunden wieder verschwunden sein wird.
Es gibt einige Bilder, die von schlechtem Wetter, von Wind und Sturm zeugen. Die dicken Jacken und die hochgezogenen Kapuzen, die Wollmütze im Schlafsack – es müsste eigentlich Erinnerung genug sein, um zu wissen, was mich erwartet.
Irgendjemand sagte doch – kein Problem, es gibt tausend Anbieter, man kann es sich aussuchen.
Das Gespräch mit dem Hotelmanager lässt meinen Optimismus ziemlich schnell schwinden und macht einer realistischeren Einschätzung Platz. Nach ein paar Telefonaten mit Geschäftspartnern oder Freunden oder was auch immer wird klar, dass es wohl doch nicht tausende Anbieter gibt.
Zwei Stunden später und nach weiteren Besuchen in mehr oder weniger düsteren Hinterhofbüros bin ich ein bisschen frustriert. Niemand scheint in den nächsten paa Wochen eine Tour nach meinem Gusto zu organisieren. Entweder gibt es gar nichts oder die angebotene Tour ist zu kurz oder zu lang.
Very cheap, Mister
Während ich also durch die verpesteten Thamel-Gassen irre, den Dauerruf „Very cheap, Mister“ im Ohr, bin ich erstens hungrig und zweitens frustriert. Nun denn, mit vollem Magen, lässt sich besser denken, ich bestelle bei einem überaus freundlichen Herrn eine Portion Chicken Momos und haue zum Dessert einen Pineapple Plunder hinterher.
Dann tue ich das, was ich von Anfang an hätte tun sollen, ich vergesse die 0815 Tour Operators , die an jeder Strassenecke ihre Dienste anbieten, und schaue im Guide nach. Ich notiere mir also Namen und Adressen der offenbar besten und zuverlässigsten Anbieter und klappere sie schön nacheinander ab.
Mein Guide und ich
Der junge Herr bei „High Spirit Treks & Expedition Nepal Ltd.“ trägt ein modisches Bärtchen und spricht ein Englisch Kauderwelsch, dem ich nur mit Mühe folgen kann.
Sei es der Frust der vergangenen Stunden oder die Müdigkeit, die sich langsam einstellt, auf jeden Fall überzeugt er mich mit vielen unverständlichen Worten und Gesten von einer Tour, die am nächsten Montag startet.
Teilnehmer ich und ein Guide.
Nicht ganz das, was ich wollte. Weder bezüglich Teilnehmer noch Kosten. Aber immerhin starten wir am 8. April, so wie geplant. Ein kleiner Trost.
Und so verlasse ich das Bärtchen, eine Quittung über Fr. 750.- in der Tasche und die Aussicht auf einen wunderbaren Trek ins Langtang Valley, wo ich hoffentlich all die vielen anderen Trekker treffen werde, die man mir versprochen hat …
Thamel in Ruhe
Zur Abwechslung sind die Gassen in Thamel mal etwas ruhiger. Das gibt Gelegenheit, die Millionen von Souvenirs und Trekking-Utensilien ins Auge zu nehmen …
Song zum Thema: Portishead – Silence
Und hier geht die Reise weiter …