Wie die Evolution gezeigt hat, ist der Mensch ein äusserst anpassungsfähiges Wesen.

Andernfalls wäre er wohl kaum zur etwas umstrittenen Krone der Schöpfung geworden. Allerdings ist fraglich, ob die Evolution auch das Eingepferchtsein im Innern einer ziemlich dünnen Metallhülle vorgesehen hatte, 12 Stunden in einem viel zu engen Sitz, kaum Möglichkeiten, die Beine auszustrecken, dazwischen eine Art Nahrungsaufnahme mit allerhand Plastikgeschirr und der organisatorischen Frage, wie man verhindert, dass der volle Becher Wasser sich über den Rest des Essens, die Beine oder den Nachbar ergiesst.

Schlafen? Dem einen oder anderen gelingt es, den meisten nicht oder – so wie mir – höchstens als kurzes Absacken in die Bewusstlosigkeit.

Das Dröhnen der Rolls Royce Motoren

Das Auge folgt dem Flug auf der Anzeige, das langsame Herantasten an den Atlantik, am Anfang immer in der Nähe des afrikanischen Kontinents, dann erst im letzten Moment das Abbiegen hinaus in die Weite des Ozeans.

Eine ganze Weile bleibt es so, ganz blau, kein Land, keine rettenden Inseln, so wie Kolumbus vor 500 Jahren auf der Suche nach Indien. Erst ein zaghafter Zipfel (Brasilien?), dann eine breite dunkle Fläche zeigt, dass wir es geschafft haben. Allerdings behauptet die Distanzangabe, dass wir erst gut die Hälfte der Strecke hinter uns haben, es bleiben also nochmals über 5000 Kilometer.

From Madrid to Buenos Aires
Von Madrid nach Buenos Aires

Es ist dunkel, auch im Flugzeug, neben mir ein schwaches Schnarchen der Dame, irgendwo die Schrei eines Babys, die beruhigende Stimme der Mutter, umgeben vom allgegenwärtigen Dröhnen der riesigen Rolls Royce Motoren. Der Dreamliner ist eines der grössten Flugzeuge, die je gebaut wurden, aber so wie die A380, das andere Ungeheuer, eher die letzten dieser überdimensionierten Spezies, da sich der Trend in Richtung kleinerer und sparsamerer Flugzeuge bewegt.

Unter uns bewegt sich der Kontinent langsam nach Norden, lange Zeit das nicht enden wollende Brasilien, dann endlich Uruguay, der Descent beginnt, der Rio de la Plata und dann Buenos Aires. Wir sind da.

Das ist also Argentinien … und Uber

Obwohl die Kolonne vor der Passkontrolle endlos erscheint, geht es überraschend schnell. Wie kommt man nun am schnellsten in die Stadt? Der Möglichkeiten gibt es viele, allerdings wurde mir von meinem Hotel geraten, entweder die weissen Taxis für 30 Dollars oder halt Uber zu benützen.

Uber?

Na ja, man könnte es ja mal versuchen. Ich tippe also den Zielort ein und habe nach ein paar Sekunden tatsächlich einen Fahrer namens Gabriel gefunden, der in genau 16 Minuten bei mir sein soll. Sehr gut!

Was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht weiss, dass sich nun eine Kette von Fehlern und Ungereimtheiten zu endloser Warterei und Frust führt .

Gabriel taucht auf jeden Fall nicht auf; die Karte zeigt, dass er sich in die entgegengesetzte Richtung bewegt, was Uber allerdings nicht davon abhält, diese Fahrt auf mein Konto zu buchen (was ich aber erst später bemerke).

uber driver

Ein neuer Fahrer meldet sich und taucht auch tatsächlich auf. Er bringt mich in seinem uralten Fiat in Windeseile zu meinem Hotel und verlangt 380 Pesos in Cash. Ich bin zwar etwas irritiert, dachte ich doch, dass Uber via Kreditkarte abrechnet.

Wie auch immer, das Hotel Chillhouse ist ok, und Antoine, der Host, empfängt mich mit grosser Herzlichkeit. Und ein letztes kleines Uber-Detail: die Verbuchung der Fahrt, die ich in bar bezahlt habe, ist in der Zwischenzeit auch auf die Kreditkarte gebucht worden.

Uber? Nur über meine Leiche …

Irgendwie wie Paris oder so

Die ersten Schritte an einem neuen Ort sind immer die interessantesten. Alles erscheint neu und trotzdem, im Fall von Buenos Aires, bekannt. Die Hauptstadt von Argentinien unterscheidet sich kaum von den europäischen Kapitalen, man fühlt sich fast ein wenig wie zuhause. Breite Strassen, Alleen, grossartige Paläste, Monumente und Millionen von Vehikeln und Menschen.

Andererseits werden sich die Unterschiede in den nächsten Tagen zeigen. Die Armut, die Schwermut, die überall in der Luft liegt. Argentinien war vor hundert Jahren ein reiches Land, ein sehr reiches Land. In der Zwischenzeit hat es zahlreiche finanzielle und wirtschaftliche Krisen durchgemacht, Staatspleiten, Inflation, politisches Durcheinander und Chaos. Ein eigenartiges Land, irgendwas zwischen Reichtum und Armut. Ein durchaus plausibles Beispiel für alles, was auf diesem Kontinent schiefläuft.

Aber gemach – ich bin erst angekommen, müde vom langen Flug. Antoine versorgt mich mit Informationen, und so lande ich gegen Abend mit erschöpften kleinen Augen in einer Pizzeria in einem der angesagten Quartiere unweit meines Hotels und fühle mich sofort wohl. Doch, Buenos Aires kann noch was werden.

 

Kilometerstand:  null

Song zum Thema: Thalia – Desde esa Noche

Und hier geht die Reise weiter … endlich in Buenos Aires

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