Ich befinde mich zwischen den Welten. Mit einem Fuss noch im kühlen Sand am Strand von Calangute, mit dem anderen zuhause. Und so bin ich zurück am Ausgangspunkt. Der Kreis hat sich geschlossen. Eine Art Heimkommen. Eine längst bekannte Erkenntnis: Sobald man an einen bekannten Ort zurückkehrt und sei er in noch so negativer Erinnerung, …
Udupi – Beten und Tanzen
Frühstück um Sieben? Eher unmöglich … Ich habe ein Zimmer im besten Hotel reserviert und muss nachfragen, als mir der Mann an der Reception den Preis sagt. 450 Rupien für ein gutes Zimmer mit Ventilator und TV und einem sauberen Badezimmer mit heissem Wasser. Beinahe unverschämt billig. Ich fühle mich ein bisschen als Kolonialist. Dann …
Hampi – Verlassen und tot
Im Bus von Hosped nach Hampi sitzen einige Leidensgenossinnen aus dem Nachtbus neben mir, drei hübsche Mädchen aus Polen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie klein die Welt ist und wie schnell man sich mit wildfremden Menschen anfreunden kann. Das erweist sich als Universalmittel gegen jede Art von Fremdenfeindlichkeit. Man erkennt sich im Fremden wieder …
Mysore – Der Palast des Maharadschas
Ich bin früh auf den Beinen, kann es kaum erwarten, Ooty zu verlassen. Eine Engländerin vom gestrigen Trek gesellt sich zu mir. Gemeinsam besteigen wir den Bus, ein gelinde gesagt nicht gerade ermutigendes Stück Konstruktion auf vier Rädern. Es ist aber besser als befürchtet. Ich schaue nicht nach Ooty zurück, vorwärts ist die Devise. Auf …
Ooty – Trekking im Teeland
Die Befürchtungen haben sich bestätigt. Es wird gestreikt – heute fährt also definitiv kein Bus nach Mysore. Der Grund ist nicht ganz klar, aber es scheint ein lokales Tamil Nadu-Thema zu sein. Sind es nur die Busfahrer oder ist es möglicherweise sogar ein Generalstreik? Der missmutige Herr am Ticketcorner verzieht sein rundes Pfirsichgesicht und murmelt …
Die Nilgiri Blue Mountain Railway
Ich verabschiede mich von meinem Hotel, es hat mir gut gefallen hier. Das TukTuk hält vor der Post („no problem, I wait and look for your luggage; I’m your friend“). Beruhigend. Das letzte mal die Fähre. Ein Mann vor mir hustet, ich tippe auf TB. Armer Kerl. Neben mir sitzen ein paar Junge und betrachten …
Kochi – Weit weg von Hass und Intoleranz
Ich wusste nicht, dass das alte Cochin (heute Kochi genannt) soviele unerwartete Erlebnisse und Einsichten bereit hält. Und vor allem war mir völlig unbekannt, dass diese einstige Handelsstadt ein Zufluchtsort für Juden aus der ganzen Welt war. Fast 2000 von ihnen besiedelten Mitte des vergangenen Jahrhunderts ihr historisches Zentrum. Heute sind es nur noch wenige. …
Madurai – Mit offenen Augen
Eine breite, für den Verkehr gesperrte Strasse verläuft um den Tempelbezirk herum. Eine Wohltat sich einfach bewegen zu können, ohne jeden Moment Gefahr zu laufen, über den Haufen gefahren zu werden. Es ist ruhig, weniger lärmig, weniger gehetzt, man kann in langsamen und gemächlichen Schritten die Strasse abgehen, mal hier stehenbleiben, mal dort. Da ich Esel …
Madurai – Tempel im Ameisenhügel
Normalerweise gibt es in indischen Hotels kein Frühstück, und wenn ich so sehe, was die Einheimischen alles in sich hineinstopfen, ist es wohl auch besser so. Ich werde zu einem kleinen, eher dunklen Raum geleitet, zahlreiche schattenhafte Gesalten sitzen an ihren Tischen, und ausser heftigem Schmatzen ist nichts zu hören. Nun gut, solange ich nicht …
Indien – Ein fremder Planet
Manchmal tut es gut, einen Touristen zu sehen, es erweckt dann den Eindruck, Verbündete gefunden zu haben, nicht allein zu sein in diesem von Menschen überströmten Land. Und manchmal entsteht das seltsame Gefühl, ein kafkaesker Gefangener zu sein und nicht mehr wegkommen zu können, an einem Ort, der fremd ist und laut und stinkig und …
Kerala Backwaters – Verlassen der bekannten Welt
Ich bin früh auf den Beinen und bemerke mit leisem Bedauern, dass meine Haus- und Hof Kakerlake die Nacht nicht überlebt hat. Sie ist einem hinterhältigen Angriff der winzigen Killer-Ameisen zum Opfer gefallen. So ist das Leben – wild und meistens tödlich. Ich esse in „meinem“ Restaurant das Frühstück, bevor ich mich dann in Richtung …
Kollam – Mit Heldenmut durchs Chaos
Seltsamerweise gibt es doch eine direkte Zugverbindung zwischen Kanyakumari und Trivandrum. Entweder habe ich etwas missverstanden, oder, was eher anzunehmen ist, ich bin wieder mal einer dieser zwar liebenswürdigen, aber vielfach ins Verderben führenden Falschaussagen aufgesessen. Die Angst davor, einen Fehler zu machen und damit das Gesicht zu verlieren, ist bei vielen Indern grösser als …
Kap Komorin – Der südlichste Punkt
Dunkelheit über der Welt, ich bin in Trivandrum angekommen, früher als erwartet, noch ganz schwer und verschlafen. Die indischen Züge sind immer wieder für eine Überraschung gut. Hier ist Endstation auf der Fahrt in den Süden, mindestens was die Reise per Zug anbetrifft. Ab hier gibt es nur noch Busse. Und so stehe ich mit …
Goa – Die letzten Hippies
Gibt es noch Hippies aus den 60-er Jahren? Wenn ich das Wort Goa höre, tauchen vor meinem geistigen Auge augenblicklich langhaarige Gestalten in bunten Kleidern auf, Hippies, damals wie heute das Synonym für alternative Lebensformen, für Aussteiger, für Drogen, psychedelische Musik. Ich habe sie auf dem Hinweg nach Indien angetroffen, die meisten davon auf dem …
Goa – Auf Jason Bournes Spuren
Es dauert etwas, bis ich merke, warum mir der Strand so bekannt vorkommt. Natürlich – Jason Bourne Supremacy. Die berühmte Szene am frühen Morgen, als Matt Damon alias Jason Bourne am Strand entlang rennt (siehe Bourne Supremacy – Running Scene). Nur Minuten, bevor er den russischen Killer entdeckt und es mit der Ruhe ein für …
Goa – Sommer, Sonne, heisser Sand
Warum hat der Morgen in Indien eine andere Farbe? Er ist grüner, brauner, roter als bei uns. Der verschlafene Blick aus dem Zugfenster eröffnet eine andere Welt. Irgendwo in der Ferne ein blau-weisses Glitzern. Das Meer. Dazwischen Wiesen in allen Farben von grün und gelb. Dann wieder verbrannter Boden, als wäre ein Flammenwerfer darüber gegangen. …
Mumbai – Tor zu einer fremden Welt
Irgendwann durchstossen wir die dichte Wolkendecke, und zum ersten Mal blinkt die Sonne auf. So bleibt es bis in den nahen Osten, wo sich die Wolken auflösen und den Blick auf eine öde Wüste mit merkwürdigen kreisrunden Schatten öffnen. Ich kann mir nicht erklären, was es ist, aber es sieht schön aus. Der Vollmond verspricht …