Was macht das Lächeln des Buddha so speziell?
Was macht seine Faszination aus? Ist es ein in die Irre führendes Mona Lisa-Lächeln? Ist es überhaupt ein Lächeln oder ein nach innen gerichteter Blick, der etwas sieht, was wir nicht zu beurteilen wissen?
Es ist ein Geheimnis, dieses Lächeln des Buddhas.
Ein Buddha für mich allein
Heute habe ich einen ganz für mich allein. Ich habe ihn inmitten der Sümpfe gefunden, die den Inle-Lake umgeben, über ein schmales Zufahrtssträsschen, auf der Suche nach … nichts.
Was mich an diesen sogenannt freien Tagen fasziniert, ist der Gegensatz zu unserem normalen Leben im Alltag. Man hat plötzlich – welcher Schreck! – jede Menge Stunden zur Verfügung, die gefüllt werden können (oder auch nicht, denn auch absichtsloses Nichtstun ist eine Option).
So steht man denn nach dem Morgenessen vor einem leeren Tag (na ja, nicht ganz; ich muss einen Taxi zum Flugplatz finden, aber irgendwie doch leer, weit und breit keine To-do-Liste, keine dringenden Telefonate oder Mails, niemand will etwas von mir, wie hab ich das bloss verdient?)
Treiben lassen
Ich beschliesse also, ein weiteres Mal, mich treiben zu lassen, irgendwohin, wo nicht jeder Saftsack hingeht. Ich liebe diese Wanderungen oder wie in diesem Fall die Fahrten auf dem Fahrrad durch einsame Strässchen, entlang namenlosen Bächen, zu Häusern, wo man verwundert angesehen wird.
Ein leises Konzert für niemanden
Und so habe ich meinen ganz persönlichen Buddha gefunden. Er ist Teil einer ganzen Anlage, bestehend aus unzählichen kleinen und grossen Stupas, goldverziert, mit weisser Farbe getüncht, da und dort ein kleines Kinkerlitzchen, verspielt, wie es die Asiaten lieben.
Und da das Motorengeräusch vom Kanal an dieser Stelle kaum zu hören ist, kann man das unendlich zarte Klingeln unzähliger winziger Glöckchen vernehmen, die an den Spitzen der Stupas befestigt sind.
Ein leises Konzert für niemanden.
Oder vielleicht doch für mich allein?
Gautama und ich
Denn es ist wirklich niemand da, und es macht auch nicht den Anschein, als hätte in den letzten hundert Jahren irgendein menschliches Wesen die erhabene Majestät des Buddha bewundert. Ich nehme mir Zeit, denn in diesem Augenblick bin ich überzeugt, dass diese Begegnung – so wie der nächtliche Traum – etwas zu bedeuten hat, allerdings habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, was es sein könnte.
Wir stehen uns lange gegenüber, Gautama und ich, er mit seinem Blick in der Ewigkeit, ich mit der Trinkflasche in der Hand. Es ist eine der Darstellungen des normalgewichtigen Erhabenen, nicht die fette Version, auch nicht die magere. Seine rechte Hand berührt den Boden, die andere liegt, Handfläche nach oben, auf seinem Schoss. Es hat eine besondere Bedeutung, ich weiss sie aber nicht mehr.
Vielleicht sollte ich doch Buddhist werden.
Morgen mein letzter Tag in Myanmar. Es wird mir schwer fallen. Verdammt, wie kann man sich in einem Land so wohlfühlen?
PS Song zum Thema: Quintessence – Jesus, Buddha, Moses, Gauranga
Und hier geht die Reise weiter …