Nun also Kampot, eine knappe Stunde von Kep im Landesinneren. Ein ruhiges Plätzchen, an dem man seine Beine ausstrecken kann, oder in meinem Fall, könnte. Der äusserst enge Zeitplan lässt leider nicht mehr als einen Tag zu.
Ein letzter Blick auf den Hauptplatz, wo die versammelten TukTuks auf Kunden, und die Touristen auf ihre Weiterfahrt warten.
Es ist zwar heiss, aber die Restaurants und Cafés am Platz haben ihr Businessmodell längst entdeckt und bieten alles an, was das durstige und hungrige Backpacker Herz verlangt.
Ich bin etwas verstimmt über meine Reiseplanung, hätte ich doch mit Vergnügen noch ein paar Tage in diesem wunderbaren Städtchen verbracht.
Aber so ist es mit dem Reisen – man will zwar dem Stress zuhause entfliehen und schafft sich sogleich neuen … Wir sind eine seltsame unerklärliche Spezies …
Aber das kennen wir in der Zwischenzeit nur allzu gut. Ich erinnere an Mandalay oder Mysore oder Montevideo oder Jaipur …
Immer steht zuwenig Zeit zur Verfügung, immer besteht der dumme Reiseplan darauf, dass es nun endlich weitergehen soll. Ich muss dringend über die Bücher.
Kampot
Und dann bin ich in Kampot.
Zuerst ein ein langer Erkundungsspaziergang dem Fluss entlang, über eine altersschwache Brücke, deren Betonelemente zum Teil abgebrochen sind und nun, an den letzten Armiereisen hängend, darauf warten, dass die Korrosion ihren Lauf nimmt. Ausserdem ist sie so schmal (und trotzdem von unzähligen Fahrzeugen befahren), dass man als Fussgänger einfach mal grundsätzlich vom Über- oder Angefahrenwerden bedroht ist.
Survival im asiatischen Strassenverkehr
Meine Erfahrung hinsichtlich Survival im südostasiatischen Strassenverkehr hat sich aber in der Zwischenzeit zu einem Spiel entwickelt, das ich gerne mitzumachen bereit bin. Es geht im Grunde genommen immer darum, seine Absicht klar zu machen.
Niemals zögern, sondern weitergehen, andernfalls entsteht Verwirrung, und ein Chaos – oder Schlimmeres – ist vorprogrammiert. Also mutig hinaus auf die Strasse, eine Lücke sehen und sofort losmarschieren. Der Blick sollte nun ausschliesslich auf dem entgegengesetzten Verkehr liegen; macht man es richtig, weiss der entgegenkommende Töff- oder Busfahrer, was ich beabsichtige.
Alles klar? Ist nicht für jedermann zur Nachahmung empfohlen, andererseits bin ich sicher, dass es schon Fälle gegeben hat, wo Fussgänger beim Warten auf eine günstige, d.h. ungefährliche, Möglichkeit verhungert sind …
Restaurant Wunderbar
Die Strasse entlang dem Fluss, die Hauptattraktion von Kampot, ist gesäumt von unzähligen Restaurants, Cafés, Hotels, Läden, und mein Blick fällt schon bald auf den etwas eigenwilligen Namen “Wunderbar”.
“Wunderbar”? Na gut, die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um eine kambodschanischen Kneipe handelt, ist denkbar klein, und tatsächlich, der Wirt ist weiss, schlank, emsig, und ich wette meine letzten Dollars, dass er ein Landsmann ist.
Es entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. Es geht darum, wie es sich in Kambodscha lebt, vermisst man etwas und wenn ja, was, verfolgt man die Ereignisse in der Heimat, und verändert sich aus der Ferne der Blick auf die Heimat. Ist es überhaupt wichtig oder unumgänglich, dass man den Kontakt aufrecht erhält? Sind die Wurzeln so tief, dass man sie nicht so einfach ausreissen kann?
Aber vielleicht ist das alles gar nicht so wichtig. Wir sind ja eigentlich im Kontext der globalen Zusammenhänge und Probleme ein winziges Rädchen.
Oder wie sagte doch Rick in “Casablanca”, als er sich von Ilsa verabschiedet:
Recht hat er.
PS Film zum Thema: Casablanca
Und hier geht die Reise weiter …