Die Stadt mit dem schönsten Namen?

Es ist zwar nicht mehr die schönste Stadt, aber der Namen, der nach Orient, nach Abenteuer, nach Gewürzen und sanften Menschen klingt, bleibt vielversprechend. Wie sich herausstellt, ist Mandalay zu einer hektischen Metropole geworden. Aber wir werden sehen …

Ich bin da, nach gut 18 Stunden von Tür zu Tür, es ist 13 Uhr Ortszeit, meine innere Uhr ist noch nicht auf die neuen Verhältnisse kalibriert, was bedeutet, dass die Augen ziemlich auf Halbmast stehen. Am Himmel steht irgendwas Gelbes, was wir in den letzten Wochen eher zufällig zu Gesicht bekommen haben, es muss sich um die Sonne handeln. Ausserdem ist es heiss, ziemlich heiss. Und die erste Station ist Mandalay, die Stadt mit dem schönsten Namen.

Mandalay
Mandalay mit Inwa und Sagaing

Geisterflughafen

Das Überraschende ist, dass trotz wenig Touristen lange Schlangen vor der Passkontrolle warten. Es gibt zwar haufenweise Schalter, allerdings unbesetzt. Die Uniformierten sind sich ihrer Bedeutung bewusst und mustern ihre Kunden mit grimmigem Blick. Ich bin zu müde für ein freundliches Lächeln, was erstaunlicherweise zu einer vergleichsweise schnellen Abfertigung führt. Muss ich mir merken …

Sammeltaxi

Dann also mit dem Sammeltaxi in die Stadt, ein erwartungsgemäss spezielles Erlebnis. Ein chinesisches Ehepaar setzt sich auf die hinteren Sitze, während ich das besondere Vergnügen habe, neben dem Betelnuss kauenden Chauffeur zu sitzen.

Die Autobahn ist breit, leer und weist viele Wellen auf, was bedeutet, dass wir alle paar Meter vom Sitz abgehoben werden. Der Chauffeur, der gelegentlich das Fenster öffnet, um eine Ladung durchgekauter Betelnuss loszuwerden, findet das natürlich zum Schiessen und steuert die nächste Welle mit noch mehr Genuss an.

Der Chauffeur hält sich streng an die Mittellinie, allerdings nicht als linke Begrenzung, wie es üblich ist, sondern als Richtungsweiser, also zwei Räder links, zwei Räder rechts  der Mittellinie. Wie gesagt, die Strasse ist leer …

Hunde und Mönche

Hunde haben in Asien ein interessantes, wenn auch meistens kurzes Leben. Es gibt weder Leinenzwang noch Hundeschulen, weder Chappi noch Spaziergänge mit dem Herrchen, dafür spannende Ausflüge auf die Autobahn, wie es scheint.

Bello, der mit stoischer Ruhe die Strasse in dem Moment überquert, als wir uns nähern, ist einer von ihnen. Wir halten den Atem an, sehen ihn bereits als blutendes Bündel am Strassenrand liegen, da dreht er im letzten Moment ab, lässig, beinahe überheblich, also wollte er sagen: Leckt mich doch alle!

Am Strassenrand hält ein anderes Sammeltaxi an, eine Ladung Mönche entspringt ihm, sie sind offenbar in grosser Not, denn auch die heiligsten der Heiligen müssen mal.

A1 Hotel

Dass es dummerweise ein Hotel namens A1 und eines namens AD-1 gibt, führt erwartungsgemäss zu Missverständnissen und – vor allem bei den Taxichauffeuren – zu Frustrationen. Natürlich landen wir im falschen Hotel, was aber den Betelnuss-Drögeler, der mein Taxi fährt, nicht im Geringsten aus der Ruhe bringt (was einmal mehr bedeutet, dass kontrollierter Drogengenuss auch seine Vorteile haben kann).

So bin ich also im A1, einem durchaus empfehlenswerten Hotel, das – die Überraschung ist gross – ein funktionierendes Wlan zur Verfügung stellt. Es liegt strategisch günstig, nicht allzu weit vom Zentrum und auch nicht allzu laut.

Aber Mandalay – so schön der Name auch klingt – ist definitiv keine schöne Stadt, war sie vor elf Jahren bei meinem ersten Besuch nicht und ist es immer noch nicht.

Hat sich was geändert? Auf den ersten Blick nicht, auf den zweiten jedoch schon. Werbeplakate für Handys und alle anderen technologischen Errungenschaften – vor 11 Jahren noch völlig unbekannt, ebenso WiFi und funktionierende Internetverbindungen – sind allgegenwärtig. Es gibt nun jede Menge Roller, beinahe wie in Hanoi, dafür muss man die Trishaws suchen. Schade. .

Als erstes setze ich mich in ein Strassencafé und bestellt ein Myanmar Beer. Es ist das beste Bier, das ich seit Ewigkeiten getrunken habe. Die Müdigkeit dürfte dabei eine gewisse Rolle gespielt haben …

Auf der Suche nach Min-Min

Der Abend ist kurz und vor allem – zappenduster. Mandalay hat vieles, aber keine Strassenbeleuchtung.

Auf der Suche nach einem Restaurant namens Min Min stolpere ich an tiefen Pfützen (es muss massiv geregnet haben) vorbei, immer auf der Suche nach den paar Zentimetern, die es braucht, um den vielen Autos und Rollern, die im Höllentempo vorbeirauschen, auszuweichen. Und dann – nichts mehr, nur noch tiefer Schlaf, während vor dem Fenster die Geräusche der Nacht langsam verstummen.

 

PS Song zum Thema: ZZ Top – Beer Drinkers and Hell Raisers

Und hier geht die Reise weiter …

 

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