Burma bedeutet nicht nur die Tempel von Bagan, den Goldenen Felsen oder den Inle-See.

Es sind die Menschen, die in ihrer Freundlichkeit etwas ausstrahlen, das uns längst verloren gegangen ist. Eine Freundlichkeit, die nicht einen Gegenwert erwartet, es ist vielmehr eine von innen kommende Herzlichkeit.

Dies ist also die zweite Reise durch ein Land, das mein Herz vor ein paar Jahren im Sturm erobert hat. Es gibt noch keine konkreten Pläne. Vielleicht zuerst nach Hsipaw im Nordosten, später dann möglicherweise nordwärts dem Irrawaddy entlang nach Bhamo und schliesslich via Kalaw zum Inle-See.

Mal sehen, was mich erwartet.

The Golden Rock
The Golden Rock – besonderes Heiligtum der Buddhisten
Myanmar Highlight - the Inle Lake
Boote auf dem Inle Lake
Myanmar Highlight - Bagan
Tempel in Bagan

Ein merkwürdiges Gefühl

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, durch ein Land zu reisen, das bis vor wenigen Jahren noch so verschlossen war wie eine Auster. Genau 7 (!) Tage wurde ein Visum gewährt, 7 Tage, um ein Land zu bereisen, das flächenmässig beinahe doppelt so gross ist wie Deutschland.

Man musste sich also sputen, um auch nur einen kleinen Teil der Sehenswürdigkeiten des Landes zu erkunden. Und bei einer zeitlichen Übertretung der Visumsfrist kannten die Behörden kein Pardon.

Heute hat sich vieles geändert. Vielleicht nicht in allen Köpfen (vor allem nicht in den Betonköpfen der Militärs, die entgegen der landläufigen Meinung immer noch die Macht innehaben, es ist sichtbar an alltäglichen Beobachtungen.

Im Gegensatz zu 2004 gibt es tatsächlich ein funktionierendes Internet, Mobiltelefone sind alltäglich, genauso wie Wifi, das verbreiteter ist als in unseren Breitengraden. Auf den Strassen sind immer weniger die wunderbaren Fahrrad-Rikschas anzutreffen, wo man mit dem Rücken zum Fahrer sitzt. Dafür gibt es nun Millionen von Motorrädern und Roller, die sich auf den Strassen den Platz streitig machen (siehe Mandalay).

Seltsam und faszinierend

Und trotzdem bleibt das Land ebenso seltsam wie faszinierend. Das wird schon bei der Ankunft in Mandalay klar.

Wie erkennt man einen Geisterflughafen? Wenn man den Eindruck hat, im Nirgendwo gelandet zu sein? Oh yes. Wenn die Anzahl der Bediensteten, die fleissig herumwuseln, die Anzahl der Fluggäste bei weitem übertrifft? Könnte sein. Wenn sich auf der zuführenden Autobahn gerade mal ein einziger Hund verirrt hat? Definitiv.

Dann ist man in Mandalay International gelandet, knapp 50 Kilometer südlich von Mandalay, umgeben von Sümpfen und anderem Grün und sonst nichts.

Und genauso geht es weiter auf dem Burma-Trip. Mal mit einer altersschwachen Bahn von Mandalay Richtung Norden, dann flussaufwärts auf dem Irrawaddy, auf furchterregender nächtlicher Fahrt auf einem Motorrad, zu Fuss durch Wälder und Hügel …

Freundlich und friedlich

Auch beim zweiten Besuch ist Myanmar nicht einfach nur betörend, es ist schlicht eine Offenbarung. Das Land bietet alles, was das Traveller- und Backpacker-Herz erfreut.

Ungemein freundliche und friedliche Menschen (auch wenn es angesichts des Rohingya-Dramas kaum vorstellbar ist, siehe nächsten Abschnitt).

Tausend Pagoden, tausend Tempel.

Züge, die so sehr hin und her schwanken, dass man seekrank wird.

Löchrige Strassen, wunderbares Essen …

Doch wie oben erwähnt, verändert sich das Land seit der Öffnung rasend schnell. Die Frage ist immer die gleiche: soll die frühere (arme, rückständige, aber freundliche, günstige) Welt erhalten bleiben, oder bringt die Entwicklung (mit den ins Land einfallenden Horden von Touristen) die Menschen und ihr Land tatsächlich vorwärts?

Die Antwort ist je nach Sicht unterschiedlich.

Widersprüchlich und aggressiv

Die Beziehungen zwischen den vielfältigen Volksgruppen sind kompliziert. Und sehr gefährlich. Es gibt in verschiedenen Teilen des Landes, vor allem im Nordosten, Rebellengruppen, die mehr Autonomie und Schutz ihrer Ethnie einfordern. Auch Gewalt gehört zum Instrumentarium des Widerstands. Es kann also gut vorkommen, dass man zwecks Vermeidung von Zusammentreffen mit den besagten Rebellengruppen weite Umwege fahren muss (Zurück nach Mandalay).

Und nicht zu vergessen – das Verbrechen an den muslimischen Rohyngas, ein eigentlicher Genozid, ein Vernichtungskrieh, der nicht nur durch die Regierung und das Militär, sondern auch durch die so friedlichen und frommen Buddhisten aktiv unterstützt wird.

Eine Schande, die man sich vor einem Besuch dieses wunderbaren Landes vor Augen führen sollte.

Ein paar Tipps zu den Myanmar Highlights

Visum. Noch vor wenigen Jahren auf maximal 7 Tage begrenzt, heute bis zu einem Monat gültig (und kann gegen Entgelt verlängert werden).

Mandalay. Die Stadt mit dem magischen Namen, in der Mitte des Landes gelegen, ist im Begriff, zu einer dynamischen Metropole zu werden.

Vorbei ist die Ruhe und Entspanntheit, die bis vor kurzem noch geherrscht hat. Heute sind die Strassen voll, der Lärm allgegenwärtig. Trotzdem hat die Stadt ihren Reiz behalten, und der gemächliche Gang hinauf zum Hügel mit den wunderbaren Tempeln ist immer noch ein Highlight.

Ausserdem ist Mandalay Ausgangspunkt zu den nahegelegenen Hotspots Mingun, Amarapura oder Inwa. Und nicht zu vergessen – hier startet die Bahn in Richtung Norden nach Bhamo oder Myitkyina. Oder aber in nordöstlicher Richtung nach Hsipaw oder Lashio.

Hsipaw liegt auf dem Weg von Mandalay in Richtung von China. Und dort ist der Einfluss des grossen und mächtigen Nachbarn ganz besonders intensiv zu spüren.

Das Städtchen auf dem Weg nach Lashio bietet viel, vor allem wunderbare Trecks in die Hügel der Umgebung. Der Zug nach Hsipaw ist an sich schon ein Erlebnis, Höhepunkt ist der Gokteik Viadukt.

Gokteik Viadukt. Es handelt sich dabei um die berühmteste Eisenbahnbrücke Burmas, die im Auftrag der Briten ab 1899 von den Amerikanern gebaut wurde. Er ist fast 800 Meter lang und 111 Meter hoch. Er wird nur im Schritttempo befahren, was den klickenden und surrenden Foto- und Videoamateuren im Zug die Gelegenheit gibt, ihre Künste anzubringen.

Und ganz besonders zu empfehlen

Bhamo. Die Stadt im Nordosten des Landes, in der Nähe der Rebellengebiete gelegen und deshalb immer ein bisschen mit Vorsicht zu geniessen, ist mit allen möglichen Transportmitteln zu erreichen. Vom Boot über den Irrawaddy über die Strasse bis zum Zug bis nach Katha und von dort mit dem Boot. Und natürlich per Flugzeug.

Man sollte auf keinen Fall auf die Bahnfahrt von Mandalay in den Norden verzichten. Wer ein wirklich verrücktes Erlebnis haben möchte, nimmt den Zug bis Naba und anschliessend das Schiff auf dem Irrawaddy von Katha nach Bhamo.

Bagan. Gibt es dazu noch etwas zu sagen? Kaum. Ausser dass man sich sputen muss, um noch vor dem Ansturm des Massentourismus noch etwas von den unvergleichlichen Atmosphäre der Tausend Tempel mitzubekommen.

Auch die Flussfahrt auf dem Irrawaddy von Mandalay bis Bagan stellt in jeder Hinsicht etwas Besonderes dar. Und nicht nur dann, wenn der Schiffsmotor den Geist aufgibt und man irgendwo im Niemandsland strandet (wie bei meiner ersten Burma-Reise in lebhafter Erinnerung.)

 

Und hier beginnt die Reise …