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Ladakh/Rajasthan

Delhi – Another Day in Paradise

Oh, yes think twice, it’s just another day
For you and me in paradise
Oh, yes think twice, it’s just another day
For you, you and me in paradise
Just think about it, just think about it …

Ich bin kein grosser Fan von Phil Collins, aber einige seiner besten Songs gehören in jede Bestenliste.

Beispielsweise Another Day in Paradise.

Ist es zynisch, ausgerechnet in einem Moloch wie Delhi vom Paradies zu sprechen? Nein. Denn die folgenden Textpassagen erklären, was ich meine.

She calls out to the man on the street
„Sir, can you help me?
It’s cold and I’ve nowhere to sleep
Is there somewhere you can tell me?

He walks on, doesn’t look back
He pretends he can’t hear her
He starts to whistle as he crosses the street
She’s embarrassed to be there

Wir sind Beobachter, unbeteiligt, kalt, distanziert. Fremdkörper. Voyeure, aus dem Paradies kommend, ins Paradies zurückkehrend.

Wer etwas anderes behauptet, hat nichts verstanden …

 

Zurück, wo das Leben tobt

Heute nehme ich Abschied von Delhi. Abschied von Indien.

Vielleicht macht es der Eindruck des letzten Tages irgendwie leichter, durch den dichten Smogschleier, der den ganzen Tag über auf der Stadt lastet, zu spazieren. Delhi soll im letzten Jahr Bejing als Stadt mit der schlimmsten Luftverschmutzung abgelöst haben.

Neu-Delhi ist die Stadt mit dem weltweit höchsten Feinstaubgehalt in der Luft. Dieser liegt noch 45 % höher als im ebenfalls für extremen Smog bekannten Peking, das den zweiten Platz belegt. 2006 hatten, bei damals noch besserer Luftqualität – 40 % der Kinder der Stadt Atemwegsprobleme. Als Hauptursache wird der ausufernde Fahrzeugverkehr angesehen. Im März 2015 stellte ein Gericht fest, dass die Luftverschmutzung in Neu-Delhi „außer Kontrolle“ sei. Versuche, das Problem durch Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Umstellung von Bussen und Autorikschas auf Gasbetrieb zu lösen, führten vor gleichzeitiger Neuzulassung von 1400 neuen Kraftfahrzeugen täglich, viele davon mit Dieselantrieb – zu keiner Verbesserung der Situation. Die extreme Luftverschmutzung wird zum Wachstumshindernis, da ausländische Investoren nur schwer Mitarbeiter zum Umzug in die Stadt bewegen können. 2016 und 2019 wurden kurzzeitig Fahrverbote, welche abwechselnd für Fahrzeuge mit geradem oder ungeradem Kennzeichen galten, erlassen. Im Herbst und Winter stiegen die Belastungen wegen der landwirtschaftlichen Brandrodungen jeweils weiter an. (Wikipedia)

Alles andere als ein Spaziergang in gesunder Luft. Aber für mich bedeutet es lediglich einen kurzen Abstecher in eine Art Todeszone, während dies für Millionen Stadtbewohner eine alltägliche Zumutung und Gefahr darstellt.

 

Siesta indian style
Siesta nach indischer Art
Tailor at work on the sidewalk
Schneider bei der Arbeit auf dem Trottoir
Sugar cane becomes sweet juice
Zuckerrohr wird zu süssem Saft

Connaught Place

Also ein letzter Gang durch die Strassen und Gassen, heute im modernen New Delhi, zuerst bis zum Connaught-Place und dann die lange Janpath Road hinaus bis zum India Gate und wieder auf dem Gandhi Marg zurück.

Der sichtbare Unterschied zwischen extremer Armut und exorbitantem Reichtum zeigt sich nirgends krasser als beim Connaught Place. Der Weg zu Fuss von Old Delhi zum Connaught Place ist ein Ausflug auf kürzester Distanz zwischen zwei völlig verschiedenen Arten von Indien. Man beginnt mitten im Chaos, in der Kakophonie von Old Delhi, wo die Armut aus den Augen starrt, flaniert auf einer langen Strasse entlang, nickt den Familien zu, die auf den Gehsteigen wohnen, und verlässt langsam und beinahe unbemerkt das arme Indien und gelangt zum anderen Indien, wo nicht die Armut, sondern der schockierende Reichtum zuhause ist.

Man überquert mit eiligen Schritten die mehrspurige Strasse, die rings um den Connaught Place geht, tritt durch einen der Eingänge und glaubt einen Augenblick, in einer anderen Welt gelandet zu sein. Eine Welt des Geldes, der schönen Dinge, der schönen Menschen, des zur Schau gestellten Wohlstands. Die Preise in den zahlreichen Boutiquen, wo sich tout Delhi und seine Jeunesse Dorée trifft, unterscheiden sich nicht von denen der Bahnhofstrasse in Zürich, im Gegenteil, sie scheinen eher noch höher zu sein. Was aber niemanden zu stören scheint …

Der Connaught Place ist Dreh- und Angelpunkt von Neu-Delhi. Er steht in einem großen Kontrast zum überfüllten Zentrum von Alt-Delhi. Der Platz mit erhabenen Fassaden und klassischen Säulen wurde vom Chefarchitekten der indischen Regierung Robert Tor Russell (1886–1953) geplant und ist damit eines der wenigen Viertel der Stadt, die nicht von Lutyens und Baker erdacht wurden.

 

Connaught Place
Sichtbarer Reichtum am Connaught Place

Der Platz ist für ein klassisches Einkaufszentrum sehr großzügig angelegt worden. Ähnlich dem parlamentarischen Hauptquartier südlich sind die Geschäfte und Büros in prächtigen Gebäuden mit Arkadengängen untergebracht. Der Connaught Place beherbergt ein immenses touristisches Angebot, eine große Anzahl von Hotels und Restaurants. (Wikipedia)

 

Das India Gate

Bei einer Tasse Kaffee in einem der schmucken kleinen Restaurants beobachte ich für eine Weile das Leben auf einem anderen Planeten, bis es mir zuviel wird und ich die die Flucht vor soviel Geld und Macht ergreife.

Die Strassen in Richtung des India Gate sind nun breit und gut gepflegt, sogar die Gehsteige sind für einmal nicht bewohnt und frei von abgestellten Motorrädern, Fahrrädern, TukTuks und anderen Dingen, die den Weg versperren. Es ist – wie überraschend – sehr heiss, aber angesichts der Tatsache, dass Hitze und Sonne schon bald eine ferne Erinnerung sein werden, geniesse ich die brennenden Sonnenstrahlen.

 

India Gate
Das India Gate – fast wie der Arc de Triomphe

Das India Gate taucht in der Ferne auf, eine surreale Erscheinung inmitten grüner, gepflegter Wiesen. Es wurde nach dem Muster des Arc de Triomphe in Paris entworfen, allerdings sucht man hier vergebens nach der Avenue des Champs-Élysées.

Ich bin – auch nicht überraschend – nicht der einzige Besucher an diesem sonnigen Tag.

 

I am not the only visitor
Ich bin nicht der einzige Besucher

Back to Paradise

Dann ist dies also, wie immer mit elender Zuverlässigkeit, der letzte Tag. Natürlich nicht ganz, denn morgen früh fliege ich erst mal nach Doha, muss dort dank meiner Blödheit ungefähr achtzehn Stunden auf den Weiterflug warten, bis ich dann endlich am Samstagmorgen den restlichen Teil bis Zürich absolvieren darf (Blödheit deswegen, weil ich bei den Buchungsknopf drückte, bevor ich das Reiseprogramm gelesen hatte).

So wartet auf mich also ein unglaublich langweiliger und völlig überflüssiger Aufenthalt an einem der Orte auf der Welt, an denen ich nicht mal begraben sein möchte. Aber wer weiss, es sind vielfach gerade diese unplanbaren Dinge, die etwas Überraschendes enthüllen könnten. Warten wir’s ab.

Aber Indien hat es wieder mal geschafft, mich auf seine Seite zu ziehen, und einmal mehr bin ich überzeugt, dass es kein anderes Land gibt, nicht mal annähernd, dass diese unglaubliche Vielfalt bietet. Man kann es lieben, so wie ich, oder hassen, wie viele andere, die sich schwören, lieber den Rest ihres Lebens zuhause zu verbringen, als noch ein einziges Mal nach Indien zu reisen. Es ist müssig, sich Gedanken zu machen, warum es so oder so ist. Man liebt es, oder man hasst es. Dazwischen gibt es nicht allzu viel. Aber ich bin sicher, dass wir von diesem Land noch viel hören werden. So oder so …

Dann bis morgen, im Doha-Purgatorium.

 

PS (überhaupt nicht passender) Song zum Thema:  Jimi Hendrix Experience – All along the Watchtower

Und hier geht die Reise weiter … ins Doha Fegefeuer

 

Ladakh/Rajasthan

Delhi – Das hässliche Gesicht

Wenn die Götter uns bestrafen wollen, erhören sie unsere Gebete.

Eine Weisheit, die immer dann präsent wird, wenn die Erhörung der Gebete an ihr Ende kommt. Wenn man einsieht, dass alles Schöne, Aufregende, Interessante unausweichlich dem Schluss entgegensteuert.

So geht es mir heute, an diesem Morgen, der wie jeden Tag erst grau, dann weiss, dann blau erwacht. [Das erinnert mich an ein grossartiges Buch von Margriet de Moor „Erst grau, dann weiss, dann blau“.]

Seltsam, dass Geschichten die zuverlässigsten Freunde des Erinnerns sind. Manchmal tauchen sie unerwartet auf, meistens nur bruchstückhaft, Geschichten, die jemand erfunden hat und trotzdem Teil der Identität sind. Als hätte man sie geborgt.

Orte wie Macondo im Dschungel Kolumbiens, Gondor und Lothlorien in Mittelerde, der Wüstenplanet, Walanders Ystad. Oder Personen wie José Arcadio Buendia. George Smiley. Gandalf und Frodo. Tyrion Lannister …

Sie gehören zu mir wie die Orte meiner Kindheit. Meine Freunde. Meine Kinder …

Irgendwie beruhigend in dieser seltsamen Zeit. Niemand ist wirklich allein. Oder doch? Ich weiss es nicht …

 

Das 1000-Watt-Kind

Für das letzte Teilstück, von Jaipur nach Delhi, nehme ich den Zug (wer weiss, an welchem Arsch der Welt mich ein Bus absetzen würde; nach dem Debakel von Manali nach Delhi bin ich vorsichtig geworden)

7.55 steht auf meinem Ticket, und auf die Sekunde genau um 07.55 fährt der Zug los. Der Sessel am Fenster ist sehr komfortabel, die Sicht perfekt, das Wetter so schön, wie es sein sollte.

Allerdings habe ich schlecht geschlafen, meine Augen fallen nach einer knappen halben Stunde zu, und ich bin bereits daran, in wunderschöne Traumlandschaften wegzugleiten, da werde ich durch ein wildes Geheul aufgeschreckt.

Eine indische Familie hat sich an der letzten Station eingefunden, ein Elternpaar, zwei Kinder, das jüngere, ein Mädchen, vielleicht 2 Jahre alt, der Junge etwa zehn. Zu diesem Zeitpunkt weiss ich noch nicht, dass das Kind von den sechs Stunden bis Delhi geschlagene fünf durchschreien wird und zwar in ohrenbetäubender Lautstärke. Doch stören tut es niemanden, zumindest keine Inder.

Diesmal hilft die Musik, vor allem die laute, lärmige, und nur ganz selten vermag das 1000-Watt-Kind Metallica oder Guns ’n‘ Roses zu übertönen. Danke Axel, danke James Hetfield …

 

Bye-bye Rajasthan

UInd so gleitet Rajastan am Fenster vorbei, manchmal im Schritttempo, manchmal in geradezu erschreckender Geschwindigkeit von beinahe 80 km/Std.

Die Landschaft wird langsam grüner, die Halbwüste bleibt zurück, doch immer noch sieht man die Frauen auf den Feldern arbeiten. Hier in Rajastan tragen sie meistens farbige, vor allem rote oder orange und ganz selten grüne oder gelbe Seidengewänder, die wie feine Gespinste an ihren Körpern herunterfliessen.

Ein Hauch von einem Schleier bedeckt ihren Kopf, manchmal über das Gesicht gezogen, manchmal auch nicht, und dann, wenn man einen Blick aus den dunklen Augen erhascht, steht für einen Augenblick die Welt still. Die Inderinnen sind nicht nur schön (falls sie nicht ausgemergelt und erschöpft vom harten Leben sind), sie scheinen etwas auszustrahlen, was man nicht auf den ersten Blick begreifen kann.

 

Armut

Je näher man der Hauptstadt kommt, desto ärmlicher erscheinen mir die Dörfer.

Die Müllhalden ziehen sich nun bis in die Strassen und Gassen hinein, schmutziggrüne Teiche voller Abfall und mit einer Schicht aus allerhand üblem Gewächs bedeckt, liegen direkt vor den Häusern.

Die besten Voraussetzungen, um allen möglichen Krankheitserregern eine schnelle und zuverlässige Entwicklung zu gewährleisten. Kinder spielen in unmittelbarer Nähe, holen sich jede nur erdenkliche Krankheit.

Das sind die Dinge, die ich nie verstehen werde.

 

Irgendwo fängt Delhi an

Wahrscheinlich weiss niemand genau, wo Delhi beginnt. Ist es dort, wo mitten im Niemandsland oder umgeben von ärmlichen Hütten riesige Wohnblöcke stehen oder am Entstehen sind? Manche sind ganz offensichtlich fertig, aber da ist niemand, keine lebende Seele.

Über Kilometer und Kilometer ziehen sich unförmige hässliche Bauten hin, erstellt für eine wachsende Bevölkerung?

Doch wer soll hier wohnen?

Wer es sich leisten kann, wird niemals hierherziehen, und wer es sich nicht leisten kann, wird sogar seine Bruchbude mitten im Slum vorziehen.

 

Slums

Und doch weiss man genau, dass man in Delhi ist.

Dann, wenn entlang der Bahnlinie die ersten Slums auftauchen.

Wie soll man sie beschreiben? Es sind eng aneinander gebaute Hütten (oder kann man sie überhaupt Hütten nennen? Gibt es einen architektonischen Ausdruck dafür?), ohne Zwischenräume, teilweise mit rohen Backsteinen oder dem, was gerade da war, notdürftig befestigt, manchmal mit Dach, manchmal ohne, manchmal nur mit einer Blache bedeckt, und überall, vor, auf und neben den Häusern, Kinder, viele, viele Kinder.

 

Slums in Delhi 1  Slums in Delhi 2

Slums in Delhi 3  Slums in Delhi 4

Slums in Delhi 5  Slums in Delhi 6

Slums in Delhi 7  Slums in Delhi 8


Das hässliche Gesicht

Auch das ist Indien.

Nicht das Indien der Touristen, nicht das IT-Indien, nicht Bangalore oder die anderen Hotspots der erfolgreichen IT-Industrie des Landes.

Das hier ist das hässliche Gesicht des Landes.

Bangalore ist Hoffnung, das hier ist Hoffnungslosigkeit.

Zwei Drittel der Menschen in Indien leben in Armut: 68,8 % der indischen Bevölkerung müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen. Über 30 % haben sogar weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag zur Verfügung – sie gelten als extrem arm. Damit zählt der indische Subkontinent zu den ärmsten Ländern der Erde. Am stärksten unter der Armut in Indien leiden Frauen und Kinder, die schwächsten Glieder der indischen Gesellschaft.

Und so fährt man vorbei, ebenso erzürnt wie hilflos.

Dann tauchen Fragen auf, die man nicht beantworten kann …

Irgendwann wird ein Sturm kommen.

 

PS Song zum Thema: Little Axe – Storm is rising

Und hier geht die Reise weiter … mit dem letzten Tag in Delhi

 

Ladakh/Rajasthan

Die Schönheit der Leere

Was ist das Berückende an den Bergen, an den leeren stillen einsamen Orten, wo der eigene Atem das einzige Geräusch ist?

Ist es der Blick ins Nichts? Oder die Schönheit des Nichts?

Die Berge sind nur noch eine Erinnerung, bereits fern, bereits unwirklich.

Der Blick am frühen Morgen, nach einer ohnmachtsähnlichen Nacht, geht instinktiv nach Norden, dorthin, wo sind uns verloren gegangen sind. Sie sind noch da, ebenso die Geister, die uns begleitet haben. Aber jetzt sind wir hier, im lärmigen Manali, etwas verloren und ratlos und auch etwas traurig. Ich bezweifle, dass ich sie noch einmal sehen werde. Und wenn ja, dann anders, nicht mehr mit der gleichen Hingabe. Wie alles, was beim zweiten oder dritten Mal anders erscheint.

Das ist der Grund, warum ich ungern an die gleichen Orte zurückkehre. Immer geht dabei etwas verloren.

Zurück in der Vorhölle

Frühstück im noch verschlafenen Städtchen, Banana-Pancake und heisser starker Black Coffee. Ich lehne mich zurück, schalte die Gedanken ab, bin einfach nur noch hier, während die TukTuks sich die steilen Gassen hinaufquälen, blaue Abgase und mörderischen Lärm hinter sich herziehend.

Ich spüre eine lange nicht mehr empfundene Melancholie. Es ist ja auch ein Abschied (nicht nur von Anja, die noch ein paar Tage hierbleiben wird), auch von Ladakh, von den Bergen, der Abgeschiedenheit, dem Indien in den Bergen, das so ganz anders ist. Denn jetzt bin ich zurück im wahren Indien, dem lärmigen, heissen, verrückten Indien. Dort, wo die Luft anders riecht als irgendwo auf der Welt. Dort, wo die Farben intensiver leuchten. Dort, wo der Motor lauter dröhnt.

Und immer, wenn ich in Indien bin, tauchen Bilder auf, zwar längst in einer unteren Schublade des Gedächtnisses versorgt, doch immer noch da, wartend, wieder hervorgeholt zu werden. Es ist die alte Liebe oder der alte Hass, alles meldet sich zurück, die Bilder, die Phantasien, die Illusionen.

Wherever you look, everything is smaller or bigger, but certainly different
Wo immer man hinschaut, ist alles kleiner oder grösser, aber sicher anders
Two worlds meeting
Zwei Welten begegnen sich

Ein Bus, der nicht kommt

Ich bin also zurück, hier in Manali noch in einer Art Ruhe vor dem Sturm, bevor dann spätestens in Delhi die wahre Vorhölle beginnt. Vorerst geht es aber darum, noch einmal tüchtig Luft zu holen, denn ab morgen ist diese ein seltenes Gut. Um drei mache ich mich auf den Weg zur Busstation, genaue Angaben über die Busnummer und Sitz auf meinem Ticket.

Eine Wiese irgendwo am Rand der Stadt dient als Busbahnhof.

Dieser Ausdruck ist etwas übertrieben, denn es handelt sich lediglich um eine wirre Anhäufung von Bussen, von TukTuks, Autos, Verkaufsständen und Restaurants und tausend Menschen, die irgendwas damit zu tun haben. Fragt sich nur was, denn nirgends ist jemand zu sehen, der das Ganze unter Kontrolle hat. Der mir sagen kann, warum ausgerechnet mein Bus nirgends zu sehen ist.

Bus station in Manali
Irgendwo hier müsste mein Bus sein (was er aber nicht ist)

Irgendjemand telefoniert dann auf meine Bitte hin doch mit irgendjemandem, um die Auskunft zu erhalten, dass der Bus verspätet ist. Ach so. Wäre ich nicht draufgekommen.

Die Busse fahren einer nach dem anderen ab, verschwinden in einer Wolke aus Dieselabgasen und Staub … und ich warte immer noch auf meinen Bus mit der Nummer 14387. Man erbarmt sich schliesslich meiner und steckt mich kurzentschlossen in einen anderen Bus. Ok, der ist zwar noch leer, aber ich weiss, dass er sich irgendwann irgendwo füllen wird. Das wird eine interessante, lange und mühselige Fahrt werden. Ich bin gespannt, auch wenn mich meine Erfahrungen gelehrt haben, dass schlechte Omen selten zu positiven Ergebnissen führen.

Drei ehrwürdige alte Sikhs

Wie befürchtet, füllt sich der Bus schnell.

In Manali, kurz nach der überfälligen Abfahrt, dachte ich noch voller Hoffnung auf einen nicht gar zu vollen Bus, aber eben, solche Erwartungen sind selten realistisch. Ich hänge am Fenster, beobachte das Licht, das warme farbige indische Licht, das sich ins Dunkel verkriecht.

Reise von Manali nach Delhi
Eine lange Reise von Manali nach Delhi

Nach vielen Stopps und dem Zusteigen weiterer Passagiere, wird es still im Bus. Die jungen Leute haben die Wolldecken über den Kopf gezogen, manchmal hört man ein leises Schnarchen. Friedvoll.

Wären da nicht drei ehrwürdige alte Sikhs, Turbane auf dem Kopf, in weisse Gewänder und knallenge weisse Leggins gekleidet, die als allerletzte Passagiere eingestiegen sind. Sie sind ausserdem ziemlich korpulent, ihr BMI muss mindestens 30 oder einiges mehr betragen. Einer der drei, mit einem gigantischen Bart, zwängt sich mit Schnaufen und Ächzen auf den letzten noch verbliebenen leeren Sitz, nämlich den neben mir, während sich die beiden anderen auf die Nebensitze drängen.

Mein Nachbar würdigt mich keines Blickes, und so ergibt sich eine unausgesprochene gegenseitige verächtliche Abneigung. Was allerdings eine Ausnahme ist, denn eigentlich mag ich alte Inder, sie strahlen meistens eine besondere Würde aus. Diese drei seltsamen Männchen sind eine Ausnahme. Immer, wenn sich mein Sikh auf seinem Sitz bewegt, komme ich mir vor wie auf einer Wassermatratze, es schaukelt und federt und schwingt. Dafür brummelt er ungehalten irgendwas in seinen Bart, wenn ich aufstehen will und er seinen massigen Körper bewegen muss.

Tja, die drei sind wahrlich nicht das Salz der Erde …

Mir ist natürlich einigermassen bekannt, worum es bei der Sikh-Religion geht. Eine der heiligen Regeln besagt zum Beispiel, dass sich die Männer ihre Haare nicht schneiden dürfen. Das führt natürlich organisatorisch und ästhetisch zu gewissen Problemen, also versteckt man sie unter einem Turban. Aber jetzt kommt das Schöne: ich kann mir einen Grinser nicht verkneifen, als ich feststelle, dass unter dem überdimensionierten Turban meines Sikhs ein letztes mickriges Schwänzchen geblieben ist. Alles andere hat den Weg alles Vergänglichen genommen. Was mich beinahe versöhnt mit ihm …

Der Hauch einer kühlen Brise

Ich erwache aus meiner Bewusstlosigkeit, und tatsächlich, ein neuer Tag ist angebrochen.

Die Nacht vor dem Fenster ist jetzt, um halb zwei, nicht etwa dunkel und still, sondern von Hunderten von Lichtern durchbrochen. Wenn jemand einen Eindruck von der Dynamik des indischen Subkontinents gewinnen will, dann sollte er sich einfach mitten in der Nacht an eine beliebige Strasse stellen und schauen, welche Post da abgeht. Lastwagen kreuzen sich auf schmaler Strasse, man hupt wie üblich, was das Zeug hält, Kanten von Lastwagenseiten schrammen gelegentlich haarscharf an meinem Fenster vorbei.

Mein Sikh bleibt im Bus, ich steige wieder mal über ihn hinweg, sein böses Knurren verstärkt mein spöttisches Grinsen. Es ist warm, die mitternächtliche Wärme Indiens, die ich immer geliebt habe. Sie schlägt nicht mehr auf deiner Haut auf, sie ist versöhnlich geworden, der Hauch einer Brise löst Ekstase aus.

My bus in the Indian darkness, somewhere
Mein Bus in der indischen Dunkelheit, irgendwo

Eine falsche Frage

Erstaunlicherweise gehen die 14 Stunden Fahrt bis Delhi relativ zügig vorbei, auch wenn ich gestehen muss, dass mir für solche Abenteuer langsam die Lust fehlt.

Ich könnte es soviel einfacher haben, aber nein, es muss der verflixte Bus sein. Ausserdem bin ich wieder mal der einzige Ausländer, kein Mensch scheint ein verständliches Englisch zu sprechen, und der Zugbegleiter redet so schnell und so schlecht, dass ich kaum die Hälfte verstehe. Es schleicht sich auch das dumpfe Gefühl ein, dass man mich nicht mag, dass man alle Ausländer nicht mag. Vielleicht täusche ich mich, aber das folgende Kapitel zeigt einmal mehr, dass man seiner Intuition trauen sollte.

Ich kann mich erinnern, dass der Zugbegleiter das Kashmiri Gate erwähnt hat, also der Ort, wo ich aussteigen muss.

Beim ersten Halt – es ist heller Morgen geworden – glaube ich tatsächlich diesen Ausdruck zu hören, frage vorsichtshalber nach und versichere mich bei mehreren Passagieren, dass es sich im das besagte Gate handelt. Jeder nickt (und lacht wahrscheinlich hinter meinem Rücken), denn nachdem ich ausgestiegen bin und ein TukTuk oder Taxi suche, erkenne ich den Fehler. Ich befinde mich irgendwo ausserhalb Delhis, etwa 30 Kilometer, wie sich herausstellt, und das entsprechende Taxi kostet ziemlich genau das Doppelte als die ganze Busfahrt gekostet hat.

Wiedersehen mit Old Delhi

Nun, immerhin bringt er mich ins Hotel, wo mitten in Old Delhi ein reserviertes Zimmer auf mich wartet. Die Fahrt dahin, durch enge Gassen, vorbei an einer geschätzten halben Million Menschen und Hunden und Kühen, bringt mich in Windeseile mit dem in Kontakt, was ich unter Indien verstehe.

Und oh Wunder – plötzlich fühle ich mich ausgesprochen wohl. Seltsam, irgendwie fühlt es sich an, als wäre ich nach Hause gekommen.

This is India
Das vergisst man nie, das ist Indien

Am frühen Nachmittag wage ich die ersten Schritte hinaus ins Spektakel, gehe langsam und mit offenen Augen und Ohren (und Nase, denn in Indien riecht es immer nach Irgendwas, was man lieber nicht wissen möchte) durch die Strassen, dem Connaught Place zu.

Der Platz mit erhabenen Fassaden und klassischen Säulen ist Dreh- und Angelpunkt von Neu-Delhi, also in einem großen Kontrast zum überfüllten Zentrum von Old-Delhi. Er ist für ein klassisches Einkaufszentrum sehr großzügig angelegt worden. Ähnlich dem parlamentarischen Hauptquartier südlich sind die Geschäfte und Büros in prächtigen Gebäuden mit Arkadengängen untergebracht. Der Connaught Place beherbergt ein immenses touristisches Angebot, eine große Anzahl von Hotels und Restaurants. (Wikipedia)

Was immer wieder verblüfft, sind die an sich völlig unwichtigen Details, die im Gedächtnis haften bleiben. Vom ersten Trip die Erinnerung an das schlechteste Cola meines Lebens, beim zweiten das scharfe Essen in einem der angesagten Restaurants mit später auftretenden Magenbeschwerden Johns (der keine scharfen Speisen verträgt).

Diesmal bin ich einfach nur überwältigt durch den ungeheuren Verkehr, die dichten Trauben von Menschen, die krassen Unterschiede zwischen den Ärmsten auf der Strasse und den teuer gekleideten Business People beim Connaught Place. Und das alles innerhalb weniger Meter. Das ist auch Indien …

Aber alles in allem – schön wieder hier zu sein!

 

PS Song zum Thema:  Hope Sandoval and the warm Inventions – Salt of the Sea

Und hier geht die Reise weiter … mit einem Abstecher ins Chaos von Old Delhi

 

Ladakh/Rajasthan

Ladakh – Flug nach Leh

Wird es die Erfüllung eines Traumes werden? Oder doch eher ein Albtraum?

Eigentlich war mir ursprünglich die Unendlichkeit der Berge in Nepal noch etwas näher, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

 

From Zurich to Doha

Ich bin auf dem Weg in Richtung Osten, einmal mehr Richtung Indien, doch diesmal in den Norden. Nach Ladakh im indischen Himalaya.

Das Wetter ist sonnig und ermöglich eine gute Sicht auf die unter uns dahineilenden Länder. Ich muss eingedöst sein, denn der Übergang von den grünen Wiesen und Wäldern zur nahezu menschenleeren Wüste über dem Iran hat irgendwie ohne mich stattgefunden.

Dann ein kurzes Warten in Doha, das mir leblos und künstlich vorkommt (ein verspäteter Blick auf das Flugticket zeigt, dass ich beim Buchen offenbar im Halbschlaf gewesen sein muss. Es überläuft mich jetzt schon ein kalter Schauer, denn ich werde auf dem Heimweg knapp 22 Stunden in diesem kalten und abweisenden Ort verbringen müssen.

 

Fliegen??

Jedes Mal, wenn ich fliege, erinnere ich mich daran, dass vor kurzer Zeit – in Massstäben des Universums vor einer halben Sekunde – kein Mensch auch nur den Gedanken hatte, sich wie ein Adler in die Lüfte zu erheben und andere Länder und Kontinente in wenigen Stunden zu erreichen. Es erinnert mich auch daran, dass wir weit gekommen sind, vielleicht zu weit, wenn wir an die bedrohlichen Auswirkungen unseres Tuns auf das Klima bedenken …

Zum Zeitpunkt dieser Reise gab es noch keine Flying Shame, und Greta Thunberg war ein etwas seltsames Mädchen in Schweden, von dem die Welt noch nichts gehört hatte.

Jetzt ist alles anders. Und man beginnt sich zu überlegen, ob wir uns das, was wir tagtäglich tun – letztlich unser ganzer Lebensstil – überhaupt noch leisten können.

 

Indira Gandhi International Airport

Es ist zwar nur ein Flughafen, ein riesiger neuer für ca. 14 Millionen Einwohner (können auch ein paar Millionen mehr oder weniger sein, wer weiss das schon), auf seine besondere Weise steril, aber trotzdem anders als jeder andere Flughafen. Hat sich was verändert seit dem letzten Mal, doch immerhin ein paar Jahre her? Auf den ersten Blick nicht allzu viel.

 

From Doha to Delhi

Und trotzdem anders. Ist es die Anwesenheit der zahlreichen Geschäftsleute, in teure Armani-Anzügen gekleidet, die typische Managermiene aufgesetzt, immer in bisschen in Eile, immer der eigenen Wichtigkeit bewusst? Oder ist es die Abwesenheit der indischen Gerüche, des Durcheinanders, der Farben, der Sprachen? Es könnte irgendwo auf der Welt sein. Die Künstlichkeit dieser besonderen Flughafen-Welt hat auch hier Einzug gehalten. Technologisch hochstehend, durchorganisiert, ablaufoptimiert.

Kalt und steril. Kein Ort zum Bleiben, nur eine Durchgangsstation.

Genauso sehen die Bilder der Hotels aus, die dem wohlbetuchten Passagier die Wartezeit erleichtern sollen. Lieber schlafe ich auf dem Boden.

Anderes ist gleich geblieben. Ich bin beinahe froh darüber.

 

Ein Kultur-Clash

Der Passbeamte starrt immer noch so lange auf meinen Pass, dass mir die Füsse einschlafen. Es braucht nach wie vor tausend Formulare mit den immer gleichen Fragen, die ausgefüllt werden müssen (immerhin scheint die Frage nach Namen/Vornamen/Beruf und Geburtsort der Eltern und Grosseltern keine Bedeutung mehr zu haben – ein Fortschritt!).

Die Bürokratie treibt immer noch ihre Blüten, allerdings nicht mehr so schlimm wie früher. Niemand weiss, wo alle diese Formulare verschwinden. Werden sie irgendwo aufbewahrt? Oder gleich geschreddert? Gibt es irgendwo geheime Büros, wo sie kontrolliert, sortiert und ablegt werden?

Ein kafkaeskes System. Aber Indien war schon immer ein Land, wo man sich verlieren konnte. So wie Josef K. auf der Suche nach Antworten.

Andere Entwicklungen sind eher überraschend. Das Paar neben mir im Flugzeug nach Delhi – eine Schweizerin und ein Inder mit einem Dutt – wird von den Eltern des Jungen empfangen. Wow! Also keine seit Jahren vorgeplante, organisierte Ehe mit einer schüchternen Dame aus der gleichen Kaste?

Das muss für die indischen Eltern eine schwere Erschütterung ihrer traditionellen Vorstellungen sein. Ihre Gesichter sprechen von der Anstrengung, ein freundliches Willkommen zu bereiten, aber auch von der Enttäuschung, einen Sohn (vielleicht der einzige) an ein weisses Mädchen zu verlieren, ein Mädchen voller Selbstsicherheit, voller Offenheit. Das wird schwierig werden.

Für alle Beteiligten.

 

Schwere Rucksäcke

In der Zwischenzeit ist es spät geworden, Müdigkeit schleicht sich ein. Allerdings gilt es, nochmals gut 3 Stunden zu überstehen. In der überdimensionierten Halle des Domestic Flughafens trifft man nun langsam auf Leute mit dem offensichtlich gleichen Ziel.

Schwere Rucksäcke, Wanderschuhe an den Füssen, dicke Fleecejacken übergeschnürt. Man unterhält sich, gibt gegenseitige Ziele und Pläne bekannt, wundert sich über Vorstellungen, die sich massiv von den eigenen unterscheiden. Im Unterschied zu den geplanten Treks auf Gott weiss wie hohe Berge und Pässe sind meine Pläne bescheiden. Allerdings habe ich noch gar keine, zumindest keine konkreten. Treks sind gut und recht, aber zuerst heisst es, Leh zu erreichen, die ungewohnte Höhe auf 3500 Metern zu bewältigen. Dann sehen wir weiter. Mein bedenkliches Gesicht will nicht so recht zu den vor Vorfreude glänzenden Mienen der Bergsteiger passen.

Wenn das der erste Vorgeschmack ist, bin ich zumindest gewarnt. Ich muss mich wohl darauf einstellen, dass meine Vorstellungen dieser Reise ganz und gar nicht zu denen der übrigen Mitpassagiere passen. Wie dem auch sei, ich freue mich trotzdem auf das, was da kommen möge.

 

Dicke Wolken

Das Flugzeug, das mich nach Leh bringen soll – eigentlich habe ich ein Vorkriegsmodell mit rostigen Flügeln und ausgeleierten Propellern erwartet –, entpuppt sich als ein modernes Modell einer Boing 737. Es ist bis auf den letzten Platz besetzt. Einheimische Touristen, die beim Anblick der Berge in kleine Freudenschreie ausbrechen. Ladakhis auf dem Weg nach Hause. Westliche Touristen wie ich, leicht erkennbar in Daunen- und Fleecejacken und einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht.

 

Delhi - Leh
Delhi – Leh

Leider ist die Sicht schlecht, dicke Wolken verbergen den Blick auf die Berge, die Ausläufer des Himalayas. Erst gegen Norden stechen ein paar bedrohlich aussehende Felsspitzen aus den Wolken, die ersten Zeichen, dass es nun langsam ernst wird.

 

Gloomy terrifying mountain ranges
Düstere furchteinflössende Bergketten
Civilization gets closer
Die Zivilisation kommt näher
In search of a landing site?
Auf der Suche nach einem Landeplatz?
It gets flatter, greener, more fertile
Es wird flacher, grüner, fruchtbarer

 

Marsoberfläche

Beim Landeanflug sticht man durch eine dicke graue Masse, das Flugzeug schüttelt sich kurz, und dann schweben wir über der Marsoberfläche. Anders kann man es nicht nennen. Es scheint keine Farben mehr zu geben, nur gelbe, braune, graue Felsen und Hügel und Berge, langgezogene Täler mit in der Morgensonne glitzernden Flüssen, und doch, manchmal ein grüner Fleck, ein paar Häuser, eine Burg, ein Kloster auf steilem Hügel. Wahnsinn!

Und dann sind wir da. Wir steigen aus, holen tief Atem nach der langen Reise und spüren sofort, dass es sich anders anfühlt als gewohnt.

Es fehlt bereits auf dieser Höhe (die ungefähr dem Jungfraujoch entspricht) rund ein Drittel Sauerstoff. Das wird lustig. Erwartungsgemäss werden sich Kopfschmerzen einstellen, ev. Übelkeit, Schlaflosigkeit. Wir werden sehen.

Die Taxis stehen in Schlange bereit, werden gefüllt, fahren weg, eine dicke braune Staubwolke hinter sich herziehend.

 

Das Hotel

Eine angenehme Überraschung: alles da, sogar heisses Wasser in der Dusche. Und jetzt heisst es erstmal ausruhen, die Beine ausstrecken, die bereits beginnenden Kopfschmerzen zu ignorieren und … ein paar Stunden zu schlafen.

Der Rest des Tages vergeht in diesem undefinierbaren Graubereich zwischen schlafen, lesen, dösen, den schmerzenden Kopf unters kalte Wasser halten, einem kurzen Spaziergang in der Nachmittagssonne …

Alles in allem – ich bin angekommen, auch wenn sich der Kopf noch nicht ganz mit der dünnen Luft abzufinden scheint. Beim Nachtessen – ganz traditionell indisch scharf – erste Kontakte. Eine US-Familie, fröhlich, aufgestellt, interessiert an allem. Und einmal mehr frage ich mich, warum man die Amerikaner, wenn man sie einzeln trifft, sofort ins Herz schliesst, während man das Volk an sich schon ziemlich grenzwertig findet.

Und dann ergiesst sich schwarze Nacht über die Welt, ich liege im Bett, lausche, höre absolut nichts, nur den eigenen Atem, spüre den pochenden Puls, und doch irgendwo in der Ferne das einsame Jaulen eines Hundes, das einzige Geräusch in der schwarzen Nacht.

 

PS Song zum Thema:  The Mission – Black Mountain Mist

Und hier geht die Reise weiter …