Angezeigt: 1 - 3 von 3 ERGEBNISSEN
Burma

Hsipaw Trecking – Ghostriders in der Nacht

Der Film Ghostrider mit Nicolas Cage ist ein ziemlich schlechter Film.

Zumindest nach Meinung der Film-Aficionados. Aber auf dem Heimweg vom Treck erinnert mich einiges daran, zwar ohne Satan, ohne Feuer und Skelett. Aber mit zahlreichen bangen Augenblicken. Aber am wunderbar riechenden Morgen, kurz vor dem Trek gibt es keine Vorahnungen. Nichts dergleichen.

Heute ist also Trekking angesagt – sechs Stunden irgendwo in den Hügeln, entlang verstreuter Shan- und Palongdörfer. Es findet sich eine stattliche Gruppe von zumeist jungen Travellers zusammen, und einmal mehr – wer hätte daran gezweifelt – bin ich mal wieder der Grandaddy der Truppe.

 

Holprige Strassen

Soweit, so gut. Der Pickup, auf dessen Ladefläche wir dicht gedrängt sitzen, bringt uns ein Stück weit in die Hügel hinein.

 

Pickup Driver
Ein freundlicher Pickup-Fahrer auf holprigen Strassen

Die Strasse, falls man sie so nennen kann, entspricht gelinde gesagt nicht gerade dem westlichen Standard. Der Monsunregen und andere klimatische Bösartigkeiten haben sie zu einer Art Flussbett geformt, durchzogen von tiefen Gräben, löchrig, steinig, mit ausgewaschenen Wurzeln und spitzen Felsen.

 

Mitch, unser Guide

Und so machen wir uns also auf den Weg, geführt von Mitch (der sich vermutlich so nennt, weil sein richtiger Name für unsere Zungen unaussprechlich ist), einem jungen Palong, 25 Jahre alt, der 6 Sprachen fliessend spricht.

Mal sehen: wenn ich mich recht erinnere waren das Palong, Shan, Burmese, Englisch, Chinesisch und Malaysisch. Hinter ihm hecheln (je länger der Trip dauert, desto intensiver das Keuchen, desto verschwitzter das T-Shirt, denn, liebe Leute, – es ist heiss, verdammt heiss) drei Holländer, zwei Deutsche, zwei Italiener (!) und ich.

 

Our Group on the Trek
Unsere kleine Truppe – sehr heterogen

Damit das klar ist – es handelt sich nicht um eine gemütliche Altherrenwanderung, oh nein, denn Mitch legt ein Tempo vor, dass den mehrheitlich unerfahrenen Wandervögeln schon bald einmal der Schnauf ausgeht. Es geht zwischenzeitlich steil aufwärts, mehrheitlich in der prallen Sonne, die nun wirklich ein Höllenfeuer über den armen Treckern entfacht.

 

the road belongs to us
Manchmal ausgewaschen, manchmal steil, aber immer angenehm
pure nature
Natur pur
Hut in yellow field
Hütte im gelben Feld
Brook near village
Ein Fluss beim Dorf
Village on the way
Dorf auf dem Weg

In der Folge zieht sich die Kolonne langsam in die Länge, was aber niemanden gross stört, denn spätestens beim nächsten Zwischenhalt findet sich das verlorene Trüppchen wieder zusammen. Auf dem Weg begegnen uns immer wieder Kinder, grosse, kleine, lustige, ernste, neugierige, ängstliche und schlaue, deren Wortschatz schnell klar wird.

 

Children Children

 

Zwischenhalt

Nach etwas über einer keuchenden Stunde der erste Marschhalt. Wir werden in einem kleinen Gasthaus erwartet und bedient. Eigentlich ist es kein echtes Restaurant, sondern einfach das Wohnzimmer einer kleinen Familie. Spielzeug und Kinder umgeben uns, fragende Blicke. Neugier. Für sie sind wir Menschen, die ebenso gut vom Mars stammen könnten.

 

Stopover at restaurant

Kids toys
Rast im Kinderzimmer

asking looks

 

Dorf im Nirgendwo

Irgendwann, nach langen und zugegebenermassen mühseligen Stunden, unterbrochen von Tee- und Kaffeepausen, ein ausgedehnter Lunch in einem  kleinen Dorf mit Kindern und wundervoll gekleideten älteren Damen.

 

Children everywhre

Kinder ...
Kinder …
Old Lady
.. und eine wundervoll gekleidete ältere Dame

 

Am Ziel

Dann erreichen wir – in der Zwischenzeit ist es halb Fünf – das Ziel, wo wir von drei Motorradfahrern erwartet werden (denn der Rest der Truppe hat einen dreitägigen Treck gebucht). Wie soll ich’s sagen, sie strahlen nicht gerade das aus, was man sich von jemandem erwartet, der uns gleich auf klapprigen Mopeds ins Tal transportieren soll. Dunkle gespiegelte Sonnenbrillen, die Haare entweder unter schicken Mützen versteckt oder mit Gel nach hinten gekämmt, der Blick entschlossen und leicht aggressiv wirkend. Na ja, mal sehen …

 

reaching the destination

our Drivers
Meine Taxifahrer

Eigentlich hätten wir es ja wissen müssen. Die Sonne geht ca. sechs Uhr unter, und ein paar Minuten später ist es so dunkel wie im Kuhmagen. Nun denn, lange wird’s ja hoffentlich nicht dauern, doch der nervöse Blick der drei Fahrer auf die Uhr hätte uns stutzig machen sollen. Doch das, was nun folgt, wird mit Sicherheit in die Annalen meiner gesammelten Travelerlebnisse eingehen.

 

Unbeschreiblich

Also, wie soll man es beschreiben? Man stelle sich die schlimmste Naturstrasse vor und multipliziere das Ganze mit zehn. Anschliessend addiere man eine Million tiefer Gräben und Löcher dazu, ergänze diese mit schlammigen Pfützen, deren Tiefe nicht abzuschätzen ist, mit eingegrabenen Spuren anderer Fahrzeuge, mit in den Weg hinein wachsenden Gebüschen und Ästen, mit spitzen Felsen, an denen wir haarscharf vorbeiflitzen, mit Abhängen am Wegrand, die in die Tiefe gehen, dann, ja dann hat man eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was wir in den nächsten gut zwei Stunden über uns ergehen lassen müssen.

Wir werden geschüttelt und gerührt, herumgeworfen, nach rechts und links, rauf und runter, während man sich krampfhaft an etwas festzuhalten versucht, was sich eigentlich gar nicht dazu eignet, während der Fahrer, die Füsse zum Zweck des Gleichgewichthaltens auf beide Seiten ausgestreckt, heroisch versucht, den Sturz zu vermeiden.

 

Der nackte Wahnsinn

Das Verrückte ist – man gewöhnt sich daran. Mit der Zeit findet man es einfach nur noch den puren nackten Wahnsinn, auch wenn die Bandscheiben aufheulen, die Arschbacken taub werden, die Hände und Arme nur noch schmerzen. Das ist es, liebe Leute, es sind diese Erlebnisse (falls man sie denn überlebt), die den Thrill solcher Reisen ausmachen. Natürlich ist es weder Basejumping oder ähnliche Dummheiten, aber es kommt dem schon ziemlich nahe. Kurz – einfach wunderbar!

 

Ghostriders in der Nacht

Zumindest solange es hell ist. Denn erwartungsgemäss fällt irgendwann die Nacht über uns herein, und jetzt wird es wirklich kriminell (und ich vergesse ziemlich schnell alles, was ich eben behauptet habe). Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wie der Kerl noch etwas sehen kann, denn Scheinwerfer an seinem Vehikel – Fehlanzeige.

 

Kein Licht

Nun werde ich doch etwas nervös, denn auch mit viel Phantasie kann ich mir nicht vorstellen, wie man auf derartigen Strassen ohne Licht fahren kann. Aus den drei Ghostridern auf schlechten Strassen sind nun drei blinde Ghostrider auf schlechten Strassen geworden (und man merke: kurze Zeit später wird aus den drei blinden Ghostridern auf schlechten Strassen drei extrem frierende blinde Ghostrider auf schlechten Strassen, zumindest was mich betrifft).

So geht es also den Berg runter, über tausend Höhenmeter, vorbei an langgezogenen Hügelketten, durch dichte Wälder, vorbei an vereinzelten Dörfern, deren Bewohner man nur noch schattenartig wahrnehmen kann. Und kurz bevor ich in Gedanken mein Testament aufsetze, geschieht das kleine Wunder: der Fahrer erinnert sich urplötzlich daran, dass er doch Licht an seinem Töff hat. Tiefes, tiefes Aufatmen.

 

Gefährlich

Aber wer hätte es nicht ahnen können – wir sind noch nicht da, oh nein. Irgendwann – Gott dem Herrn sei gedankt – verlassen wir die Berge, die Strassen werden besser, asphaltiert, breit. Was natürlich unsere drei Ghostriders dazu veranlasst, aus ihren Maschinen das Maximum herauszuholen.

Jetzt wird es wirklich gefährlich. In Burma fährt, konservativ geschätzt, maximal jedes zweite Fahrzeug mit irgendeiner Art von Beleuchtung, was bedeutet, dass man auf den Strassen in der Hälfte der Fälle weder die entgegenkommenden noch die vorausfahrenden Fahrzeuge sehen kann. Was für unsere drei Fahrer aber eher eine Herausforderung als ein Problem darstellt. Sie flitzen zwischen langsam fahrenden riesigen chinesischen Trucks durch, überholen im Höllentempo PWs, Traktoren, andere Motorräder, überholen sich gegenseitig, wahrscheinlich um zu zeigen, wer nun wirklich der King ist.

Wir stoppen vor unserem Hotel, die Inhaberin Lily begrüsst uns, lacht laut und herzlich über unsere belämmerten Gesichter, während wir einfach noch ein paar Sekunden sitzen bleiben, bevor wir die tauben Hände von den Halterungen lösen und langsam, sehr langsam von unseren Mopeds steigen …

 

PS Der Song zum Thema: Johnny Cash – Ghostriders in the Sky

Und hier geht die Reise weiter …

 

Burma

Hsipaw – Mrs. Popcorn … und ein Marsianer

Ein Konzert nur für mich allein. Im Gebüsch singt ein versteckter Vogel, ein anderer antwortet, ein dritter fällt ins morgentliche Konzert ein.

Der Morgen zeigt das Gesicht des Städtchens. Es ist ein ausnehmend angenehmes Gesicht. Einmal mehr fühle ich mich an einem Ort auf den ersten Augenblick völlig wohl. Ein sanftes Lüftchen weht beim Frühstück auf der Terrasse des Hotels, genau richtig für einen perfekten Start in den Tag.

 

Rosa Nonnen

Die ersten Schritte führen mich ins Zentrum. Er gibt nicht sehr viel her, ein paar Läden, ein Restaurant, eine Post. Einige in Rosa gekleidete Nonnen warten geduldig auf den Bus. Oder doch nicht? Ihre Absichten sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Mein freundliches Begrüssungsnicken erwidern sie mit einem scheuen Lächeln.

 

Waiting for the Bus?
Waiting for the Bus?

 

Hsipaw

Hsipaw ist eine Kleinstadt mit etwas über 50’000 Einwohner, auf der Strasse von Mandalay nach Lashio gelegen. Der Ort ist Ausgangspunkt für Trekkingtouren zu Palaung und Shandörfern. Das wird das Thema des morgigen Tages sein. Heute konzentriere ich mich auf weniger anstrengende Tätigkeiten.

Heute will ich die Umgebung mit dem Fahrrad erkunden.

Es soll ausserhalb der Stadt einen Ort, Little Bagan genannt, geben, wo es zahlreiche Ruinen zu bestaunen gibt. Ausserdem gibt es ein abgelegenes Restaurant, das von einer Mrs. Popcorn geführt wird, und ein Hotspot für Travellers sein soll. Allerdings stellt sich die Frage, ob ich Little Bagan und Mrs. Popcorn auch tatsächlich finde. Die Voraussetzungen sind meiner Erfahrung nach nicht die besten.

Denn ich sollte dringend burmesisch lernen.

 

Burmesisch

Nicht nur, dass ich oft das Falsche erhalte, wenn ich etwas zum Essen oder Trinken bestelle, ich bin auch ausserdem permanent auf der Suche nach irgendwelchen Hotspots, die sich dann als reine Phantome erweisen. Ein Kloster? Nur etwa eine halbe Stunde von hier? Nicht auffindbar. Oder ist es das heruntergekommene Gebäude auf komischen Stelzen, vor dem ein Mönch sitzt? Wär möglich.

Man erinnere sich an das Waisenhaus in Pyin U Lwin, wo ich meine Farbstifte loswerden wollte? Systematisch von allen Seiten eingekreist, fand sich trotzdem nur eine Primarschule, und die Jugendlichen, die ich nach dem Waisenhaus fragte, verstanden zwar kein Wort, fanden es aber zum Schiessen komisch.

Wie gesagt, ich muss dringend burmesisch lernen. Oder könnte es doch daran liegen, dass ich bezüglich Lesen von Karten nach wie vor ein absoluter Vollpfosten bin? Es wäre nicht meine ersten Fehlleistung.

 

Little Bagan

Little Bagan (überraschenderweise eine erfolgreiche Suche) etwa eine halbe Stunde ausserhalb von Hsipaw, eine gemütliche Fahrt durch Wiesen und Bäume, entpuppt sich als ein paar kaum mehr erkennbare Steinhaufen und hat wenig mit der Pracht der ursprünglichen Pagoden zu tun.  Wenn ich an das echte Bagan zurückdenke …

Aber trotz des zunehmenden Verfalls strömen die Bauwerke ihre eigene Würde aus.

 

Little Bagan in Hsipaw

Past glory  Tree growing out of the temple

final decay  Lake at the Sanctuary

 

Mrs. Popcorn

Nun, auf jeden Fall finde ich Mrs. Popcorn.

Ich lenke mein klappriges Fahrrad in einen wunderschönen, von alten Bäumen besetzten Garten. Aus Bambus gefertigte Sessel unter tief herunterhängenden Ästen warten auf Gäste. Eine zierliche alte Dame, nicht überraschend Mrs. Popcorn, begrüsst mich mit tiefen Verbeugungen, die ich ebenso tief zurückgebe.

Obwohl das Restaurant weit ausserhalb Hsipaws liegt, scheint sich hier die gesamte Travellerschaft zu versammeln. Auf jeden Fall umgibt mich ein mehrsprachiges Stimmengewirr.

 

Felipe aus Chile

Ich verkneife mir den Spass, eine Tüte Popcorn zu bestellen, denn überraschenderweise gibt es tatsächlich mal frisch gepresste Fruchtsäfte.

Während ich mit Wolllust an meinem Mangosaft nippe, setzt sich ein junger Mann neben mich, er entpuppt sich als Felipe, stammt aus Chile, hat Philosophie studiert und reist mit ein paar Freunden in Asien herum. Es entwickelt sich ein langes Gespräch, ein sehr langes. Die einzelnen Themen (es waren so viele) sind mir entfallen, aber irgendwann fragt er mich, ob ich heute noch was vorhabe. Nein, sage ich, heute ist ein Lufttag.

 

Der Marsianer

Ein Lufttag? THE MARTIAN? Nie davon gehört?

Vor sechs Tagen betrat der Astronaut Mark Watney als einer der ersten Menschen den Mars. Jetzt ist er sicher, dass er der erste Mensch sein wird, der dort stirbt.

Nach einem Staubsturm, der ihn fast tötet und seine Besatzung zur Evakuierung zwingt, während sie ihn für tot hält, ist Mark Watney gestrandet und völlig allein, ohne die Möglichkeit, der Erde zu signalisieren, dass er noch lebt – und selbst wenn er die Nachricht übermitteln könnte, wären seine Vorräte längst aufgebraucht, bevor eine Rettung eintreffen könnte.

Die Chancen stehen jedoch gut, dass er keine Zeit hat, zu verhungern. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die beschädigten Maschinen, die unbarmherzige Umgebung oder schlichtes menschliches Versagen“ ihn zuerst töten werden.

Aber Mark ist noch nicht bereit, aufzugeben. Mit seinem Einfallsreichtum, seinen technischen Fähigkeiten und seiner unnachgiebigen, beharrlichen Weigerung, aufzugeben, stellt er sich unbeirrt einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis nach dem anderen. Wird sein Einfallsreichtum ausreichen, um die unüberwindbaren Hindernisse zu überwinden, die sich ihm in den Weg stellen?

Der Roman von Andy Weir wurde von Ridley Scott verfilmt und läuft eben mit grossen Erfolg im Kino.

Alles klar? Hingehen und sich selbst überzeugen!

 

P.S. Song zum Thema: David Bowie – Life on Mars

Und hier geht die Reise weiter …

 

Burma

Die Gokteik-Brücke – Über dem Abgrund

Die letzte Nacht war ziemlich schlecht.

Wo soll ich anfangen? Bei der saumässigen Kälte im Zimmer? Bei den Hunden? Ich liebe sie ja, aber in dieser Nacht hätte ich jeden einzelnen erwürgen können. Warum sie ausgerechnet vor meinem Zimmer ein mehrstündiges Rendezvous abhalten und es dabei offenbar darum geht, den lautesten Schreihals, Beller und Heuler herauszufinden, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

 

Saumässig kalt

Und es ist kalt, saumässig kalt. Die Dicke der Decke auf meinem Bett entspricht in etwa der eines Leichenhemdes (ich habe zwar noch nie eines gesehen, aber es klingt so gut), und dass es irgendwo im Raum eine zusätzliche Wolldecke geben könnte, kommt mir dummerweise erst morgens um Vier in den Sinn. Tja, man lernt viel über sich selbst.

Auch der Weckruf um Punkt Fünf darf nicht unerwähnt bleiben. Also, irgendetwas schauderhaft Klingendes, was mit etwas gutem Willen als Chor erkannt werden könnte, reisst mich wie gesagt um Punkt Fünf aus dem Schlaf. Was ist es? Ein Alienangriff? The Attack of the Clones? Sind Zombies aus ihren Gräbern gestiegen?

Ich weiss, wie ein Muezzin klingt, auf jeden Fall nicht so. Nach ein paar Minuten ist der Spuk vorbei (könnte es trotzdem die burmesische Variante eines oder mehrerer Muezzins gewesen sein?) Tatsache ist, dass ich hellwach bin und mit einiger Verbitterung dem neuen Tag entgegenblicke.

 

Pferdekutsche

Aber der Tag wird gut, das ist mal sicher. Eine Pferdekutsche bringt mich an den Bahnhof.

Bye-bye Pyin U Lwin
Bye-bye Pyin U Lwin

Dort hat sich bereits eine Hundertschaft von Leuten versammelt und klar – Tickets für die bevorzugte linke Seite im Zug, von wo aus man den berühmten Gokteik-Viadukt besser sehen kann, sind natürlich längst ausgebucht. Ich freunde mich mit einem älteren Herrn an, der ebenfalls allein reist. Ein Amerikaner, mit dem ich mich auf Anhieb glänzend verstehe.

 

waiting for departure
Warten auf die Abfahrt

Der Zug fährt ab

Was soll’s, auf jeden Fall ruckelt das Ding, das sich Zug nennt, pünktlich los, 6 lange Stunden für grade mal knapp 100 Kilometer vor uns.

 

train route
Die ganze Strecke von Mandaly nach Lashio
train to Hsipaw
Nicht gerade ein TGV

Tortur im Zug?

In jedem Führer steht, dass Zugfahren in Burma eine Tortur ist. Was könnte der Grund sein? Schlechte Sitze? Sind ganz in Ordnung. Hitze? Erträglich. Überfüllte Abteile? Überhaupt nicht. Der wahre Grund ergibt sich erst ein paar Kilometer nach Pyin U Lwin.

Die einzelnen Wagen fangen nämlich an zu schwanken, nach links, nach rechts, nach oben, nach unten, immer schön entgegen der Bewegung des Wagens vor uns. Bewegt dieser sich nach rechts, bewegt sich unserer  nach links. undsoweiter Also für magenempfindliche Leute ist das nichts, denn logischerweise wird der Inhalt des Wagens – also wir – in jeder der grad angesagten Richtung mitgezogen, mitgerissen, mitgeworfen. Reine Physik natürlich, was es aber nicht angenehmer macht. Allerdings gewöhnt man sich mit der Zeit daran, ein Nickerchen, um den verpassten Schlaf nachzuholen, liegt aber definitiv nicht drin.

Ausser man ist tot.

 

passengers
Gemischte Geselllschaft

Schon eine halbe Stunde, bevor der berühmte Viadukt auftaucht, versammelt sich Gott und die Welt an den Fenstern, um ja nichts zu verpassen. Mein Wagen – Upper Class Donnerwetter – ist ausschliesslich mit Touristen besetzt. Franzosen, Engländer, Amis, Schweizer, Deutsche, the usual Suspects halt.

 

view from the train
Langsam und gemütlich durch eine wunderbare Landschaft

Lebensversicherung

Das Ticket für die rund sechsstündige Fahrt kostete umgerechnet knapp 3 Franken. Das ist aber nicht das wirklich Schöne daran. Im Fahrpreis eingeschlossen (und auf dem Ticket erwähnt) ist eine Lebensversicherung. Eine LEBENSVERSICHERUNG! Und jetzt kommt’s. Sie kostet grade mal 0.87 Kyats. 1 Kyat entspricht ziemlich genau einem Tausendstel eines Frankens, also wenn ich richtig rechne 0.00087 Franken. Was zum Henker ist da versichert? Eines meiner letzten Haare? Das ist Burma, liebe Leute, Burma pur.

 

Life Insurance
Lebensversicherung

Zwischenhalt in Naung Hkio

Irgendwo in den Pampas, genannt Naung Hkio, ein Halt. Zeit, um sich in der brennenden Sonne die Beine zu vertreten und die Lokomotive zu bewundern.

 

Naung Hkio
Naung Hkio – irgendwo
train station in Naung Hkio
Bahnhof in Naung Hkio
Diesellokomotive
Eindrucksvolle Diesellokomotive

Die berühmteste Eisenbahnbrücke Burmas

Beim Gokteik-Viadukt handelt es sich um die berühmteste Eisenbahnbrücke Burmas, die im Auftrag der Briten ab 1899 von den Amerikanern gebaut wurde.

Er ist fast 800 Meter lang und 111 Meter hoch. Er wird – Gott sei’s gedankt – nur im Schritttempo befahren, was den klickenden und surrenden Foto- und Videoamateuren im Zug die Gelegenheit gibt, ihre Künste anzubringen. Ich bin ebenfalls beeindruckt, was die Schönheit der Landschaft angeht, ist der Landwasserviadukt allerdings schon noch eine Option … Aber lassen wir das.

 

Gokteik-Bridge
Schon von weitem eindrucksvoll
Gokteik Viaduct
Zerbrechlich und gleichzeitig stabil (?)
high above the abyss
Hunderte Meter über dem Abgrund

Hsipaw

Und dann sind wir da, etwas müde von der Hitze. Hsipaw ist ein nettes kleines Städtchen, das sich zu einem Traveller-Hotspot entwickelt hat. Und nun sind sie plötzlich da, die jungen Travellers, die Backpackers, und nun klingen die Hi there, die How’re you von allen Seiten. Schön. Hier lässt es sich leben.

Am Abend ein kühles Bier am Ufer des Flusses. So lassen sich die Strapazen des Tages vergessen …

 

Hsipaw
Abenddämmerung am Fluss

PS Song zum Thema: The Eagles – Seven Bridges Road

Und hier geht die Reise weiter …