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Südostasien

Yunnan – Melancholischer Abschied

Kein Frühstück?

Bevor ich mich aber auf den Rückweg nach Laos mache, zuerst ein währschaftes Frühstück für die lange Reise.

Weit gefehlt – auch vormittags um 9.00 sind sie meisten Läden noch geschlossen, ebenso sämtliche Restaurants. Ist das überhaupt möglich? In China? Zahlreiche Leute sitzen auf den Trottoirs, auf ihren winzig kleinen Stühlen, und schlürfen in aller Gemütsruhe ihre Suppe. Diese Provinz überrascht mich immer mehr. Und da ich in der Zwischenzeit gelernt habe, dass Fragen im besten Fall zu einem Schulterzucken führt, lasse ich es bleiben.

Heute also kein Frühstück.

 

Auf der Suche nach meiner Hotel Reception

Etwas Wichtiges steht noch aus. Ich muss mich auschecken. Etwas sehr Banales, würde man meinen. Dazu gehört aber zumindest, dass man weiss wo.

Das ist schwieger als gedacht und führt mich zu einer dieser erinnerungswürdigen Episoden, die auch nach häufigem Erzählen immer noch lustig bleiben.

Anyway, im Gebäude, in dem sich mein Hotel befindet, gibt es wie bereits erwähnt zahlreiche andere, alle verstreut über zehn oder mehr Etagen, manchmal mehrere auf einer. Das ist das Problem. Ich würde ja gerne auschecken, aber leider weiss ich nur noch das Stockwerk, aber nicht mehr, welche Tür zu meiner Reception führt. Und natürlich sind alle Türen nur auf chinesisch angeschrieben. Und der Korridor kommt mir vor wie in Kafkas Schloss.

Unendlich lang.

Was ist da zu tun? Langsam werde ich etwas nervös, denn in einer halben Stunde fährt mein Bus. Es bleibt mir also gar nichts anderes übrig, als zu versuchen, die Reception durch ein Ausschlussverfahren zu finden.

Das Klopfen an der ersten und an der zweiten Tür führt zu nichts. Entweder befinden sich die Leute noch im Tiefschlaf, oder es ist niemand da. Bei der dritten Tür habe ich Glück, wobei Glück ein relativer Begriff ist, denn das verschlafene Gesicht der Dame macht einen ziemlich ärgerlichen Eindruck. Und natürlich versteht sie kein Wort und schlägt mir dir Tür vor der Nase zu.

Ich kann es ihr nicht verdenken.

Was soll ich tun? Um Hilfe rufen? Ein Feuer entfachen?

Doch irgendwann öffnet sich im hinteren Teil des langgezogenen Korridors eine Tür, und tatsächlich, es ist meine Dame, meine Reception, meine Rettung.

Ich habe noch nie mit soviel Euphorie ausgecheckt.

 

Rückfahrt nach Laos

Von hier an geht es relativ problemlos weiter – ich finde, zwar mit erheblichen Schwierigkeiten, sogar den richtigen Bus. Das junge Mädchen am Bus-Schalter versteht natürlich kein Wort, ich ebenso wenig von ihren ärgerlichen Kommentaren, aber Hilfe naht in Form eines Einheimischen, der tatsächlich zu verstehen scheint, wonach ich suche. Bingo!

ich setze mich mitten in eine lärmige Gesellschaft von Treckern, die eben aus den Bergen kommen. Das erinnert mich an meinen ursprünglichen Plan, in die Ausläufer des Himalayas zu reisen, aber wie gesagt – Pläne, die sich nicht haben realisieren lassen. Je mehr die Kerle von ihrem Ausflug erzählen, desto mehr hadere ich mit diesem Verlust an potentiellen Erlebnissen. Währenddessen fährt der Bus der gleiche Strecke wieder zurück, der Armut, aber auch der Anmut und Freundlichkeit von Laos entgegen.

 

Bye-bye Jinghong
Bye-bye Jinghong

 

Vor- oder Nachname?

An der chinesischen Passkontrolle werde ich anfänglich skeptisch, dann grimmig, am Schluss alarmiert gemustert, bevor man mich höflich bittet, auf die Seite zu treten und zu warten.

Man berät sich im Hinterstübchen, ist offenbar ein bisschen irritiert, während ich bereits mit der Vorstellung kämpfe, wie Brad Pitt in “Spy Game” in den Tiefen eines chinesischen Gulags versenkt zu werden.

 

Tja, alles klärt sich natürlich in Minne auf. Verwechslung von Vor- und Nachnamen. Tja, Ja, ihr grau-grün-gelb uniformierten, ewig misstrauischen Beamten, es gibt andere Länder, andere Sitten, andere Schriften, merkt euch das. Und die Art und Weise, wie Vor- und Nachnamen geschrieben werden, ebenso.

Und dann bin ich wieder in Luang Lamptha, fast ein bisschen eine Heimkehr. Altes Hotel, altes Restaurant, alte Bekannte. Irgendwie eine beruhigende Feststellung. Oh ja, und für morgen ist ein Trek angesagt …

 

PS Song zum Thema:  Apparat ft. Soap & Skin – Goodbye

Und hier geht die Reise weiter …

 

Südostasien

Die Einsamkeit der Nacht

Was ich am frühen Morgen noch nicht weiss – der Trip von Chiang Khong nach Luang Namptha wird eine Fahrt durch tiefe Nacht werden. Aber schön der Reihe nach …

Seit einem Monat gibt es keine Fähre mehr, keine Treppe, kein Gewusel mehr am Zollposten. Es gibt nun eine breite Brücke, bewacht von zwei protzigen Gebäuden auf beiden Seiten, durch man nun mit kalter Präzision durchgeschleust wird.

Dass der Grenzposten nun 10 Kilometer ausserhalb Chiang Khongs liegt, bedeutet eine massiv teurere Tuk-Tuk Fahrt zu selbstverständlich hohen nicht verhandelbaren Preisen. Und dass eine ganze Menge Leute ihre  Einkommensquelle verloren haben (ausser den Tuk-Tuk Fahrern natürlich). Nun denn  …

 

Niemandsland in Laos

Auf der laotischen Seite findet man sich im Niemandsland wieder, einer wüsten menschenleeren Landschaft, und in alle Richtungen, sei es nach Houayxai oder an die  Busstation, gibt es nur Tuk-Tuks  als einziges Transportmittel.

Ein gemischtes Häufchen Touristen besteigt schliesslich das wartende, sehr klapprig aussehende Gefährt, das uns in röhrendem Tempo zur Busstation fährt, wo gemäss Fahrttabelle  der Bus nach Luang Namptha um 12.30 abfahren soll.

 

Bus stop outside Ban Houayxai
Der wartende Bus …

 

Ein verspäteter Blick auf das Ticket

Aber denkste!  Es wird  13 Uhr, dann 13.30, ausser uns gibt es erstaunlich wenige Einheimische, was uns eigentlich stutzig machen  müsste. Aber es gibt viel zu erzählen, man schwatzt, lacht, tauscht Erlebnisse, Abenteuer, Erkenntnisse und Erfahrungen aus, manche banal, andere spannend und überraschend.

 

Backyard near the bus stop
Mittagessen in einem Hinterhof

Man geht gemeinsam essen, kehrt zum Busbahnhof zurück, um alles genauso vorzufinden wie zuvor. Meine Frage nach der Abfahrtszeit beantwortet der Verantwortliche mit dem Zeigen von vier Fingern, was mir lächerlich erscheint, denn ein Bus, der für 12.30 vorgesehen ist, kann einfach nicht erst um vier abfahren! Kann er doch, denn ein etwas verspäteter Blick auf das Ticket enthüllt unser aller Dummheit. 16.00. Keine Minute früher …

 

Waiting Time
So kann man die Wartezeit verbringen
Sweet Dreams
Sweet Dreams

 

Eine Fahrt durch tiefe Nacht

Auch keine Minute später, denn der in der Zwischenzeit randvoll bepackte Bus legt genau um 16.00 los. Es geht schnell in die Berge, hügelan, hügelab, Kehre um Kehre. Eine Fahrt durch wildes Land, durch hellgrüne Wälder, vorbei an Feldern, Hütten auf Stelzen und solche auf dem Boden.

Nicht viel Verkehr, das Land ist so arm, dass sich niemand ein Auto leisten kann. Dafür Lastwagen, manchmal ganze Konvois, alle auf dem Weg nach Norden, nach China. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Route von Bangkok herauf bis in die südlichen Provinzen Chinas durch eine vierspurige Autobahn erschlossen sein wird.

Der Bus ist zwar voll, doch mit wechselnder Besetzung, immer wieder Halte in Dörfern oder an seltsamen Orten, wo jemand zu- oder aussteigen will.

 

Die Stunden gehen vorüber

Dunkelheit senkt sich über das Land. Es wird still im Bus, nur noch das Röhren des gepeinigten Motors bleibt als akustische Begleitung, hin und wieder der Schrei eines Babys, das Scheppern eines Handys. Eine eigenartige surreale Atmosphäre, die ich so  sehr mag.

Eine Gruppe von Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eng gepackt und bewegungslos dasitzend, manche dösend, andere den Blick in die undurchdringliche Dunkelheit gebohrt, doch ausser dem schwachen Licht eines Hauses oder der flackernden, schnell vorbei huschenden Lichterkette eines Dorfes bleibt es zappenduster

Irgendwann – doch wider Erwarten genau nach den angegebenen vier Stunden – erreichen wir Luang Namptha. Müde, schlaff, hungrig, doch was soll’s, wir sind da …

 

PS Song zum Thema:  Deep Purple – Black Night

Und hier geht die Reise weiter …