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Trans Swiss Trail – Begegnungen

Wie sagt man so schön – Hochmut kommt vor den Fall?

So könnte es heute sein. Ich habe nämlich zwei Etappen – die durch die gestrige Verlängerung nun kürzere Etappe von Ranflüh nach Langnau und die Folgeetappe nach Eggiwil zusammengenommen. Vielleicht werde ich es bereuen, aber ich fühle mich topfit, also was soll’s.

Den ersten Abschnitt der zweiteiligen Etappe beschreibt der Travelguide wie folgt:

Abwechslungsreiche Flussuferwanderung entlang der Emme, vorbei an Kiesbänken und Flussschwellen, über alte Holzbrücken und durch Auenwälder. In Langnau, Zentrum des Emmentals, lohnt sich der Besuch des Heimatmuseums im «Chüechlihus» (Holzbau aus dem 16. Jh.)

Und der zweite Teil sieht so aus:

Höhenwanderung über den Hügelzug Hohwacht-Girsgrat. Am Weg ein historischer Signalposten, eine Käserei, die garantiert echten Emmentaler herstellt und einer der ältesten Tunnels der Schweiz. Typisch emmentalischer Flickenteppich aus Eggen, Gräben, Flur und Wald.

Diesmal sind nur meine eigenen Werte relevant:

He, 20 Kilometer in knapp 6 Stunden? Nicht schlecht für den alten Mann.

 

From Ranflüh to Eggiwil

 

Der Emme entlang

Es gibt kaum einen Fluss, den ich so gut kenne. Vielleicht noch die Limmat und ganz weit weg den Mekong, den ich schon ein paar tausend Kilometer begleitet habe. Und nicht zu vegessen der Irrawady, auch er eine Erinnerung, die für ewig bleiben wird.

Aber die Emme ist ein anderes Kaliber als die Riesenflüsse in Asien, klein und fein und blitzsauber. Auch sie kann ganz schön launisch sein, sich in kurzer Zeit zu einem Monstrum entwickeln, so wie viele andere sanfte harmlose Gewässer.

 

Along the Emme

Jetzt ist der Fluss alles andere als ein Monstrum. Die monatelange Trockenheit hat sie zu einem trübseligen Rinnsal gemacht, etwas traurig mitanzusehen. Ich bin ganz grosszügig mit ihr, gehe langsam und bewundere sie trotz ihrer entschwundenen Macht.

Das wird schon wieder, kleiner Fluss.

 

Wiedersehen mit einem alten Freund

Kurz vor Langnau, genauer gesagt in Emmenmatt, kreuze ich den Alpenpanoramaweg, mein letztjähriges Wanderabenteuer. Ich bin fast ein wenig gerührt, denn ich kann mich noch sehr gut an den heissen Tag erinnern, an die Etappe von der Lüdernalp nach Signau.

Aber die Zeit rast, seltsame Monate sind vergangen, diesmal weniger Corona-behaftet, sondern mit Krieg in Europa, man meint, in einen Perfect Storm geraten zu sein. Ist die Welt momentan im Begriff, den Verstand zu verlieren? Es sieht eher aus, als wäre dies schon geschehen. Ich versuche, die bösen beunruhigenden Gedanken zu verdrängen. Manchmal ist wandern das beste Gegenmittel, um die trüben Gedanken eine Weile zu vergessen.

Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen für all diesen Mist mal selbst auf den Weg machen, aber klar, das ist ebenso naiv wie aussichtslos.

 

intersection of the alpine panorama trail and the trans swiss trail

Dann erreiche ich Langnau, das Zentrum des Emmentals, berühmt für sein mehr oder weniger erfolgreiches Hockey-Team, viel mehr weiss ich auch nicht. Eine mittelgrosse Stadt, wie es sie viele gibt in der Schweiz. Immerhin hat es nicht allzu weit weg vom Wanderweg eine Einkaufsmöglichkeit, man erinnere sich, in Ranflüh war nichts dergleichen zu finden.

Kurz danach beginnt die Steigung.

Upwards on my beloved stairsIn der Nähe einer Schafherde, die sich gemächlich dem erstaunlich saftigen Gras widmet, setze ich mich ins Gras, he Picknick im Gras, was gibt es Besseres.

Langnau wirft mir einen irgendwie grimmigen Blick hinterher, habe ich seine Schönheiten zu wenig gewürdigt? Wahrscheinlich hätte ich wieder mal mehr Zeit gebraucht, aber eben, die Ausrede ist immer die gleiche.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ausser dem Eishockeyclub nichts weiss, aber auch gar nichts. Vielleicht eine Schande, aber eben, es gibt sovieles, was man nicht kennt und nicht weiss.

Nach ein paar Minuten wird mir bewusst, dass Picknick im Gras zwar tatsächlich etwas Wunderbares ist, allerdings nicht in der Nähe einer Schafherde. Wenn es noch einen Beweis braucht, dass mich die Mücken und anderes Gesindel sogar einer Schar stinkender Schafhintern vorziehen (ich kann es ihnen nicht verübeln), dann dieser heimtückische Angriff von allen Seiten.

Selten hat man jemanden gesehen, der sich so schnell aus dem Staub macht. Mit hektischen Abwehrbewegungen nach links und rechts eile ich den Wald hinauf, bis den Viechern die Lust vergeht.

 

Kuhherde auf dem Rastplatz

Bezüglich bösartiger Überfälle geflügelter Bösewichte gibt es keine Unterschiede zwischen Schafärschen und solchen von Kühen. Ich bin also gewarnt, als sich genau auf dem Rastplatz, der so wunderbar unter Bäumen liegt, eine Herde Kühe zur mittäglichen Siesta bequem gemacht hat.

Natürlich liebe ich die Kühe und es hat sich gezeigt, dass sie auch mich lieben. Oder zumindest keine Scheu vor meiner Gegenwart kennen. Aber eben, die Fliegen und die Mücken und die Bremsen und alle anderen gefrässigen Brummer, die brauche ich nicht. Also geht’s halt weiter, irgendwo wartet eine Bank auf mich. Ohne Kühe und ohne Schafe.

 

A cow's siesta place

Was brauche ich den Rastplatz, es gibt soviele schöne luftige Orte, von wo die Umgebung gebührend gefeiert werden kann. Was soll man sagen, wenn es immer und immer wieder die gleiche Offenbarung in Form einer zauberhaften Umgebung ist? Nichts. Man muss es sehen, um es zu verstehen.

 

Das Gemälde ist vollkommen. Alle Farben sind da, alle Formen, das Zusammenspiel von Wolken, von Wäldern, von Wiesen und vereinzelten Häusern und Dörfern.

Ich versuche mir vorzustellen, wie es vor tausend Jahren hier ausgesehen haben muss. Wald im Überfluss, wenige grüne Flecken, vielleicht gar keine, nur der Himmel und die Wolken über allem sind unverändert.

 

Kartoffelernte

Mein Rastplatz bietet heute Unterhaltung wie selten. Ich sitze am Waldrand, erhalte Besuch von einem schwarzstruppigen Hund, der mich freundlich beschnuppert und meine milde Gabe in Form einer Wurst mit nachvollziehbarer Freude willkommen heisst.

Er gehört zu einer Gruppe Bauern, älteren und jüngeren Männern und Frauen, die eben daran sind, eine Feld mit Kartoffeln zu ernten.

Der Traktor zieht ein seltsames Gefährt, ein multifunktionelles würde man heute sagen, denn es gräbt erstens die Kartoffeln aus der Erde, bewegt sie nach oben, wo sie von fleissigen Händen begutachtet und sortiert werden.

Die bereits gefüllten Säcke werden am Bord hingestellt, es sind bereits eine ganze Menge. Alles in allem gibt das Feld ungefähr 4 Tonnen Kartoffeln her. Eine ganze Menge, wenn man an die Arbeit der vielen Helfer denkt.

Okay, wieder was gelernt.

 

Tree like a monument

Und da ist das dieser Baum, wie ein Monument zum Himmel ragend, er will was zeigen, vielleicht dass er besser und grösser und mächtiger ist als alle anderen. Keine Ahnung, ob Bäume in Konkurrenz zueinander stehen oder ob sie einfach wachsen, wenn sie Platz und Licht haben.

So gerate ich unversehens in eine philosophische Laune hinein, aus der ich kaum mehr rausfinde. Es ist ein Phänomen dieses Wanderns, dass man immer wieder abdriftet und sich über etwas Gedanken macht, für das man normalerweise keine Zeit hat.

Und sei nur ein Baum, der etwas anders ist als die anderen. Eine Metapher? Keine Ahnung. Wie soll ich von etwas Ahnung haben, das sich mir entzieht? Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt von etwas eine Ahnung habe.

 

Geschlossene Türen

Aber lassen wir das. Es geht dem Tagesziel Eggiwil entgegen, wo mich der Gasthof Hirschen erwartet.

Erwartet ist ziemlich übertrieben, denn das, was mich erwartet, ist nicht der Hirschen sondern ein Déja-Vu. Man hat mich wieder mal vergessen. Zumindest scheint es so.

Das ist nichts Neues für mich. Dieses Schicksal verfolgt mich seit langem, und immer stehe ich müde und verwirrt vor geschlossenen Türen oder nicht existierenden Hotels. Beispiele erwünscht? Montevideo oder Lima.

Der Anruf gelangt zu einem Herrn, offenbar dem Wirt des Hauses. Er reagiert ziemlich verwirrt, denn er befindet sich bereits auf dem Weg nach Hause, genauer gesagt nach Grosshöchstetten, auch nicht gerade vor der Haustür. Anyway, wofür hat man denn wohlgesinnte Nachbarn, also bietet der Wirt eine freundliche Dame auf, die mir Tür und Tor zu meinem Hotel öffnet.

Hotel und auch Zimmer sind in Ordnung, allerdings findet sich kein Restaurant in der Nähe. Es gilt also,  ein paar Kilometer zu einem benachbarten Weiler zu gehen (als hätte ich nicht schon genügend Stunden in den Beinen), wo sich tatsächlich ein erstklassiges Restaurant befindet, das meinen knurrenden Magen zu besänftigen vermag.

Ich mag Heimwege bei Mondschein. Sie vermitteln eine seltsame Mischung aus Düsternis und Helle zugleich. Genauso wie heute Abend.

 

Passender Song: Otis Spann – Moon Blues

Und hier geht der Trail weiter … nach Schangnau

 

Trans Swiss Trail

Trans Swiss Trail – In Gotthelfs Heimat

Das wird ein langer Tag.

Irgendein Anlass in Lützelflüh, vielleicht eine Gotthelf-Veranstaltung, hat dazu geführt, dass am Sonntag alle Gasthöfe ausgebucht sind. Die freundliche Dame im gewünschten Hotel verweist mich an ein anderes, das allerdings ebenfalls voll ist. Nun denn, so lande ich also  heute Abend in einem winzigen Kaff namens Ranflüh ein paar Kilometer nach Lützelflüh tief im Emmental. Das werden gut und gern 25 Kilometer werden. Aber was soll’s …

Auf jeden Fall erwartet mich bei bewölktem und recht kühlem Wetter eine lange Etappe, die mich ins Emmental und damit mitten ins Herz von Gotthelfs Heimat führen wird.

Oberhalb Worb beginnt das für das Emmental so typische Gelände mit den langgezogenen «Eggen» (Hügeln) und den steilen «Chrächen» (Gräben). Fantastische Ausblicke auf Alpen und Jura. Im älteren Dorfteil von Lützelflüh befindet sich die Gotthelf-Stube.

Und die tatsächlichen Werte gemäss Polaruhr: Länge 25.54 km; Wanderzeit 7 h 51 min

 

From Worb to Ranflüh

 

Wo ist das Schloss?

Eigentlich müsste sich oberhalb Worbs ein Schloss befinden, das ich aber weder gestern (zu müde) noch heute Morgen (dito) entdecken kann. Nun denn, es wird ein Schloss wie ein anderes sein, in Privatbesitz und somit nicht zugänglich, was die Entdeckerfreude massiv beeinträchtigt.

Das Wahrzeichen von Worb ist das um 1130 erstmals erwähnte Schloss, das nach einem Brand 1535 neu aufgebaut wurde. Es ist im Privatbesitz und liegt oberhalb des Dorfes.

Die Luft riecht heute morgen zum ersten Mal nach Herbst, es ist tatsächlich etwas kühler geworden. Das scheint meine geistigen Fähigkeiten zu beeinträchtigen (dazu braucht es offenbar nicht viel), denn ich starte doch tatsächlich ohne Stöcke. Mein Gott Landolt, wenn das so weitergeht.

Es geht aber genauso weiter wie gewohnt, es könnte langweilig werden, wenn es nicht immer wieder so grossartig wäre. Sanfte Anhöhen führen in nordöstlicher Richtung, was eigentlich unverständlich erscheint, zeigt d0ch die allgemeine Richtung gegen Süden. Der Planer hat sich wohl einen Scherz erlaubt. Aber wer kennt die Kerle schon.

Ich bin ziemlich allein auf weiter Flur, wenn es nicht da oder dort eine ebenso einsame Kuh gäbe, die sich gemächlich dem Gras widmet.

 

gentle slopes beneath a cloudy sky

Die Aussicht ist grandios, wären da nicht zwei Damen, die hinter mir auf einer Bank sitzen und sich als Dauerquassler entpuppen. Nun, vielleicht gehört das irgendwie zur Umgebung, ergibt sozusagen eine authentische Sicht auf die Landschaft mit Beiklang.

 

Teerstrassen und Schwingfest

Der Himmel, dieser unzuverlässige Kerl, bedeckt sich noch mehr mit dunklem Gewölk, ich bin etwas enttäuscht, aber nach all den schönen Tagen darf das schon mal sein. Und noch etwas geht mir auf den Wecker: natürlich folgt die Route den vorgegebenen Wanderwegen, allerdings heute sehr häufig auch auf asphaltierten Strassen.

Aber eben, ich habe keine Wahl, und so marschiere ich halt wie ein folgsamer Soldat, vergesse alles Unangenehme und widme mich der fantastischen Aussicht auf die Wiesen und Hügel, die verstreuten Höfe mit den typischen Dächern.

Eidgenössisches sSchwing- und Älplerfest
[Von Martin Abegglen – https://www.flickr.com/photos/twicepix/9642084401, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49079228]
Allerdings ist der Kopf heute Sonntag nicht konzentriert, denn die Gedanken schweifen immer wieder ab zum Grossereignis dieses Tages, dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest.

Es findet nur alle vier Jahre statt, dann versammeln sich die starken Männer des Landes und versuchen die Krone zu gewinnen. Der Sieger wird zum Schwingerkönig gekürt, eine Ehre, die nur die besten und stärksten für sich beanspruchen dürfen.

Aber ich bin sozusagen im Exil, kann bestenfalls alle paar Stunden auf dem Handy den Zwischenstand überprüfen, aber da mein Geheimfavorit Giger Samuel nichts mehr mit dem Titel zu tun hat, ist die Euphorie eh ziemlich reduziert. So schade  …

Aber mal sehen, der Schlussgang findet üblicherweise erst nach 17.00 statt, das ergibt doch die Chance, das Ereignis am TV im Hotel mitzuerleben. Ob ich allerdings vor 17.00 Uhr in Ranflüh eintreffen werde, steht auf einem anderen Blatt.

 

Emmental und Gotthelf

Weiter in Richtung Lüüseberg lohnt sich immer mal wieder ein Blick zurück auf das wunderschöne Alpenpanorama. Nach etwas mehr als einer Stunde folgt Aetzrüti. Dabei quert man weitere kleine Hügel, kurze Waldabschnitte und wunderschöne Äcker und Wiesen, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen.

Jeremias Gotthelf - famous Swiss writer
Von Johann Friedrich Dietler – http://burgerbib.scopeoais.ch/detail.aspx?id=185017, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=378200

Das Emmental, das ich in Kürze erreiche, und Jeremias Gotthelf, einer der berühmtesten Schweizer Schriftsteller, gehören sozusagen zusammen. Sein Name war eigentlich Albert Bitzius, er war Pfarrer und Lützelflüh, also ein intimer Kenner der damaligen Welt weit abseits.

Ich bin wie die meisten Schweizer meines Alters schon früh mit Gotthelf in Kontakt gekommen. Seine bekanntesten Werke  – Ueli der Knecht, Ueli der Pächter, Annebäbi Jowäger, Die Käserei in der Vehfreude und natürlich die Schwarze Spinne – waren  Schulstoff für jedes Institut, das etwas auf sich hielt (ob das heute immer noch so ist, wage ich zu bezweifeln).

Alle seine Werke wurden verfilmt und werden immer wieder im TV gezeigt. Besonders die beiden Ueli-Filme haben Kultstatus erreicht. In den 50-Jahren verfilmt, schwarzweiss natürlich, Karrierestart für Liselotte Pulver und Hannes Schmidhauser, und auch heute noch ein lohnendes Vergnügen.

Was ich persönlich aber immer noch vorziehen würde, sind die uralten Hörspiele, ebenfalls aus den 50-Jahren stammend, allerdings verschollen oder verschimmelt in den Katakomben des öffentlich-rechtlichen Radios.

Schade, sie waren ein wesentlicher Teil meiner kulturellen Sozialisierung.

Allerdings, das muss ich zugeben, hinterlassen Bücher, Hörspiele und Filme ein zwiespältiges Erbe.

Ist die gezeigte Natur der Menschen charakteristisch für die hiesige Gegend oder sind es generelle Feststellungen, wie der Mensch eben ist, mit all seinen Schwächen, Neid und Gier und Missgunst?

Es hat etwas gedauert, bis ich die Antwort fand und der Emmentaler Bevölkerung die Absolution erteilen durfte.

 

typical Bernese farm house in the Emmental
Das könnte doch glatt die Glungge sein, der Hof, wo Ueli der Knecht sein Vreneli fand

 

 

Kein Restaurant, kein Nachtessen

Der Weg durch das Emmental ist vom Sonntag geprägt. Kaum Menschen auf den Strassen, wenige Autos, wer hätte das gedacht. Nach Lützelflüh, wo ich mir einen Kaffee genehmige und mich bei den Gästen nach dem Stand des Schlussgangs erkundige (noch offen, aber so ganz begeistert bin ich nicht), zweigt der Weg nun wieder nach Süden ab, endlich, folgt nun der Emme, schön geradeaus das Tal hinunter, dem Hauptort Langnau entgegen.

Ich spüre den langen Weg in den Knochen, die 20 Kilometer Marke ist längst erreicht, so tröste ich mich auf den letzten Kilometern mit den Reflexionen der Sonne auf dem manchmal ruhigen, dann wieder schäumenden Wasser der Emme. Ramsei taucht auf, ich verwechsle es mit Ranflüh, mache ein paar hundert Meter zuviel, bis ich den Fehler bemerke, aber egal, das Tagesziel ist nahe.

 

Across the Emme

Ranflüh ist tatsächlich das Kaff hinter den sieben Bergen, ein paar Häuser, verstreute Bauernhöfe, eine Bushaltestelle und ein einziges Hotel, der Bären, wo ich angemeldet bin.

Es ist, wie angekündigt, geschlossen, schliesslich ist heiliger Sonntag, da wird nicht gearbeitet, wo kämen wir denn da hin.

Immerhin schaffe ich es mit Hilfe gemailter Hinweise, den Hotel- und Zimmerschlüssel zu finden. Und oha, das Zimmer ist top, alles da, aber eben, der Magen knurrt, doch ein Restaurant ist nicht zu finden.

Was würden wir bloss ohne Google machen? Irgendjemanden auf der Strasse suchen, der Auskunft geben kann? Wahrscheinlich.

Aber eben, Google weiss alles, auch über allfällige Restaurants in der näheren Umgebung. Zollbrück, das Nachbardorf, scheint meine Rettung zu sein.

Und so setze ich mich in den Bus, der jede Stunde fährt, finde tatsächlich am Bahnhof in Zollbrück einen Takeout, wo türkisch sprechendes Personal mir eine wahrhaft köstliche Pizza zubereitet.

Dann mit dem Bus zurück nach Ranflüh. Das TV Dinner an diesem Abend, Pizza mit Mineralwasser und der Schlussgang im Fernsehen, kann für vieles, nein heute für alles, entschädigen.

Ich scheine langsam mir sehr wenig zufrieden zu sein.

 

Passender Song zum Tag:  TWWO – Cage Fighter

Und hier geht der Trail weiter … nach Eggiwil