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Trans Swiss Trail

Trans Swiss Trail – Die Zerstörungskraft des Wassers

Manchmal wird man sich bewusst, welche Kräfte die Natur entwickeln kann.

Heute ist einer dieser Tage. Ganz überraschend ist es nicht. Aber immer wieder eine Erinnerung daran, wie schnell sich etwas Harmloses zu etwas Bedrohlichem entwickeln kann.

Aber alles fängt wie immer ganz wie erwartet an. Der Blick aus dem Fenster zeigt zwar nasse Strassen, triefende Bäume, kein Wunder nach dem gestrigen Gewitter, aber insgesamt ist eine angenehme Wanderung zu erwarten.

Auch der Travelguide ist guter Dinge:

Wildromantische Wanderroute durchs Tal der jungen Emme. Eindrücklich die Felswände von Hohgant und Schrattenflue, interessant das ehemalige Badehaus in Kemmeriboden-Bad. Die Feuchtbiotope nahe Sörenberg machten das Entlebuch zum Unesco-Biosphärenreservat.

 

 

Die Emme, ganz friedlich

Wie immer in den letzten Tagen folge ich der Emme, sie ist zu einem liebgewordenen Begleiter geworden. Kühe auf der tropfnassen Wiese grüssen mich wieder mal nicht, wie sollten sie auch. Es gibt nichts Langweiligeres als Wanderer.

Ich grüsse sie trotzdem mit einem leisen Muhen und gehe weiter, an wunderbar geschmückten Häusern vorbei. Doch heute noch verlasse ich den Kanton Bern, seit Laupen (so lange her) habe ich ziemlich viele Kilometer auf Berner Boden hinter mich gebracht. Es war schön, aber nun wartet die Innerschweiz. Mal sehen …

 

Cows on wet meadows Typical Bernese House

 

Die Emme, weniger friedlich

Es fängt eigentlich ganz harmlos an. Man bemerkt Holz, Steine, Sträucher an Orten, wo sie nichts zu suchen haben. Oberhalb des Bachbords, auf der Wiese, auf dem Weg, bis das Flussufer, knapp neben dem Pfad, plötzlich und unerwartet brüchig wird.

An einigen Stellen ist der Weg kaum mehr vorhanden. Etwas beängstigend. Man fragt sich, wie es gewesen wäre, hätte man ausgerechnet diesen Tag für die Wanderung erwischt. Böse Vorstellungen. Denn es sieht wahrlich schlimm aus. Man muss aufpassen, dass man nicht abrutscht.

Baumstämme, ineinander verkeilt, zerborsten wie Zündhölzer unter der Kraft des wütenden Wassers. Steine, Felsbrocken, nichts hält der Gewalt stand, mitgerissen als ob es nichts wäre. Ich bin überrascht, kann mich gar nicht erinnern, dass es hier eine Überschwemmung gegeben haben muss.

Es wird bereits emsig gearbeitet. Ein Bagger versucht in gefährlichem Gebiet, die Uferzone zu sichern. Ich beneide den Baggerfahrer nicht.

 

Thunderstorm in the Emmental

Some days after the flood

Trying to fix the river bank

Doch dann verzweigt der Weg in den Wald, dem Themenweg Beat Feuz entlang.

Der berühmte Skirennfahrer stammt ja aus dieser Gegend, ihm wird mittels Themenweg, der seine Karriere abbildet, die Referenz erwiesen.Der kleine Feuz, seiner rundlichen Figur wegen Kugelblitz genannt, hat uns schon viel Freude bereitet, das letzte Mal anlässlich der Olympischen Winterspiele in Peking, wo er Abfahrtsgold gewann.

Weiter so, Kugelblitz!

Nun ja, solange ein Land Sportler und nicht Kriegshelden oder Politiker oder andere überflüssige Personen bejubelt, darf es beneidet werden.

 

Der Kemmeriboden, zerstört

Das Kemmeriboden Bad steht ganz vorne auf meiner täglichen Liste möglicher Orte, wo man geruhsam einen Kaffeehalt einlegen kann. Ich bin also guter Dinge, als ich mich frohgemut dem Restaurant nähere, und merke erst beim Näherkommen, dass an diesem Tag der Kaffeegenuss wegfällt.

Der Kemmeriboden ist nämlich zerstört.

Ich verweise hier auf den Medienbericht, der sich ausführlich mit der Überschwemmung und der Zerstörung des beliebten Ausflugsziels befasst.

Ich zitiere:

Bereits 2014 tobten in der Gegend schwere Gewitter. «Vom Gesamtvolumen her war die Wucht des Hochwassers 2014 grösser. Dennoch ist das Ereignis lokal im Kemmeriboden nun viel schlimmer», sagte Georg Heim, Experte für Naturgefahren, an der Medienkonferenz weiter.

Am Tag nach dem Unwetter ist Reto Invernizzi, Wirt des Hotel-Restaurants Kemmeriboden-Bad, froh, dass keine Personen zu Schaden kommen sind. «Als die Flut kam, blieben uns vier Minuten, um 30 Gäste und Mitarbeitende im Obergeschoss in Sicherheit zu bringen», sagt er vor Ort gegenüber SRF.

Die Wassermassen haben das Gebäude und die Umgebung völlig verwüstet, die Schäden sind immens. Invernizzi und sein Team haben innert Minuten alles verloren: «Unser Zuhause, unser Daheim wurde Opfer der unbeschreiblichen Naturgewalten», so der Gastronom.

 

The Emme at the day of the flood Unbelievable destructiveness of the water

Spielplatz Kemmeriboden Inventar Schaden Landgasthof

Angesichts der Zerstörungskraft der Natur müsste man als kleiner Mensch demütig werden, wenigstens für eine Weile, doch dann vergisst man und glaubt wieder an den Mensch als Krone der Schöpfung.

 

Eine Gruppe fröhlicher Holländer

Ich verlasse den Ort der Verwüstung. Es wird allerdings bereits emsig gearbeitet, die schlimmsten Zerstörungen sind weggeräumt, es soll schon bald wieder aufwärts gehen. Dann wünsche ich der Wirtefamilie alles Gute für die weiteren Wochen und die Wiederaufstehung des Kemmeribodens.

Der Weg führt nun aufwärts, bye bye geliebte Emme, das war’s nun definitiv. Meine Zuneigung hat allerdings etwas gelitten, kein Wunder nach den eben gesehenen Bildern der Zerstörung.

Es ist kühl geworden, ein komischer Nebel zieht auf, gefällt mir ganz und gar nicht.

 

A cold mist disturbs the jolly walking

Das Geräusch von Stimmen und Lachen ist von weitem zu hören. Die dazugehörige Sprache ist leicht zu identifizieren. Wenn das keine Holländer sind, will ich Van Gogh heissen.

Und tatsächlich, sieben ältere Herren im besten Alter kommen mit flinken Schritten auf mich zu, Lachen im Gesicht, bevor wir uns begegnen. Man bleibt stehen, begrüsst sich, woher und wohin, auf englisch natürlich, der Lingua Franca des 21. Jahrhunderts.

Es handelt sich offensichtlich um wichtige Persönlichkeiten, sie erzählen von ihren Jobs in Genf  und ähnlichen Orten. Und heute will man etwas für die alten Knochen machen. Dann viel Spass.

 

Hikers from the Netherlands

 

Die UNESCO Biosphäre Entlebuch

Der weitere Weg lässt erkennen, dass ich nun in eine besondere Welt eingetreten bin. Auf den ersten Blick scheint alles wie immer, grüne Wiesen, sattes Gras, man muss genauer hinsehen, um das Besondere wahrzunehmen.

Es handelt sich hier um geschützte Moore, ein Teil der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Tafeln am Wegrand erklären detailliert, welche besondere, ausgesprochen vielfältige Flora und Fauna auf diesem kleinstem Raum gedeiht.

 

UNESCO Biosphere Entlebuch 1 UNESCO Biosphere Entlebuch 2

Ich zitiere wieder mal aus Wikipedia:

Das Entlebuch ist seit 2001 neben dem Schweizer Nationalpark das zweite UNESCO-Biosphärenreservat der Schweiz, jedoch das einzige nach den Sevilla-Kriterien der UNESCO von 1995.

Es ist das erste Biosphärenreservat weltweit, das durch eine Volksabstimmung und unter partizipativer und kooperativer Mitwirkung der lokalen Bevölkerung begründet wurde. Seit 2008 ist die UBE zusätzlich Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung gemäss Pärkeverordnung der Schweiz.

Herausragende naturräumliche Charakteristiken des Entlebuchs sind die ausgiebigen Moore sowie die Karstlandschaft Schrattenflueh.

Mehr als 20 % aller intakten Hochmoore der Schweiz befinden sich im Perimeter der UBE, häufig sind sie in kurzer Distanz zu trockenen Lebensräumen, was zu einer ausgesprochen vielfältigen Flora und Fauna auf kleinstem Raum führt.

Insgesamt sind 135 Flach- und Hochmoore sowie vier Moorlandschaften von nationaler Bedeutung im Biosphärenreservat verzeichnet. Dazu kommen vier Auenlandschaften, einige Amphibienlaichgebiete und Trockenwiesen sowie drei Landschaften von nationaler Bedeutung.

Insgesamt sind mehr als 50 % der gesamten Fläche der UBE unter Schutz gestellt. Neben einigen Bergföhren- und Fichten-Hochmoorwäldern dominieren im Entlebuch Buchen-Tannen-, Tannen-Fichten- und Fichtenwälder.

 

Marbachegg, Seeli, Luzern-Vierwaldstaettersee, Herbst, Berg, Panorama, Naturpark/Reservat, Wiese, Schnee, Wald, Bergsee, Paar, Wandern, Morgenstimmung

 

Die Rossweid … und ein lukullisches 3-Gang-Menü

Der Rest ist schnell erzählt. Da Sörenberg, das eigentliche Etappenziel, keine Zimmer verfügbar hatte, werde ich die Nacht in der Rossweid, einem beliebten Berghotel und Ausflugsort verbringen.

Bei meiner Ankunft verabschieden sich eben die letzten Gäste, ich scheine sozusagen der letzte Mohikaner an diesem kühlen Abend zu sein. Man hat mich jedoch erwartet, es macht den Anschein, als wären Übernachtungsgäste doch eher selten.

Das Zimmer ist klein und gemütlich, der Hunger treibt mich ins riesige Restaurant, wo man mir jedoch mitteilt, dass mein Nachtessen im unteren Stock in der Nähe des Billardzimmers stattfinden wird.

Nun gut, ich bin immer für Überraschungen, denn die junge Dame, die sich als Ungarin aus Budapest entpuppt, erklärt mir das, was mich erwartet. Und so komme ich unverhofft zu einem opulenten 3-Gang-Menü, das nicht nur mundet, sondern diesen Tag in besonderer Weise zur Vollendung bringt.

 

Passender Song:  UB40 – Food for Thought

Und hier geht der Trail weter … nach Giswil

 

Trans Swiss Trail

Trans Swiss Trail – Der Himmel verdunkelt sich

Gratwanderung an der Westflanke des Pfyffers. Auf dem Wachthubel atemberaubende Sicht auf die Voralpen-Bollwerke Schrattenflue und Hohgant. Im Abstieg stösst man auf schwarze Büffel. Sie haben Schangnau für seinen Mozzarella berühmt gemacht.

Klingt interessant, was der Guide zu erzählen weiss. Mal sehen, ob ich die berühmten Büffel zu sehen kriege. Das letzte Mal dürfte es in Asien gewesen sein.

Und die Anstrengung scheint sich heute in Grenzen zu halten:

Nun gut, wie die Erfahrung zeigt, sind diese Werte in meinem Fall Schall und Rauch. So sehen sie aus:

Länge 14.29 km; Aufstieg | Abstieg 1025 m | 790 m, Wanderzeit 6 h 04 min

Na ja, die unterschiedliche Dauer kann mit meiner Langsamkeit erklärt werden, aber über 200 Meter mehr Aufstieg und Abstieg? Verstehe ich nicht. Ich mache ja keine zusätzlichen Steigungen.

Die Welt ist voller Geheimnisse.

 

From Eggiwil to Schangnau

 

Der wiedergefundene Wirt

Ich bin beinahe überrascht, dass sich beim Frühstück, wider Erwarten sehr opulent, tatsächlich ein Herr zeigt, der sich als der verschwundene Wirt entpuppt. Eine mehr als seltsame Figur, scheint irgendwie noch nicht richtig angekommen zu sein.

Auf jeden Fall hat er alle Mühe, die Kaffeemaschine in Gang zu bringen und benötigt dazu die telefonische Hilfe eines Freundes. Dann setzt er sich an meinen Tisch und beginnt zu erzählen.

Man könnte meinen, irgendjemand hätte einen Knopf gedrückt, und jetzt redet er. Er redet und redet und kann nicht mehr aufhören. Während ich also mehr oder weniger schweigend ein Brot nach dem anderen genussvoll zelebriere (man stellt mir ein ganzes Pfund Butter auf den Tisch), erzählt er mir sein Leben.

Und er weiss alles. Tausend Geschichten. Man möchte ihm stundenlang zuhören. Er kennt nicht nur alles über die Bewohner des Dorfes, sondern – und das ist äusserst interessant – auch über sämtliche Hotels und Gasthäuser der weiteren Umgebung.

Was mich zu einem Nachbarn bringt, nämlich den Krypto-Gasthof in Signau.

Man erinnere sich. Bei der letztjährigen Übernachtung im Rothen Turm in Signau versuchte der Wirt, mir die Segnungen der Kryptowährungen nahe zu bringen, was ihm allerdings nicht gelang.

Es verwundert mich nun nicht, dass es schlechte Neuigkeiten darüber gibt. Der Gasthof ist anscheinend geschlossen, hat sich Bitcoin und Co. doch nicht als die Rettung der Welt herausgestellt? Nun, ich habe den Wirt gewarnt, er wollte partout nicht auf ein paar gut gemeinte sachliche Argumente hören.

Schade um den schönen Gasthof.

 

Kein Mangel an Hügeln

Man kennt sie in der Zwischenzeit, diese hölzernen Brücken aus alter Zeit. Sie sind Zeugen einer Vergangenheit, die längst entschwunden ist. Deshalb liebt man sie. Man erkennt in ihnen etwas, was unsere Vorfahren geprägt haben. Etwas für die Ewigkeit, so sieht es zumindest aus.

 

Old wooden bridge over the Emme

Nun , auf jeden Fall folgt der Trail eine kurze Weile der Emme, hier immer mehr zu einem jungfräulichen Flüsschen geworden. Die Quelle liegt irgendwo im Hinterland, nicht allzu weit von hier. Vielleicht werde ich sie finden, vielleicht auch nicht.

Dann aber, wer hätte das gedacht, beginnt die Steigung, nicht überraschend, denn genau das hat der Guide beschrieben. Und noch eine Überraschung, die keine ist: ich bin wieder mal allein auf weiter Flur. Was mir aber sehr gelegen kommt, denn ich habe mich daran gewöhnt und kann mir schon gar nicht mehr etwas anderes vorstellen.

Wie sagt man so schön – der Starke ist allein am stärksten. Oder ähnlich. Vielleicht Bullshit, vielleicht auch nicht.

Anyway, der Weg führt hinauf, immer höher, der Atem geht stossweise, manchmal ist der Weg völlig zugewachsen. Man könnte meinen, dass der letzte Mensch vor hundert Jahren hier durchgekommen ist. Erinnert mich wieder mal an den Alpenpanoramaweg.

 

Uphill, towards the blue sky Is this the path? hard to believe

 

Aufforderung zum Genuss

Wer hätte das gedacht? Es gibt doch tatsächlich ein paar humorvolle Schweizer (obwohl ich nicht wirklich überzeugt bin davon). Da stehen Bänke mitten in der Landschaft mit bester Aussicht natürlich, daneben metallene Hinweistafeln, auf denen eingraviert ist: Gniesse (geniessen) oder Pouse mache (Pause einlegen).

Diesen kategorischen Imperativ lasse ich mir nicht entgehen. Ich setze mich also folgsam auf die Bänke, lasse den Blick schweifen und denke nichts. Oder nicht viel. Aber man fühlt sich gleich entspannt, leicht wie eine Feder. Fehlt nur noch jemand neben mir auf der Bank, mit dem der Genuss geteilt werden kann.

 

Invitation to enjoy Invitation to rest

 

Begleitung mit E-Mountainbike

Manchmal hat man das irritierende Gefühl, dass der Rest der Welt gar nicht existiert. Nur dieser winzige Ausschnitt, ein paar Wiesen, ein paar Wälder, ein Fluss im Tal, Wolken am Himmel. Ennet den Wolken gibt es nichts, doch mit jedem Schritt erweitert sich die Welt, während sie hinter mir verschwindet. Es erinnert mich an einen Film, den ich nicht zuordnen kann, eine Aufgabe für den weiteren Weg.

Doch genau in diesem Moment bricht die Realität ein. Ein keuchender Atem hinter mir lässt mich einhalten. Da ist doch tatsächlich ein nicht mehr ganz junger Mann, der sich mittels e-Mountainbike den Abhang hinauf müht. Der Schweiss trifft von seiner Stirn, offenbar ist die elektrische Unterstützung an ihre Grenzen geraten.

Er scheint froh zu sein, für einen Augenblick durchatmen zu können, wir kommen ins Gespräch, gehen gemeinsam weiter. Natürlich er auf dem Bike, ich zu Fuss. Eine etwas seltsame Kombination. Nun, es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell man in tiefgründige Gespräche gerät, sobald die üblichen Floskeln ausgetauscht sind. Und wir erkennen schliesslich sogar, dass wir aus dem selben Kanton stammen, zwei Landsleute also.

Nun, seine Ausfahrt war dem Einkaufen gewidmet, und so verlässt er mich auf dem Pfyffer, dem ersten etwas höheren Hügel, und fährt seinem Ferienhaus entgegen.

Ich aber bleibe stehen, wundere mich einmal mehr über die Aussicht.

 

 

Die Schrattenfluh, diese monströse Wand

Nach dem Pfyffer führt der Weg weiter hügelan, beileibe kein Mangel an atemraubenden (im Sinne des Wortes) Anstiegen. Man fragt sich, wie diese Hügel entstanden sind. Waren sie mal stattliche Berge, geformt durch den Zusammenprall zweier Kontinentalplatten und langsam aber stetig durch die Elemente auf das heutige bescheidene Niveau reduziert?

Man könnte beinahe Mitleid haben, wenn man bedenkt, welchen Abstieg sie hinter sich haben. Aber das ist unsere Welt. Auf- und Abstiege sind das, was sie prägt. Geschieht ja auch im eigenen Leben. Manchmal geht’s hinauf, manchmal runter. What comes up, must go down.

Auf dem Wachthubel (schon wieder so ein Name), der höchsten Erhebung an diesem Tag, breitet sich nach allen Seiten eine Bergpracht aus, die es in sich hat. Im Süden der Hohgant, aber zur Linken die Schrattenfluh, eine wahrhaft furchterregende Wand aus lauter Felsen und sonst nichts.

Ein paar Bilder aus diesbezüglicher Wanderung von einigen Jahren mögen zeigen, wie abweisend und unwirtlich dieser Brocken von einem Berg aussieht.

 

Schrattenfluh - terrifying wall   Schrattenfluh - no pleasure for beginners

Schrattenfluh - view from the Wachthubel

Von hier aus sieht sie ganz manierlich aus, obwohl die dunklen Schatten, die senkrechten Falten in der Wand, der eckige Kopf am Ende, zeigen, wie unwirtlich und abstossend diese Wand ist. Ganz zu schweigen von der anderen Seite, wie obige Bilder zeigen.

Nicht eine meiner schönsten Erinnerungen.

Aber dann, nicht allzu weit vom Tagesziel, beginnt sich der Himmel mit Wolken zu bedecken. Nicht diese zarten, schwebenden weissen Flecken am Firmament, nein, diese zuckenden, flackernden, düsteren Gebilde aus Wasserdampf und Energie, die im Nu bedrohliche Gefühle bewirken.

 

The sky gets darker ... ... and darker

Während in der Ferne erste Regenschlieren die Sicht verdunkeln, eile ich den Weg hinunter, ein Schotterbett, von früherem Regen ausgehölt, sehr mühsam. Meine Knie, diese armen Gelenke, die mich bisher nie im Stich gelassen haben (im Gegensatz zur letztjährigen Wanderung), melden sich mit erbosten Signalen, so nicht, scheint es zu bedeuten. Ich kann es ihnen nicht verdenken.

 

Schangnau - small village along the trail My room in the Löwen - just as I like it

Aber als eben die ersten schweren Tropfen auf den staubigen Boden klatschen, nähert sich Schangnau, das Tagesziel, der Gasthof Löwen, wieder mal das einzige Hotel im Dorf.

Und so bin ich gerettet, wieder einmal im letzten Moment der Traufe entgangen.

Und der Gasthof entpuppt sich als eines dieser Etablissements, die ich so sehr liebe. Mit einer Gaststube, wo die hölzernen Wände lange Geschichten erzählen könnten, wo die Wirtin in ihrem wunderbaren Dialekt den Gast empfängt als wäre er ein König, dabei bin es nur ich. Etwas müde und ausgepumpt, aber glücklich hier zu sein.

Ich weiss jetzt schon, dass ich mich in meinem kleinen Zimmerchen mit den rotweiss karierten Bettanzügen sehr wohl fühlen werde.

Und während draussen der Regen über das Dorf galoppiert, sitze ich in der Gaststube, trinke mein tägliches, wohlverdientes Bier und schaue aus dem Fenster.

 

Passender Song:  Bob Dylan – Rainy Day Woman Nr. 12&35

Und hier geht der Trail weiter – zur Rossweid