Eigentlich hasse ich Filme über den Krieg und ganz besonders solche über Nazis.
Sie lösen in mir eine tiefe Abscheu aus, denn sie zeigen ungeschminkt die Demütigung der menschlichen Rasse. Auf Seiten der Opfer wie auch der Täter.
Weil man dann daran erinnert wird, welch barbarische Seiten die Spezies Mensch besitzt.
Und trotzdem bleibt eine Art unerklärlicher Attraktivität dieser Geschichten. Ich spüre sie selbst, obwohl ich mich dagegen zur Wehr setze.
So auch im späten Meisterwerk Roman Polanskis.
Worum geht’s?
Der Film basiert auf der im Jahr 1946 publizierten Autobiografie Der Pianist – mein wunderbares Überleben des polnischen Pianisten und Komponisten Władysław Szpilman.
Die Geschichte beginnt in Warschau am 3. September 1939. Großbritannien hat dem Deutschen Reich den Krieg erklärt. Vor allem die jüdische Gemeinde hofft, dass sich alles bald zum Guten wenden wird. Doch infolge der deutschen Belagerung wird das Leben besonders für die Juden unerträglich.
Auch die Familie des angesehenen Pianisten Szspilman muss ins Warschauer Ghetto übersiedeln. Dort geht es für die Familie bald ums nackte Überleben. Sie werden Zeugen des Elends des Ghettolebens, von Demütigungen der Bewohner und willkürlichen Morden durch die deutschen Soldaten.
Schliesslich werden die Bewohner des Ghettos versammelt und in ein Vernichtungslager gebracht, wo seine Eltern und Geschwister ermordet werden. Szpilman entgeht dem Abtransport, gehört nun aber zu den Zwangsarbeitern. Später gelingt ihm die Flucht aus dem Ghetto.
Der magische Moment
Um nicht gefasst zu werden, muss er öfters das Versteck wechseln. Er leidet Hunger und erkrankt. Er flieht erneut, irrt durch die völlig zerstörte Stadt und versteckt sich in einem Haus. Dort entdeckt ihn ein deutscher Offizier. Dieser bittet Szpilman, ihm etwas auf dem Flügel vorzuspielen. Der Pianist spielt Auszüge aus der Ballade Nr. 1 von Chopin, und Hosenfeld hört sichtlich bewegt zu.
Ab diesem Zeitpunkt bis zum Rückzug der Deutschen Ende 1944 versorgt Hosenfeld Szpilman in seinem Versteck mit Lebensmitteln. Bei seinem Abschied schenkt er dem Pianisten noch seinen Offiziersmantel, der jenem beim Einmarsch der Roten Armee in Warschau fast noch zum Verhängnis wird.
Filmgewordene Albträume
Es gibt einige Szenen von derart kalter Brutalität, dass man innerlich fröstelt.
Die Szene mit den deutschen Soldaten, die einen alten Mann im Rollstuhl von der Terrasse stürzen.
Die Szene, als sich die Juden in einer Reihe aufstellen müssen und von hinten mittels Kopfschuss getötet werden.
Das sind filmgewordene Albträume.
… und die hoffnungsvolleren Szenen
Doch es gibt auch die anderen Szenen.
Die hoffnungsvolleren, diejenigen, die eine andere, positivere Seite des menschlichen Charakters aufzeigen.
So wie der oben beschriebene magische Moment.
Ein Film, der zurecht mit unzähligen Preisen überhäuft wurde.
Vielleicht vor allem deswegen, weil er gleichzeitig das abgrundtief Böse wie auch das zur Hoffnung beitragende Gute aufzeigt.
Ein wunderbarer Film, den ich trotzdem niemals mehr ansehen werde …
Und hier geht’s zum nächsten magischen Moment … mit Lawrence of Arabia durch die Wüste Nefud.