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Burma

Mekong – Verrückter Ritt auf dem wilden Biest

Manchmal – nicht zu häufig, denn das Leben ist kurz – wird man vom Gefühl gepackt, etwas Verrücktes tun zu müssen.

Etwas Gefährliches. Etwas fürs Alter, wenn nur die Vergangenheit und ein paar verrückte Erlebnisse geblieben sind.

Und manchmal weiss man vorher gar nicht, dass es gefährlich werden könnte.

Es geschieht hin und wieder und passt wunderbar ins Kapitel Reisen und Geschichten. Und es erinnert an andere Flussabenteuer, nicht weniger aufregend. Beispielsweise die Fahrt auf dem Nam Ou in Laos.

So geschehen auf dem Mekong. An einem wundervollen Morgen, eine leichte Brise weht, die Luft riecht erstaunlicherweise nach Frühling. Nichts deutet darauf hin, dass in einer halben Stunde alles anders sein wird.

Wer denkt an einem solchen Morgen schon an Nebel? An DICHTEN Nebel.

 

Trip from Chiang Saen to Chiang Khong
Mit dem Speedboat von Chiang Saen nach Chiang Khong

 

Der Passagier

Ich bin also zur verabredeten Zeit an der Anlegestelle, geht eben die Sonne auf. Ein wunderbarer Gruss zur richtigen Zeit.

Wie erwartet bin ich der einzige Passagier, offenbar gibt es sonst niemanden, der dieses kleine Abenteuer in Angriff nehmen möchte. Macht aber nichts, ich finde, ein bisschen gehört mir die heutige Fahrt ganz allein. Am Anfang kommt es zwar noch zu einer Diskussion, denn die Gasflaschen, die der Driver mitnehmen will, sind nicht unbedingt die Begleiter, die ich mir wünsche. Erst, als er sein Portemonnaie zückt, um mir mein Geld zurückzugeben, gebe ich nach.

Aber, dass sie leer sein sollen, wie er mir mit überzeugender Miene verspricht, daran glaube ich keine Sekunde. Jä nu, wird schon gut gehen.

Ein Wort zum Boot. Es ist klein, sehr klein. Wie sich hier bei Vollbesetzung vier Passagiere hineinzwängen sollen, ist mir schleierhaft. Eigentlich gibt es nur einen einigermassen anständigen Sitzplatz, die anderen sind knapp einen halben Meter lang und man sitzt am Boden. Der Driver sitzt zuhinterst am Steuer und Motor, sein Grinsen bereitet mich bereits darauf vor, was ich in den nächsten zwei Stunden zu erwarten habe.

 

Passenger with life vest
Mit Schwimmweste wird langsam klar, was mich erwartet
Speedboot
Mein Speedboot – mit Gasflaschen

 

Das Speedboot

Es handelt sich wie gesagt um ein Speedboat. Das bedeutet nichts anderes, als dass es mit Höchstgeschwindigkeit (so 50 bis 60 km/Std) den Fluss hinunter brausen wird, begleitet vom ohrenbetäubenden Gedröhn des Motors und dem Geräusch des aufgepeitschten Wassers.

 

Starting
Es geht los, alles ruhig, aber bereits mörderisch schnell

Und der Driver gibt Gas, als müsste er dem Passagier zuallererst mal zeigen, wer der Boss ist.

 

Was er nicht weiss, ist, dass ich mich genau darauf gefreut habe. Wir zischen also los, zielen in die Mitte des Flusses und haben nun allen Platz der Welt. Vielleicht ist noch beizufügen, dass es kurz nach acht ist und tatsächlich nicht ein einziges anderes Boot zu sehen ist (ein äusserst seltenes Ereignis, was aber kurze Zeit später etwas zu meiner Beruhigung beitragen wird).

 

Die Nebelwand

Denn nach ein paar Kilometern taucht in der Ferne etwas auf, was man anfänglich nicht genau erkennen, geschweige denn identifizieren kann (wer den Highway 1 zwischen Los Angeles und San Francisco schon befahren hat, weiss wovon ich spreche: vom heissen Süden her kommend, sieht man etwa in der Mitte der Strecke von weitem eine Nebelwand, die sozusagen die Wärme von der Kälte trennt und man innert Minuten eine wärmende Jacke überziehen muss).

 

Foggy Mekong
Der Mekong im Nebel

Genauso ist es hier: wir tauchen in eine neblige Welt ein, in Sekundenschnelle verschwinden Ufer und alle anderen Orientierungspunkte in einer undurchdringlichen Suppe.

 

Wer nun denkt, dass dies eventuell gefährlich werden könnte und man besser etwas langsamer fährt, täuscht sich. Während ich Mühe habe, die eigene Hand vor den Augen zu sehen, gibt der Driver Gas, als wäre es ein wunderschöner sonniger Nachmittag. Ob er sich an den Leitspruch hält, dass am Vortag um diese Zeit auch kein Boot entgegengekommen ist, weiss ich nicht.

 

Dem Schicksal ergeben

Da man nichts machen kann, muss man sich dem Schicksal ergeben. Ich lehne mich also zurück, knöpfe meine Jacke bis zum Hals zu, denn es ist empfindlich kalt geworden. Der neblige Tau legt sich auf Brille und Kleider, es kommt mir vor, als würden wir durch eine riesige eiskalte Sauna fahren.

Nur ganz selten, wenn auch das angepeilte laotische Ufer im Weiss verschwindet, fahren wir ein bisschen langsamer, aber wirklich nur ein bisschen. So geht der Blindflug weiter, während ich hoffe, dass weder ein Fischerboot noch einer der riesigen Dampfer noch irgendein anderes potentielles Crashobjekt entgegenkommt.

 

Aber wie immer (wie meistens?) meint es Buddha oder wer auch immer gut mit uns, irgendwann löst sich die Suppe auf, und die Sonne bricht durch. Jetzt endlich erkennt man die Ufer, rechts die thailändische, links die laotische Seite.

Ein Katzensprung, und ich wäre in Laos (als Schweizer kein Problem, denn als einziges mir bekanntes Land braucht man kein Visum; niemand weiss den Grund dafür). Etwas weiter unten, wo sich der Fluss verengt, wird es etwas ruppiger. Wir werden ordentlich herumgeworfen, doch das Boot gleitet über die schlimmsten Stromschnellen wie ein schwereloser Pfeil.

Und dann, die Rauchsäulen zeigen es von weitem an, Chiang Khong, mein Tagesziel. Der Driver lacht immer noch, ich denke, dass er findet, einen sehr lukrativen Tagesbeginn erlebt zu haben. Er ist nicht der einzige, der grinst, denn auch für mich ist ein kleines Träumchen in Erfüllung gegangen …

 

PS Song zum Thema:  The Rolling Stones – Doom and Gloom

Und hier geht die Reise weiter …

 

Südostasien

Tonle Sap Lake – Das dumpfe Röhren der Motoren

Ferien sind auch nicht mehr, was sie mal waren.

Das könnte man aufgrund der sich häufenden Frühaufstehaktionen den Eindruck gewinnen. Ich weiss nicht, das wievielte Mal ich nun vor sechs Uhr aufstehen muss, weil entweder der Zug, der Bus, das Tuk-Tuk oder sonst irgendeine Dringlichkeit dies verlangt.

Allerdings gewöhnt man sich daran, und vor allem, man hat es gewusst, gibt es doch mancherlei Erinnerungen an frühere Erfahrungen dieser Art (Mandalay, Santiago de Cuba, Marokko, Pak Beng … und viele andere).

 

Erinnerungen an Varanasi

Besonders im Gedächtnis geblieben ist die frühmorgendliche Fahrt in Varanasi (früher Benares genannt). Man stelle sich einen grauen, noch kaum durchsichtigen Morgen vor, ein leichter Nebel liegt in der Luft, der Fahrer der Velo-Rischka, ein drahtiger Mann nicht mehr ganz in den besten Jahren (was in Indien wahrscheinlich zwischen dreissig und vierzig bedeutet) tritt mit aller Kraft in die Pedalen.

Unser noch schlaftrunkener Blick – schliesslich ist es kurz nach fünf – schweift in die Umgebung und erkennt auf den Feldern abseits der Strasse unzählige schemenhafte Gestalten, manche aufrecht, die meisten jedoch hingekauert, und alle gehen sie ihrer morgendlichen Notdurft nach, oder mit anderen Worten, sie kacken. Na gut, in Abwesenheit geeigneter sanitärer Anlagen gibt es wohl keine anderen Möglichkeiten …

 

Ganges at Varanasi
Das Ufer des Ganges
Ganges at Varanasi
Ruderfahrt am frühen Morgen
Sunrise at the Ganges
Darauf haben wir gewartet – der Sonnenaufgang über dem Ganges

Später dann, auf dem Ganges, weitere erinnerungswürdige Gegebenheiten, die für sich allein ein Kapitel wert wären (allein der Geruch der brennenden Leichen, die frühmorgends am Ufer des Ganges kremiert werden, verleiht den Erinnerungen die notwendigen Sinnesaspekte).

 

Speedboat

Heute ist es die Abfahrt des Speedbootes, das mich mitten in der Nacht aus den Federn holt und mich in Windeseile nach Siem Reap, der letzten Station meiner Reise und Sitz der weltberühmten Tempel von Angkor Wat, bringen soll.

Es gibt zur Abwechslung wieder mal eine Aufregung meines Tickets wegen (auch dies eine sich wiederholende Erfahrung), und auch diesmal löst sich alles in Wohlgefallen auf. Das Boot schaut schon mal sehr schnittig aus, mit schmalen Körper, spitzem Bug, weissgestrichenem Dach, auf dem sich bereits eine Anzahl Passagiere bequem gemacht hat.

 

Speedboat on Tonle Sap Lake
Eine illustre Gesellschaft auf dem Dach des Speedboots

 

Dumpfes Röhren der Aussenbordmotoren

Pünktlich zur Abfahrtszeit dröhnt der Motor auf, langsam bewegt sich das Boot vom Ufer weg, dann, mit einem dumpfen Röhren wie aus dem Rachen eines urzeitlichen Ungetüms, schwillt der Lärm an, und wir bewegen uns. Leicht wie eine Feder, so scheint es, doch immer schneller und schneller gleiten wir über das Wasser des Tonle Sap Rivers, doch erst in der Mitte des Flusses, wenn endlich freie Fahrt möglich ist, gibt der Kapitän Vollgas.

 

Wow! Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie schnell das Teil fährt, aber das Ufer eilt in derartigem Tempo vorbei, dass man den Eindruck hat zu fliegen. Es sind genau 231 Kilometer Luftlinie, also dürften es mit allen Windungen des Flusses noch ein paar mehr sein, und das Boot braucht für diese Distanz knapp fünfeinhalb Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zwischen 40 und 50 Kilometer pro Stunde entspricht. Nicht schlecht schlecht!

 

The shore of the Mekong
Geschäftiges Treiben am Ufer

 

Tonle Sap Lake

Allen Abwechslungen zum Trotz – immerhin fahren wir zwischenzeitlich wieder auf dem Mekong – wird man mit der Zeit etwas schläfrig, die Uferlinie wird diffus, bis der Kopf vornüberkippt und man ein halbes Stündchen Schlaf nachholt … Doch pünktlich beim Erreichen des riesigen Tonle Sap Lakes, dem grössten Süsswasser-Reservoir Südostasiens, wird man wieder hellwach.

Der See ist überraschenderweise nicht blau, sondern von einem dunklen Braun, genauso wie der Himmel, der genauso wenig blau ist, sondern eine bräunlich-graue Tönung aufweist, was dem Ganzen eine unwirkliche Dramaturgie verleiht. Falls es auf dem Mars Wasser gäbe und einen See, dann müsste er ungefähr so aussehen …

 

Tonle Sap Lake
Tonle Sap Lake – jetzt mit niedrigem Wasserstand
Brown water on Tonle Sap Lake
Eine bräunliche Suppe

Wir tauchen also ein in die bräunliche Suppe, jeder Anhaltspunkt an Land ist verschwunden, wir sind allein, verloren im Niemandsland, für ewig auf dem Weg in die Unterwelt Hades …

Doch halt, das ist natürlich pathetischer Unsinn, der Kapitän, ein hagerer Mitvierziger, bohrt sein Auge in die unendlich scheinende Weite, orientiert sich an meterhohen, aus Holzstangen zusammengenagelten Bojen, die von weither sichtbar sind … und bringt uns schiesslich in die Zivilisation zurück, zum Anlegehafen, wo wir bereits von geschätzten zehntausend Tuk-Tuks erwartet werden.

 

Lost
Fast keine Anhaltspunkte mehr

Land in Sicht

Nach knapp fünf Stunden ändert sich die Umgebung. Der See verengt sich, wird wieder zu einem Fluss. Am Ufer tauchen die ersten Boote auf, auch Hütten, die auf dem Wasser schwimmen. Sie machen nicht unbedingt einen stabilen Eindruck.

 

Ziel in Sicht
Das Ziel kommt näher
Swimming houses
Schwimmende Häuser – nicht sehr stabil
different means of transport
Andere Transportmittel
Huts on stelts
Hütten auf Stelzen
We are being expected
Empfangskommittee
WE have arrived
Empfang und Begrüssung

„Welcome Landolt“

Dann ist es definitiv soweit – am Ufer begrüssen uns reihenweise Hütten, Stände, Sonnenschirme und zahlreiche Fahrzeuge mit zugehörigen Menschen. Es scheint, dass das Ziel nicht mehr allzu weit entfernt ist.

Einer trägt ein Plakat, darauf steht in grossen Buchstaben: Welcome Landolt!

 

PS Song zum Thema:  Meat Puppets – Lake of Fire

Und hier geht die Reise weiter …

 

Südostasien

Luang Prabang – Die alte Magie

Nicht dass es kalt gewesen wäre hier im Norden von Laos, nein, aber die Abende und Nächte können doch etwas sehr kühl werden. So ist zumindest für einen Tag (morgen gehts ja bereits nach Hanoi, zurück an die Kälte?) Wärme angesagt.

Und eine ausserordentlich mühsame Fahrt von Luang Namptha nach Luang Prabang, grösstenteils über eine Strasse, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdient. Es sind doch mehr als zweihundert Kilometer, die der Minivan zwischen tiefen Schlaglöchern, ausgefahrenen Lastwagenspuren, tiefen Gräben hindurchpflügen muss, eingehüllt in eine dichte Wolke aus Staub.

Manchmal döse ich ein, verliere für ein paar Minuten den Zusammenhang, bis mich das nächste Schlagloch aus meinem wohlverdienten Schlummer weckt. Es ist eigenartig still im Wagen, nur übertönt durch das Brummen des Motors, das Aufhölen auf einer Steigung. Als ich das nächste Mal erwache, sind wir irgendwo, wo uns Kindergeschrei empfängt. Ein Stopp.

 

Eine exotisch zusammengewürfelte Gruppe

Wir sind eine ziemlich exotisch zusammengewürfelte Gruppe (eigentlich so wie immer): zwei Polen, ein südkoreanisches Paar, junge Laotenmädchen, schwer beladen mit Säcken und weiss der Teufel was. Andere, nicht identifizierbare Nationalitäten … Die übliche Zusammensetzung halt.

 

Packed Bus
Ein vollbepackter Bus

 

Zurück in Oudomxai

Halt in Oudomxai. Eigentlich ein gesichtsloses Kaff, das nicht viel hergibt, aber vor zwei Jahren habe ich hier eine wirklich gute Zeit erlebt. Auf dem Busbahnhof wird mir plötzlich klar, dass ich auf den Tag und die Stunde genau vor zwei Jahren an der selben Stelle stand, noch etwas unentschlossen, wie die Reise weitergehen sollte. Der Tag, an dem ich schliesslich einfach loszog, um einen Wasserfall zu suchen.

 

All kinds of delicious things, but also grilled snakes
Allerhand leckere Dinge, aber auch gegrillte Schlangen

 

Und zurück am Nam Ou

Der Trip scheint nicht enden zu wollen, doch nach Pak Pong wird die Strasse besser, es geht nun Richtung Luang Prabang. Und dann taucht er plötzlich auf, breit, wild, man glaubt, das Tosen der Wassermassen zu hören. Der Nam Ou, mein zweiter Lieblingsfluss, den ich vor 2 Jahren mit dem Boot befahren habe.

Das scheint nun nicht mehr möglich zu sein. Die offizielle Version lautet zu niedriger Wasserstand, inoffiziell ist wohl klar, dass der von den Chinesen erbaute Damm schuld daran ist, dass wieder ein einmaliges Erlebnis verunmöglicht wird (und by the way eine Menge Leute ihren Lebensunterhalt verloren haben).

 

Und zurück in Luang Prabang

Ankommen in Luang Prabang. Gleiche Stadt, gleiche Atmosphäre, gleiche Geschäftigkeit.. Und noch mehr Touristen. Haufenweise. Die Restaurants entlang der Hauptstrasse sind voll von ihnen, ebenso der Nachtmarkt, der immer grösser zu werden scheint. Mal sehen, wie’s mir morgen gefällt. Wiedersehen ist nicht immer schön …

Aber am Morgen empfängt Vogelgezwitscher den verschlafenen Traveller, eine warme Brise weht, ein Vorgeschmack auf den heissen Tag. Heute werde ich es ruhig angehen, denn alles, was mich erwartet, sind Deja-Vus. Also zunächst mal Frühstück im Schatten der Bäume, während die Gedanken vorauseilen zur Kälte, die mich in Hanoi erwartet.

 

Breakfast with birdsong
Frühstück bei Vogengezwitscher

All Things are impermanent

Es sind erst zwei Jahre her seit meinem letzten Besuch, und trotzdem scheint mir die Stadt ihre klösterliche Ruhe verloren haben. Unruhe hat Einzug gehalten, Hektik, das schnelle Geld, das nun in grossen Mengen in die Stadt fliesst. All Things are impermanent, wie schon Buddha selig bemerkte.

Also Rückzug zum Mother River. Lange sitze ich mutterseelenallein am Ufer des Mekong, blicke in die manchmal ruhig, zuweilen wild und wirblig fliessenden Wassermassen. Er hat schon ein paar tausend Kilometer seit der Quelle in Tibet hinter sich und ebenso viele noch vor sich bis zur Mündung ins Südchinesische Meer.

Wir werden uns wiedersehen …

 

Mekong in Luang Prabang   Brücke

 

Mit dem Fahrrad unterwegs

Ich mache mich auf zu einer erneuten Erkundung der Stadt. Das Fahrrad ist genauso alt und klapprig wie dasjenige vor zwei Jahren, aber das trifft ja auch auf mich zu  …

Ich folge also den Strassen, die mich entlang der Hauptstrasse zum Fluss hinunter und weiter führen, überall dorthin, wohin mich die Lust treibt.

Dorthin, wo die Schiffe am Mekongufer anlegen. Wo ich alte Freunde in ihren orangen Roben treffe. Die kunstvollen Blumenarrangements bewundere. Bei der alten Dame zwar nichts kaufe, aber ein paar freundliche Blicke austausche, mehr braucht es nicht. Und wo ich an Bildern unterschiedlicher Qualität vorbeihusche, bevor mich der Verkäufer entdeckt.

 

Main street in Luang Prabang  Mekong

Meeting with old friends  ... I admire the artfully made flower arrangements

... which are sold at the entrance to the temple  ... or the more or less artistic paintings

Und natürlich landet man früher oder später immer wieder bei ihm, Gautama, in all seiner Pracht, und – als besondere Überraschung- beim Abdruck eines Fusses seiner Heiligkeit. Dazu gibt es natürlich einiges zu sagen bzw. zu fragen: erstens – wie kann ein Mensch der damaligen kleingewachsenen Spezies derart grosse Füsse haben. Und zweitens – warum sollte Buddha ausgerechnet hier gewesen sein und die Güte gehabt haben, ausgerechnet hier einen Fussabdruck zu hinterlassen?

Aber das sind halt die Fragen, die sich in Asien stellen, sie bleiben unbeantwortet, und das ist gut so.

 

... and finally end up with him once again  ... and the imprint of his feet (?)

Und so geht der Tag vorbei. Mit vielen Déja-Vus, die mir auch beim zweiten Mal unendlich Freude bereiten.

 

Abschied

Und so lande ich gegen Abend zurück in meinem Hotel, verabschiede mich und bereite mich auf den Flug nach Hanoi, zurück in die Kälte, vor.

It's gone dark
Es ist dunkel geworden

 

PS Song zum Thema:  Radiohead – The Tourist
Und hier geht die Reise weiter … in Hanoi

 

Südostasien

Die Einsamkeit der Nacht

Was ich am frühen Morgen noch nicht weiss – der Trip von Chiang Khong nach Luang Namptha wird eine Fahrt durch tiefe Nacht werden. Aber schön der Reihe nach …

Seit einem Monat gibt es keine Fähre mehr, keine Treppe, kein Gewusel mehr am Zollposten. Es gibt nun eine breite Brücke, bewacht von zwei protzigen Gebäuden auf beiden Seiten, durch man nun mit kalter Präzision durchgeschleust wird.

Dass der Grenzposten nun 10 Kilometer ausserhalb Chiang Khongs liegt, bedeutet eine massiv teurere Tuk-Tuk Fahrt zu selbstverständlich hohen nicht verhandelbaren Preisen. Und dass eine ganze Menge Leute ihre  Einkommensquelle verloren haben (ausser den Tuk-Tuk Fahrern natürlich). Nun denn  …

 

Niemandsland in Laos

Auf der laotischen Seite findet man sich im Niemandsland wieder, einer wüsten menschenleeren Landschaft, und in alle Richtungen, sei es nach Houayxai oder an die  Busstation, gibt es nur Tuk-Tuks  als einziges Transportmittel.

Ein gemischtes Häufchen Touristen besteigt schliesslich das wartende, sehr klapprig aussehende Gefährt, das uns in röhrendem Tempo zur Busstation fährt, wo gemäss Fahrttabelle  der Bus nach Luang Namptha um 12.30 abfahren soll.

 

Bus stop outside Ban Houayxai
Der wartende Bus …

 

Ein verspäteter Blick auf das Ticket

Aber denkste!  Es wird  13 Uhr, dann 13.30, ausser uns gibt es erstaunlich wenige Einheimische, was uns eigentlich stutzig machen  müsste. Aber es gibt viel zu erzählen, man schwatzt, lacht, tauscht Erlebnisse, Abenteuer, Erkenntnisse und Erfahrungen aus, manche banal, andere spannend und überraschend.

 

Backyard near the bus stop
Mittagessen in einem Hinterhof

Man geht gemeinsam essen, kehrt zum Busbahnhof zurück, um alles genauso vorzufinden wie zuvor. Meine Frage nach der Abfahrtszeit beantwortet der Verantwortliche mit dem Zeigen von vier Fingern, was mir lächerlich erscheint, denn ein Bus, der für 12.30 vorgesehen ist, kann einfach nicht erst um vier abfahren! Kann er doch, denn ein etwas verspäteter Blick auf das Ticket enthüllt unser aller Dummheit. 16.00. Keine Minute früher …

 

Waiting Time
So kann man die Wartezeit verbringen

Sweet Dreams
Sweet Dreams

 

Eine Fahrt durch tiefe Nacht

Auch keine Minute später, denn der in der Zwischenzeit randvoll bepackte Bus legt genau um 16.00 los. Es geht schnell in die Berge, hügelan, hügelab, Kehre um Kehre. Eine Fahrt durch wildes Land, durch hellgrüne Wälder, vorbei an Feldern, Hütten auf Stelzen und solche auf dem Boden.

Nicht viel Verkehr, das Land ist so arm, dass sich niemand ein Auto leisten kann. Dafür Lastwagen, manchmal ganze Konvois, alle auf dem Weg nach Norden, nach China. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Route von Bangkok herauf bis in die südlichen Provinzen Chinas durch eine vierspurige Autobahn erschlossen sein wird.

Der Bus ist zwar voll, doch mit wechselnder Besetzung, immer wieder Halte in Dörfern oder an seltsamen Orten, wo jemand zu- oder aussteigen will.

 

Die Stunden gehen vorüber

Dunkelheit senkt sich über das Land. Es wird still im Bus, nur noch das Röhren des gepeinigten Motors bleibt als akustische Begleitung, hin und wieder der Schrei eines Babys, das Scheppern eines Handys. Eine eigenartige surreale Atmosphäre, die ich so  sehr mag.

Eine Gruppe von Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eng gepackt und bewegungslos dasitzend, manche dösend, andere den Blick in die undurchdringliche Dunkelheit gebohrt, doch ausser dem schwachen Licht eines Hauses oder der flackernden, schnell vorbei huschenden Lichterkette eines Dorfes bleibt es zappenduster

Irgendwann – doch wider Erwarten genau nach den angegebenen vier Stunden – erreichen wir Luang Namptha. Müde, schlaff, hungrig, doch was soll’s, wir sind da …

 

PS Song zum Thema:  Deep Purple – Black Night

Und hier geht die Reise weiter …

 

Südostasien

Nordwärts zum Mekong

Nun also wieder der Anfang. Das langsame Herantasten an eine neue Umgebung, an Sonne und Wärme, eine andere Kultur, eine andere Sprache, andere Gesichter. Lächelnde, freundliche, runde Thai-Gesichter, die so schwer zu lesen sind.

 

Ein neuer Anfang in Chiang Mai

Vor mir der Fluss, der Ping River, dreckig-braun, ruhig, unaufgeregt vor sich hin fliessend, vom leichten Morgenwind gekräuselt, hinter mir blühende duftende Sträucher (Bougainvilleas?), auf dem Tisch das erste Frühstück,  American Breakfast mit Kaffee, schwarz und schwer und süss wie die Hölle, vor mir Rührei, Toast, Butter und rosa Konfi, an Chemie und Zusatzstoffe erinnernd. Aber gut. In diesem Augenblick würde ich alles essen und alles gut finden.

Und irgendwo im Gebüsch gurrt eine unsichtbare Taube.

Es könnte Frühling sein, irgendwo, vielleicht sogar in der Schweiz. Aber es ist nicht irgendwo.

Es ist Februar, und ich bin in Chiang Mai, mitten im unruhigen pulsierenden Zentrum Nordthailands.

Schnee und Kälte sind bereits eine ferne Erinnerung.

 

Ein paar Stunden früher …

Der Flug ist angenehm. Nach Dubai ist es heller Tag, und so bleibt es bis über Pakistan, wo sich die Wolken auflösen und den Blick auf eine öde Wüste öffnen.

Dann wird der Himmel erst farbiger, dann gelber, die Sonne verschwindet am andern Ende des Horizonts und hinterlässt eine warme Spur aus Licht und Farben, bis sich auch diese auflösen und Dunkelheit sich breit macht.

Das Meer, nach der Überquerung von Indien, wird schwarz in der dunklen Nacht, aber irgendwann wird es heller,  als wir uns uns dem Lichtermeer Bangkoks  nähern, das wir erst überfliegen und dann von der andern Seite her ansteuern.

Touchdown.

Und ein paar Stunden später, lande ich, einmal mehr, diesmal in dunkler Nacht, in Chiang Mai, zum dritten, vierten, fünften Mal, und wieder suche ich nach Taxis, finde sie endlich, auf zum Galare Guesthouse, auch einmal mehr. Ich weiss sogar, wo das Taxi abbiegen muss, um in die schmale Gasse zu gelangen, die zum Hotel führt.

Und dann, endlich, das Zimmer, die Dusche, das Bett, der Schlaf …

 

Glücksmomente

Es gibt diese Glücksmomente, die immer dann eintreffen, wenn man sie am wenigsten erwartet. Der erste in dem Augenblick, da ich das verdunkelte Hotelzimmer verlasse, hinaustrete in den nach Sommer und Wärme und Frische duftenden Morgen, der Kopf noch schwer vom langen Schlaf, die Augen geschwollen, der Blick verschleiert. Eine Explosion der Sinne, es kommt mir vor, als würde das System in diesem einen Augenblick in einen anderen Modus geschaltet.

Die Erwartungen sind gross. Ich bin da, und alles liegt offen vor mir.

 

Verändert und doch gleich

Fried Rice

Und jetzt: ein paar Stunden später, im Gewühl der Stadt, irgendwo in einer etwas ruhigeren Ecke im Schatten von blühenden Bäumen, Fried Noodles mit Ei und ein schrecklich aussehendes riesiges Glas mit einer rosa Flüssigkeit darin, Red Soda, mit tausend Eiswürfeln.

Ich bin zwar durstig, aber auf diese Erfrischung kann ich verzichten. Schliesslich geht es morgen weiter, mit dem Green Bus in Richtung Norden, nach Chiang Khong, zu meinem geliebten Mekong, da kann ich mir keinen Durchfall leisten.

 

Endlich auf dem Weg

Ich bin endlich auf dem Weg nordwärts zum Mekong oder wenigstens bis Chiang Khong, wo ich endlich wieder meinen alten Freund, den Mekong, antreffen werde.

Zur Abwechslung mal kein heruntergekommener Local Bus, sondern ein VIP-Bus, die Carosserie glänzt im Sonnenschein, als wäre sie frisch geschrubbt und poliert worden.

Die resolute Dame, verantwortlich für die Innenorganisation, weist mir mit strengem Blick meinen Platz zu und überreicht mit salbungsvoller Miene ein Lunchpaket (!). Darin versteckt sich ein Softdrink (süss),  eine Art Sandwich (trocken) und etwas Süsses (undefinierbar).

 

Nordwärts

Vor dem Fenster huschen Reisfelder vorbei, die meisten vertrocknet (dry Season), einige mit bleichem Wasser gefüllt. Auf graslosen Wiesen ein paar verstreute, erstaunlich magere Rinder, die Köpfe tief gesenkt, auf der Suche nach Nahrung.

Manchmal ein niedriges Dach, darüber eine reglos schwebende Säule aus schwärzlichem Rauch, am Strassenrand ein schwarzfelliger Esel, daneben ein mit Kisten beladenes Fuhrwerk. Aber auch Autos, viele, viele Autos, allesamt asiatischer Herkunft. Die Solidarität spielt …

Die schmalgliedrigen Hände des Buschauffeurs liegen entspannt auf dem Steuerrad, mit eleganten, beinahe zärtlichen Bewegungen dreht er daran, und immer eine winzige Nuance, bevor sich das Fahrzeug in die Kurve legt, neigt er den Körper in die erwartete Richtung. Manchmal treffen sich unsere Blicke im Rückspiegel, ein kurzer Kontakt zwischen zwei Welten

 

Mit dem VIP-Bus nach Chiang Khong

Die Fahrt  ist ereignislos, ich habe schlecht geschlafen und nicke immer wieder ein. Allerdings bekommt man auch im Halbschlaf das Tempo mit, das der Chauffeur einschlägt: Er blocht mit 80 Sachen durch die Dörfer, ohne sich gross um die anderen Verkehrsteilnehmer zu kümmern. Man merke sich: der Grössere ist immer der Stärkere. Das ist mir aus meinem ersten Indientrip in lebhafter, wenn auch schmerzlicher Erinnerung  geblieben.

Dann Chiang Khong,, das Tagesziel, am Mekong gelegen. Da ist er endlich, mein Mekong, auf den ich mich so lange gefreut habe. Breit, braun, schnell, massig, kräftig. Ein Monster von einem Fluss. Man begrüsst sich wie alte  Freunde …

Und da ist mein alter Freund, ein Langzeit-Traveller, der sich seit vielen Jahren in Asien  herumtreibt. Es gibt viel zu erzählen bis am späten Abend. Es wird erstaunlich kalt, was in der Nacht dazu führt, dass ich wider Erwarten auf meine im letzten Moment eingepackte warme Unterwäsche zurückgreifen muss  …

 

PS Song zum Thema: Bishop Briggs – River

Uns hier geht die Reise weiter …

 

Laos

Pakxe – Tor zu den 4000 Inseln

Das heutige Ziel ist Pakxe, das Tor zu den 4000 Inseln. Danach ist nichts mehr, nur noch Wasser und tosende Wasserfälle. Der Mekong und vielleicht die letzten überlebenden Mekong-Delfine. Und dann Kambodscha. Eines der Ziele für die nächste Reise …

 

Gartenstühle im Bus

An diesem Morgen vermisse ich die laotischen Schönheiten, die mir gestern eine Aufhellung des langweiligen Trips beschert haben. Leider keine zu entdecken, nur die üblichen Verdächtigen, aber diesmal in Hülle und Fülle. Der Bus ist gerammelt voll, sogar die Gartenstühle im Gang (!!) sind besetzt. Lautes Lachen, Geschnatter, Kinderstimmen scheinen mir auf eine lebhaftere Zusammensetzung der Passagiere zu deuten als gestern.

Das soll mir recht sein. Ich liebe volle Busse …

 

Have a good Trip
Have a good Trip

Neben mir sitzt ein Vietnamese, der, wie ich schon bald herausfinde, ausser seiner Landessprache kein anderes Wort spricht. Da mein vietnamesisch etwas eingerostet ist, sind wir gezwungen (wieder mal), uns mit Händen und Füssen zu verständigen. Macht aber nichts, da wir sowieso die meiste Zeit schweigend dasitzen, dösen und auf die eintönige Landschaft starren.

 

Eine braune, gelbe, grüne Steppe

Eine braune, gelbe, grüne Steppe, verödet von der ätzenden Sonne, die hier das ganze Jahr vom Himmel brennt. Selten ein Dorf inmitten der Einöde, manchmal ein paar magere Kühe oder Ziegen. Wir nähern uns dem südlichsten Teil von Laos, doch schon über tausend Kilometer südlich von Luang Prabang. Die zunehmende Hitze macht sich bemerkbar. Und auch dieser Bus besitzt alles, ausser einer Klimaanlage. Was für mich allerdings kein Problem ist. Ich hasse diese auf arktische Temperaturen eingestellten AirCons, die bei zuviel Sorglosigkeit zumindest einen gehörigen Schnupfen, wenn nicht sogar Schlimmeres hervorrufen.

 

thunderstorm ahead
Stopps auf dem Weg – ein Gewitter dräut

Die Stopps sind jeweils das Unterhaltsamste: je nach Ort steigen mehr oder weniger Leute ein oder aus, mit viel oder wenig Gepäck. Das Maximum sind zehn (ich habe nachgezählt; was macht man nicht alles, wenn es langweilig ist) Gepäckstücke, die zugeladen werden. Sogar ein Motorrad findet den Weg auf das Dach, ohne ein einziges Mal den Bus zu berühren. Eine echte Meisterleistung, die mir allen Respekt abverlangt. So dauert es normalerweise ziemlich lange, bis alles verstaut, alles vertäut, alle wieder auf ihren Plätzen sitzen. Ein struppiger Hund, offenbar zur Kondukteuse gehörend, scheint das Busmaskottchen zu sein. Inmitten der vielen Leute hat auch er seinen Platz. Schön!

 

Hotelerfahrungen in Pakxe

Das Hotel in Pakxe bietet wieder einmal eine besondere Herausforderung. Man kann zwar wählen zwischen allerhand kostenmässig unterschiedlichen Varianten (Heisswasser, TV, AC), allerdings funktioniert in der von mir gewählten Maximalvariante so ziemlich gar nichts. Und man hat den Eindruck, dass keine Reinigung stattgefunden hat. Ich habe zwar keine Probleme mit billigen Unterkünften, allerdings bestehe ich strikt auf Sauberkeit.

Der in der Lobby herumlümmelnde Typ, offenbar für den Zimmerputz verantwortlich, scheint keine Lust auf Arbeit zu haben, also kriegt er zur Begrüssung eine ziemliche Standpauke von mir, was ihn definitiv nicht zu meinen engsten Freunden macht. Zumindest kriege ich ein anderes Zimmer.

Während das erste Zimmer schmutzig und unaufgeräumt ist, und das Wasser nicht funktioniert, ist das zweite noch schlimmer: der Lavabohahn funktioniert nicht, das Heisswasser lässt sich nicht regulieren, das Wasser am Boden fliesst nicht ab. Der  Höhepunkt ist aber, dass auch die AirCon nicht funktioniert. Das Donnerwetter ist wahrscheinlich ziemlich weitherum zu hören. Erneuter Wechsel in Zimmer Nr. 3, und ich wage mir gar nicht vorzustellen, was hier alles nicht funktionieren wird. Nun, es geht einigermassen, nur der TV ist eher nicht zu empfehlen.

Derweil übt der Hotelmanager auf seiner Guitarre. Ich hoffe für ihn, dass dort seine Begabung grösser ist …

 

Nightmarket in Pakxe
Nachtmarkt in Pakxe

Die Stadt gibt nicht viel her. Ich treffe ein paar alte Bekannte von Bus,  schlendere die Hauptstrasse rauf und runter, trinke Kaffee Nom und langweile mich ein bisschen. Aber ich freue mich auf die 4000 Inseln

 

PS Song zum Thema:  Radiohead – Anyone can play Guitar

Und hier geht’s weiter …

 

Laos

Luang Prabang – Der letzte König

Luang Prabang ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im bergigen Norden und war ursprünglich die Hauptstadt des historischen Königreichs Lan Xang und des französischen Protektorats Laos. Bis zur Abschaffung der Monarchie in Laos 1975 war es die Königsstadt.

Heute ist die Stadt von der UNESCO als Welterbe anerkannt und eines der wichtigsten touristischen Ziele des Landes.

32 buddhistische Klöster sowie die gesamte französische Kolonialarchitektur in der Stadt wurden unter Denkmalschutz gestellt und werden seitdem restauriert. Eine restriktive Stadtplanung soll zudem Verstöße gegen den kunsthistorisch einzigartigen Charakter des Stadtzentrums verhindern.

2015 besuchten 500.000 ausländische Touristen Luang Prabang.

 

Luang Prabang
Luang Prabang – Vogelsicht

Das historische Zentrum der Stadt liegt im Schutz der Spornlage zwischen Mekong und seinem Nebenfluss Nam Khna auf rund 300 Meter Höhe. Sie ist ein Handelszentrum für Reis, Kautschuk und Teakholz. Außerdem werden handwerkliche Produkte wie Holzarbeiten, Textilien, Papier hergestellt.

Luang Prabang ist Sitz einer Universität, der Souphanouvong University.

 

Der letzte König

Der letzte laotische König Savang Vatthana, der bis 1975 in Luang Prabang residiert hatte, wurde mit seiner Frau und dem Kronprinzen in ein politisches Umerziehungslager deportiert. Dort kam die Königsfamilie – vermutlich 1984 – aus bislang ungeklärten Umständen ums Leben.

Mit der Machtübernahme der Pathet Lao kam es auch in Luang Prabang zum Exodus regimefeindlicher Laoten, landesweit flohen rund 300.000 Menschen. Die Stadt Luang Prabang fiel in einen „Dornröschen-Schlaf“.

Seit der wirtschaftlichen Liberalisierung, insbesondere der Privatisierung des Tourismus 1991, wird die kulturhistorische Bedeutung von Luang Prabang erkannt und verstärkt vermarktet.

Über die asphaltierte Nationalstrasse 13  ist die Stadt via Vang Vieng mit der Hauptstdadt Vientiane verbunden. Das werde ich spätestens morgen auf der Fahrt nach Vang Vieng nachkontrollieren können. Die bisherigen Erfahrungen mit laotischen Nationalstrassen haben, sagen wir mal, nicht unbedingt zu euphorischem Hurragebrüll geführt.

 

Abend am Mekong

Die Stadt selbst, mit ihrer Ruhe und Gelassenheit (trotz der Massen von Touristen), hat es mir angetan. Ich sage selten sowas, aber hier könnte ich durchaus eine Weile leben.

Warum nicht? Laotisch lernen, in den Klöstern Meditation betreiben, lange Velotouren machen. Herunterkommen vom jahrelangen Missbrauch von Gesundheit und Nerven. Aber wie so vieles wird es ein Phantom, eine Illusion bleiben.

 

Der Duft von Blumen

Wenn man einen Moment erwischt wie am Abend, kurz vor dem Sonnenuntergang, wenn sich die Touristen in die Restaurants verzogen haben, um Pizza, Hamburger oder all die anderen westlichen Köstlichkeiten zu essen, ohne die es offenbar einfach nicht geht, wird es an den Orten ausserhalb des geschäftigen Zentrums unversehens ruhiger.

Nicht so still, wie man es gerne hätte, aber trotzdem riecht die Luft plötzlich nach Blumen, nach dem Duft der Bäume, vielleicht auch ein bisschen nach dem Mekong (der nicht nur ein grossartiger Fluss ist, sondern gleichzeitig auch eine Sammelkloake aller Abwässer von hier bis zum Himalaya).

 

Kaffee Nom

Und so sitze ich in einem winzigen Restaurant oberhalb des Flusses, der Kopf leer und gleichzeitig übervoll, vor mir ein Kaffee Nom, ein Teller mit irgendwas Laotischem, dessen Name und Zusammensetzung ich vergessen habe, mir aber auch vollkommen egal ist.

Die Wirtin ist wieder mal so rührend freundlich, dass sich ein komisches Gefühl einstellt. Es kommt wahrscheinlich daher, dass es keine geschäftsmässige Freundlichkeit, sondern echt ist, aus dem Herzen kommend.

Und auf sowas sind wir zynischen Westler nicht vorbereitet. Man wird sozusagen auf dem linken Fuss erwischt und fühlt sich auf seltsame Weise schuldig. Wie soll man ihre Geste erwidern? Natürlich mit einem ebenso freundlichen Lächeln, aber genügt es? Soll der Tipp entsprechend höher sein? Also Freundlichkeit mit Geld vergelten?

Wir sind so kaputt.

 

Kaffee Nom
Kaffee Nom

Meditation gesucht

Junge Mönche schlendern vorbei, lachend, fröhlich, so wie immer. Das erinnert mich daran, dass ich eigentlich an einer Meditationssitzung teilnehmen wollte. In meinem Führer wird auf einige Klöster hingewiesen, die an der abendlichen Meditationsstunde auch Fremde teilnehmen lassen.

Ich finde mich also zur angegebenen Zeit beim besagten Kloster ein, doch im Ausnahme einiger Mönche, die im Hof irgendwas tun, aber ganz und gar nicht den Eindruck erwecken, dass hier eine Meditationsstunde stattfinden könnte.

Nach einer Weile – die angegebene Zeit ist längst abgelaufen, frage ich den Erstbesten, der mir über den Weg läuft, doch die sprachlichen Barrieren sind wieder einmal zu hoch. Wenn die Sprache nicht funktioniert, dann vielleicht die altbekannte Methode mit Hand und Fuss, doch nicht mal meine angedeuteten gefalteten Hände, die geschlossenen Augen, das ruhige Atmen führen zum Erfolg, im Gegenteil. Die jungen Samaneras, die sich in der Zwischenzeit im mich versammelt haben, finden den seltsamen Fremden zum Kreischen.

Nun denn, dann halt nicht.

Am Nachmittag streife ich durch die Stadt, die stillen Gassen, wo der Lärm nur noch als fernes Raunen zu hören ist, den Duft der Magnolien einatmend, den Ständen entlang, wo sich die Touristen gegenseitig auf den Füssen stehen, um am Ende überteuerte chinesische Souvenirs zu kaufen, die zuhause wenig Freude machen und schon bald in eine verstaubte Zukunft versinken werden.

 

Das letzte Mal am Mekong

Doch ich will nochmals mit dem Velo die Umgebung erkunden, um Abschied von Luang Prabang zu nehmen. Vor allem möchte ich nochmals am Mekong sitzen, und zwar dort, wo er mit dem Nebenfluss Nam Khan zusammenfliesst.

Und nach einer kurzen Fahrt duch das geschäftige Zentrum und Hügel auf und Hügel ab liegt er vor mir, der Mekong. Eine aus Bambus gefertigte Brücke, die aussieht, als müsste sie jedes Jahr nach dem Hochwasser neu gebaut werden, führt über den Nebenfluss ans andere Ufer.

 

Nam Khan  Die Dame in ihrem Häuschen

Brücke über den Nam Khan,mit Obolus natürlich

Allerdings gilt es, dafür einen Obolus zu bezahlen. Eine freundliche Dame macht mich mit einem Grinsen darauf aufmerksam und zieht dafür umgerechnet etwa 10 Rappen ein. Der wacklige Übergang wird dadurch noch mehr aufgewertet, ich gehe mit langsamen zögernden Schritten über den fragilen Untergrund.

Später, nun definitiv in jener seltsam melancholischen Stimmung, die jedem Abschied innewohnt, und schaue auf den Fluss hinaus, das strudelnde Wasser, das unaufhörliche Auf und Ab der Wellen, das Glitzern auf ihren Kämmen, die einen winzigen Augenblick lang die Sonne reflektieren.

 

PS Song zum Thema:  Luca Bloom – Bridge of Sorrow

Und hier geht’s weiter …

 

Laos

Nam Ou Flussfahrt – Das Abenteuer endet

Der Tag beginnt früh, mit Hühnergegacker, Entengeschnatter, fröhlichen Kinderstimmen.

Frühmorgendliche Kühle und Feuchtigkeit in der Luft. Langsamer, träger Gang durch die Pfade zwischen den Häusern. Das Ticketbüro öffnet erst um acht, also zuerst mal Frühstück, wie es sich gehört. Abschiedsgespräche, immer dasselbe. Man schwört sich, in Verbindung zu bleiben, und weiss doch ganz genau, dass es niemals klappen wird.

 

Abschiede

Das Boot legt verspätet ab, weil ein paar hohe Beamte begrüsst werden müssen. Sie werden empfangen wie Könige. Ich will mich gar nicht erst damit aufhalten, wie sehr mich die Verneigungen vor diesen merkwürdig spiessigen Männern ärgern. Wir leben gottseidank in Ländern, wo Unterwürfigkeit vor den oberen Hierarchiestufen verpönt ist. Aber kann man es den Leuten hier verdenken? Sie leben in einem Land, wo oben und unten klar geregelt ist. Verstösse werden geahndet. Punkt. Aber daran gewöhnen werde ich mich niemals.

Das Dorf, das mir in kurzer Zeit ans Herz gewachsen ist, Muang Ngoi und Reto und James und Suzie, verschwinden im vom Morgenlicht verwunschenen Ufer.

 

Farewell tu Muang Ngoi
Ready for takeoff

 

Ein Blick zurück, nur einer, dann gibt es nur noch das Vorne.

Am Anfang lässt uns der Fluss unsere morgendliche Ruhe, gibt vor, gezähmt zu sein, seine Kraft verloren zu haben. Das Ufer gleitet ruhig und gemächlich vorbei, eine Herde Kühe, eng zusammen liegend, ein Boot am Ufer, dann wieder lange nichts, nur Bäume, Gebüsche, braune und gelbe Erde.

Und manchmal Fischer, stoisch ihre Ruten ins Wasser haltend, Wasserbüffel, im Dreck suhlend, Dörfer, Häuser, Hütten. Und der Urwald, manchmal gerodet und mit Eukalyptusbäumen bepflanzt. Dann werde ich wütend und traurig und verfluche die Chinesen, die das alles angerichtet haben.

 

Fishermen at work
Fischer an der Arbeit
Cows at the shore, sunbathing
Sonnenbadende Kühe am Ufer
Sometimes a boat, empty ...
Manchmal ein leeres Boot …

... or a few kids, playing in the water

Aber dann ist es mit der Ruhe vorbei, der Fluss will uns einmal mehr zeigen, wer der Herr im Hause ist.

Ich schaue auf das rasende Wasser hinaus, wie in Trance, immer wieder durchgeschüttelt durch die eine oder andere Stromschnelle, die nun im Minutentakt auftauchen, ein paar Sekunden lang tosen und lärmen, um dann hinter uns zu verschwinden.

 

Wild water
Wildes Wasser

Unidentifiable Objects in the water

An einer Stelle ist der Fluss zu einem tobenden Ungeheuer geworden. Wir sind gezwungen, das Boot zu verlassen und ein paar hundert Meter zu Fuss flussabwärts zu gehen, bis zur Stelle, wo man wieder guten Gewissens und ohne unnötige Risiken einsteigen darf.

 

Auf der Suche nach einem Boot

In Nong Kiao, dem nächsten grösseren Dorf, geht das Boot vor Anker. Ende der Reise. Von hier an heisst es, wieder einen Platz auf einem Boot zu finden. Was erheblich schwieriger ist als angenommen. Das erste Boot ist nämlich bei unserer Ankunft bereits voll und legt eben ab. Ja Kruzifix! Natürlich gibt es andere Boote, und auch der Preis ist bekannt. Allerdings sinkt dieser natürlich mit der Anzahl der Passagiere, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht gewährleistet ist.

Es gilt also, in der heissen Mittagspause ein paar Leute zu finden, die das gleiche Ziel haben. Ich mache mich erst mal auf den Weg in die nächste Bank; das Bargeld geht zur Neige und der freundliche Bootsvermieter möchte gerne in bar bezahlt werden. Na gut, allerdings dauert es doch seine Zeit, bis ich in dem Kaff etwas Ähnliches wie eine Bank finde.

Und dann haben wir zwar nicht die gewünscht Anzahl Passagiere beisammen, aber der Preis tut nicht mehr ganz so weh (es gibt da doch einige Travellers, die monetär eher aus dem letzten Loch zu pfeifen scheinen).

 

Der Mekong saugt uns auf

Ich bin heute ganz still, rede kaum, während um mich vielstimmiges, vielsprachliches Geschnatter den Lärm des Aussenborders zu übertönen versucht. Wieder einmal gehöre ich heute, ganz bewusst, nicht dazu. Ich befinde mich in meiner eigenen Welt, konzentriert und ganz, dem Augenblick hingegeben.

Die Pak Ou Höhlen

Ein paar Kilometer nördlich von Luang Prabang befinden sich die Pak Ou Höhlen, eine buddhistische Kultstätte, berühmt für ihre hunderten von Buddhastatuen. Es handelt sich um zwei Höhlen, die sich auf der Westseite des Mekong Flusses befinden.

Es ist klar, dass wir dort Halt machen. Allerdings muss man sich einmal mehr den Platz erkämpfen. Seit es in Laos immer mehr chinesische Touristen hat, die in Hundertschaften die berühmtesten Orte bevölkern, ist es manchmal etwas schwierig geworden. Aber man gewöhnt sich daran.

 

One of the many Buddhas
Einer der vielen Buddhas

 

Even more Buddhas
Noch mehr Buddhas

 

Und dann sind wir da, pünktlich zum Sonnenuntergang

Wie bestellt geht in dem Augenblick, als das Boot am Ufer von Luang Prabang anlegt, die Sonne in ihrem täglichen Pomp und unerreichtem Pathos unter.

 

Sunset over the Mekong
Sonnenuntergang über dem Mekong

 

Ich weiss nicht recht, wo ich mich befinde, irre ein bisschen herum, und bin unversehens allein. Ich frage mich durch, erreiche die Hauptstrasse, biege in einen Nebenweg ab. Irgendwann finde ich ein Hotel, esse eine Pizza, schlurfe durch die Stadt. Alles andere morgen …

 

PS Song zum Thema:  The Hat ft. Father John Misty & S.I. Istwa – The Angry River

Und hier geht’s weiter …

 

Mekong River
Laos

Der Mekong – Das grosse mächtige Biest

Ein Minibus, vollgestopft mit zahlreichen anderen Travellers, macht sich um Punkt 10.00 auf den Weg nach Norden.

Das Tagesziel ist Chiang Khong, am Mekong gelegen. Dort werden wir auf die laotische Seite wechseln, bevor uns dann das Boot in Richtung Luang Prabang bringen soll. Knapp 300 Kilometer in nordöstlicher Richtung, durch die Ebenen Nordthailands.

Wie erwartet eine ganz angenehme Fahrt, wäre da nicht der Dauer-Quassler am Steuer, der seinem Handy mehr Aufmerksamkeit schenkt als dem dichten Verkehr.

Es erinnert mich an die erste Fahrt durch Thailand, ein Bus von Hua Hin Richtung Süden. Der Chauffeur, ein junger drahtiger Kerl mit breitem Lächeln im Gesicht, macht seine Sache gut, ausser wenn auf dem Bildschirm, senkrecht über ihm, eine besonders spannende Szene läuft und er der Versuchung nicht widerstehen kann, mitzuschauen.

Aber immerhin, die Strassen sind in hervorragendem Zustand, manchmal etwas schmal, wenn wir mit Höchstgeschwindigkeit durch die Dörfer brausen.

 

Merkwürdige Menschen

Thailand flitting by

Während vor dem Fenster die Welt, in diesem Fall die nördlichen Ebenen Thailands, vorbeihuschen, als wären sie lediglich Staffage für unseren Ausflug, lerne ich Menschen kennen.

Man sitzt sich ja auf engem Raum gegenüber oder nebeneinander, kaum Platz für Füsse oder Beine, und irgendwann sieht man sich in die Augen, nickt, versucht herauszufinden, wer das da ist, dieser elegante Herr mit der riesigen Fototasche und seine Frau, mit einem etwas angespannt fröhlichen Ausdruck im Gesicht, man ist schliesslich im Urlaub.

Oder vielleicht fürchtet sie die nächsten Tage.

Sie planen nämlich voller Freude, in eine klassische Touristenfalle zu tappen, was bedeutet, von einer Baumhütte aus, weit oben in den Bäumen, Affen zu beobachten. Ich habe natürlich davon gehört, auch die Lady von der Hotelreception berichtete nur Gutes darüber, aber wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann meine kostbare Zeit mit fremden Leuten zu verbringen und dabei Affen zu beobachten. Da gehe ich doch lieber in den Zoo.

Was sagte doch Arthur C. Clarke (SF-Autor, unter anderem auch 2001: A Space Odyssey) zum Thema Menschen im Universum: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir sind allein im Universum – oder wir sind es nicht. Beide Optionen sind verstörend.“

 

Reise durch die Linse des Fotoapparats

Der Mann fotografiert ohne Unterbruch, sozusagen eine Reise durch die Linse seines Geräts. Später stelle ich fest (und er bestätigt die Beobachtung voller Stolz), dass er auch jedes Essen fotografiert. Also auch den Snack im kleinen Restaurant, in dem wir kurz Rast machen, einen rostroten undenierbaren Saft sowie ein ziemlich altbacken aussehendes Croissant (oder ist es was anderes?).

Meine ironisch gemeinte Bemerkung, dass er somit später genau feststellen kann, von welcher Mahlzeit er Dünnpfiff gekriegt hat, findet er überhaupt nicht lustig.

In der Hoffnung, endlich wieder mal mein Spanisch anbringen zu können, spreche ich die neben mir sitzende junge Dame, der ich von weitem die Herkunft ansehen kann, an und merke in Sekundenschnelle, dass ich im besten Fall jedes fünfte Wort verstehe.

Taj Mahal

Von Chiang Khong, dem letzten Kaff vor der Grenze, aber bereits am Mekong gelegen, ist bei der Ankunft am Abend noch nicht allzu viel zu sehen. Wir werden in einem ziemlich heruntergekommenen Hotel (na ja, ist ja schliesslich im Preis inbegriffen) ausgeladen.

My Hotel room, not theTaj MahalEs gibt weder Lavabo noch WC im Zimmer, dafür bestehen die Wände aus Papier, so zumindest scheint es mir in der Nacht, als man beinahe das Atmen der Gäste nebenan hören kann. Atmen würde ja noch gehen, aber auf die mitternächtlichen Telefonate im Nebenraum hätte ich gerne verzichtet. Lange nicht mehr derart mörderische Gedanken gehabt …

Das wird dann eine dieser Nächte. Lang und unerquicklich. Kalt und schlaflos.

Beim Morgenessen lerne ich die andern Mitreisenden kennen. Ein älteres englisch sprechendes Paar fällt auf. Er ähnelt einem Waldschrat oder zumindest einem Hobbit: klein gewachsen, mit Bauch und langen Haaren. Sie ist rundlich, passt zu ihm, mit herrlich unmodernem Hut. Ich beobachte sie am Pool (oh ja, den gibt es). Sie springt anmutig ins Wasser, seine Antwort darauf ist einfach grossartig: You’re a great Lady.

 

Endlich der grosse mächtige Fluss

Nach dem Frühstück werden wir zum Fluss transportiert. Da ist er endlich, der Mekong, auf den ich mich so lange gefreut habe. Breit, braun, schnell, massig, kräftig. Ein Monster von einem Fluss.

Und dann – endlich – Laos. Neues Land. Auf dem Fluss, überquerend in einem alten Boot, der Gedanke an Styx, an den „Fährmann“. Dann die ersten Schritte, eine steile Treppe hinauf zum Grenzhaus, wo es wimmelt von Travelern wie in einem Ameisenhaufen.

 

Before the crossing to Laos  Busy activity

 

Warten auf das Boot

The Laos side of the river

Irgendwie muss man sich durch das Gewühl kämpfen, man steht an langen Schlangen an, merkt irgendwann, dass es die falsche ist, und sucht sich eine andere.

Dann Geld wechseln, viele Kips für ein paar Dollars, wieder die Erinnerung an Burma, aber irgendwann, ganz entspannt, ganz gelassen, ist alles getan, alles erledigt.

Wir sitzen in einem Restaurant, warten auf das Schiff. Langsam bildet sich eine Gruppe.

Die meisten anderen Travellers sind jung, freundlich, oberflächlich, manche nicht gerade Lichter am Himmel, aus Irland, Australien, England, Spanien. Man versteht sich, hilft sich, unterhält sich, rückt zusammen im fremden, unbekannten Land.

Und dann das Schiff, der Fluss. Alles ist etwas grösser als vorgestellt. Die Passagiere  sitzen in Zweierreihen mit einem Zwischengang.

Leider sind die Sitze so tief, sodass man sich strecken muss, um die vorbei schiessende Landschaft geniessen zu können.

 

Passengers on the boat
Im Innern des riesigen Bootes

 

Durch die braunen Fluten

Und zu sehen gibt es viel. Obwohl Slowboat genannt, pflügt sich das Boot mit beeindruckender Geschwindigkeit durch die braunen Fluten, vorbei am busch- und baumbestandenen Ufer, an dem Kinder spielen, Männer lange Fischerruten ins Wasser halten, sich Wasserbüffel träge suhlen, Frauen ihre bunte Wäsche waschen.

Immer wieder fliegen schroffe Felsen vorbei, das Boot ruckelt vorsichtig daran vorbei, Stromschnellen lassen zum ersten Mal das Abenteuerherz hüpfen (allerdings noch in Unwissenheit darüber, welche Stromschnellen der Nam Ou bereithalten wird).

Manchmal schiessen Speed Boats vorbei, der infernalische Lärm der Aussenbordmotoren springt uns einen Moment an und verebbt nach wenigen Sekunden hinter einer Kurve.

Ich liebe den Fluss jetzt schon (ich habe Flüsse schon immer geliebt, auch wenn sie mir Angst machen – ich mit meinen begrenzten Schwimmkünsten). Man spürt die ungeheure Kraft des Wassers, dieses Ziehen, Drücken, und glaubt, die leise Drohung zu erkennen.

 

On the shore of the Mekong  On the shore - laundry day

Oncoming boats  Rocks at the shore

Der Bug pflügt sich in beeindruckendem Tempo durch die Wellen, vorbei an den Felsen, den Untiefen, die nur ein guter Lotse und Kapitän kennt. Ich habe zwar einen sehr netten jungen Mann auf dem Nachbarsitz, einen Schweden auf längerer Reise, bevor er sich ins bürgerliche Arbeits- und Karriereleben einfügen will, doch ich will mehr sehen vom Fluss, von der wilden Fahrt auf dem Rücken des Monsters.

Es sitzen, stehen zwar schon einige Leute am Bug, doch irgendwie schaffe ich es, einen vorzüglichen Sitz auf dem aufgestapelten Gepäck zu finden.

Und so beginnt der wirklich atemberaubende Teil der Reise, auf einem Hochsitz über den Wellen. „I’m the King of the World“, würde Leonardo Di Caprio auf dem Bug der Titanic rufen. Mir genügt der heruntergekommene Kahn auf dem Mekong.

 

Then a village on the shore  Getting faster

Sometimes crossing dangerous rocks

Laos gleitet vorbei

Und so gleitet Laos an uns vorbei, grün, braun, grau, bunt, eintönig, aber nie langweilig.

Man möchte mehr sehen, das Land erfühlen, entdecken, was hinter den schroffen Felsen liegt. Doch Laos nötigt zur Geduld. Hier ist alles eine Dimension langsamer, leiser, entspannter. Also genau das, was ich suche. Es wird sich früher oder später zeigen.

Manchmal sehr lange kein Lebenszeichen, ausser den Vögeln, dann wieder Herden von Kühen und Büffeln, winkende Kinder, Männer mit ernsten Gesichtern. Manchmal beobachte ich die andern Touristen, ihre Verhaltensweisen, Paare, eng umschlungen auf das Wasser starrend, plappernde Jungs mit neuen Bekanntschaften, Laoten, die ihren Kindern den wilden Fluss zeigen. Schön …

 

Übernachtung in Pak Beng

Nach langen, aber nicht langweiligen Stunden der Zwischenhalt, Pak Beng, ein Kaff, das wahrscheinlich nur existiert, weil die Touristenboote hier Zwischenhalt machen. Man muss das Gepäck eine steile Betontreppe hinauftragen, was aus dem Hobbit-Paar ein paar tiefe Schnaufer herauspresst.

 

Stop at Pak Peng  Many boats stopping

Die Unterkunft ist nun nicht mehr Teil des Pauschalarrangements, also gilt es zum ersten Mal, ein Hotel zu finden. Was angesichts der beeindruckenden Anzahl kein Problem ist. Das Zimmer ist angenehm, das Bett gross, das Bad akzeptabel.

Und das Essen vorzüglich.

Ich setze mich zu den Hobbits, die sich als ein sehr kluges, wohlinformiertes Paar aus Kanada erweist. Die Vierte im Bunde erweist dem Bild einer ältlichen Jungfer Respekt. Sie ist Bibliothekarin, wohlbelesen, und aus der merkwürdigen Zusammensetzung ergibt sich ein wunderbarer Abend mit den wahrscheinlich hochstehendsten Diskussionen seit langer Zeit. Die alte Dame entpuppt sich als Kennerin der „Gormenghast-Trilogie“ und findet in mir einen begeisterten Fan.

Schloss Gormenghast, ein mächtiges, labyrinthisches Gemäuer, beherbergt seit jeher das alte Geschlecht der Grafen Groan. Die Zeit vergeht anders hinter den dicken Mauern und die Schlossbewohner pflegen rätselhafte Zeremonien. Auch Titus, der 77. Erbe des Geschlechts Groan, muss sich den Traditionen beugen, doch für ihn gleicht das Schloss einem Gefängnis. Als die dunklen Kammern und die nicht enden wollenden Gänge von unerklärlichen Ereignissen heimgesucht werden, muss er um sein Leben fürchten. Kann er dem unheilvollen Gormenghast entkommen?

Und ich schlafe zum ersten Mal durch und erst noch gut.

PS Song zum Thema:  Bishop Briggs – River

Und hier geht’s weiter … nach Oudomxai