Wenn heute alles einigermassen normal abläuft und der Motor oder sonstwas keine Probleme macht, sollten wir heute Abend in Griechenland sein. Heureka, das gelobte Land.
Tatsächlich, der schwache Verkehr tut sein Gutes, wir kommen schnell vorwärts, erreichen schon im Vormittag Skopje (heute die Hauptstadt von Nordmazedonien). Ein verschlafenes Kaff, so kommt es uns vor, obwohl dies überhaupt nicht zutrifft. Hier kamen wir vor zwei Jahren durch, und auch damals erschien uns die Stadt als zuwenig sehenswert, vielleicht aus dem gleichen Grund wie dieses Mal: man will möglichst schnell weiter, zur griechischen Grenze, zum Meer, zur Wärme.
Dabei hätte Skopje einiges zu bieten.
Skopje ist die Hauptstadt Nordmazedoniens und mit über 540.000 Einwohnern zugleich die größte Stadt des Landes. Etwa ein Viertel der Bevölkerung Nordmazedoniens lebt in der Großstadt. Skopje weist eine mehr als zwei Jahrtausende zurückreichende Besiedlungsgeschichte auf und gehört somit zu den ältesten noch bestehenden Städten des Landes.
Die Stadt am Vardar ist sowohl Sitz des Parlamentes als auch der Regierung. Sie ist ebenso das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes, orthodoxer Bischofssitz der mazedonisch-orthodoxen Kirche und des autonomen Erzbistums Ohrid der serbisch-orthodoxen Kirche und Sitz eines Großmuftis. (Wikipedia)
Aber eben, Skopje fällt durch, genauso wie letztes Mal, wir fahren durch, ebenso schnell und so ungeduldig wie jetzt.
Titov Veles (heute nur noch Veles), noch so eine Stadt, mit der wir nicht viel anfangen können, wahrscheinlich einfach eine kleine Stadt mit viel Geschichte, vielleicht hübsch, mit angenehmen freundlichen Menschen, wo sich ein Aufenthalt lohnen würde, aber nein, wir preschen durch, ohne einen Blick nach links oder rechts zu werfen.
Es drängt uns vorwärts, die Strecke zur griechischen Grenze scheint endlos, wir kennen sie, man gibt Gas und nimmt den Fuss erst wieder vom Pedal, wenn wir da sind.
Die griechische Grenze, das beinahe gelobte Land
Und tatsächlich, am späteren Nachmittag, der Himmel begrüsst uns mit einem strahlenden Lächeln, erreichen wir die Grenze, doch die Freude dauert nicht lange.
Denn die griechischen Zollbeamten, ihrer Wichtigkeit bewusst, begutachten unser seltsames Gefährt mit Argusaugen. Man würde meinen, dass wir nicht die ersten Indienfahrer und auch nicht diejenigen mit dem auffälligsten Vehikel sind, aber offenbar sticht ihnen etwas ins Auge, etwas Unpassendes, etwas Schräges, was man besser unter die Lupe nimmt.
Aber das Interesse lässt schnell nach, offenbar entsprechen wir doch nicht ihrem Feindbild (Hippies? Freaks? Drogenabhängige?) aus dem Katalog der Feinde des griechischen Volkes, und wir werden mit einer lässigen Handbewegung durchgewunken. Kann es sein, dass wir im Rücken grimmige Blicke spüren, so nach dem Motto „Das nächste Mal kriegen wir euch?“
Griechische Trauben und andere Köstlichkeiten
Es gibt Augenblicke, vor allem wenn man eine anstrengende Reise hinter sich und das gelobte Land nun vor sich hat, wo alles stimmt. Es dunkelt zwar bereits, als wir uns Thessaloniki nähern, ein Sonnenuntergang, wie er nur am Mittelmeer vorkommt, verschwimmt am Horizont, macht griesgrämig Platz für die schnell einsetztende Dunkelheit.
Eine süsse Erinnerung wird wach, als wir am Strassenrand einen Traubenverkäufer sehen, wir stoppen, eilen hin, kaufen eine Tüte (viel teurer als vor zwei Jahren), stecken noch vor dem Stand die süssen Früchte langsam und mit geschlossenen Augen in den Mund, und in diesem Augenblick wissen wir, dass wir angekommen sind. Noch nicht sehr weit, aber doch irgendwie.
Aber der Tag ist noch nicht vorbei, warum sollte er auch, wir sind an der Wärme, die Hitze des Tages steigt immer noch vom Asphalt auf, und so setzen wir uns ins erstbeste Restaurant am Strassenrand und bestellen Souflaki, bekommen beinahe feuchte Augen vor Glück.
Am Nebentisch sitzt ein alter Grieche und trinkt mit seligen Augen Weisswein.
Manchmal meinen es die (griechischen) Götter gut mit uns. Mal sehen, wie lange ihr Wohlwollen anhält …
Song zum Tag: The Rolling Stones – It’s only Rock ’n‘ Roll, but I like it
Und hier geht der Trail weiter … aber anders als gedacht