Es scheint tatsächlich, als wäre die Verrücktheit des Menschen unendlich …
Zumindest, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Aber dazu später.
Der heutige Tag ist sportlichem Einsatz gewidmet, um meine vom gestrigen Trip noch völlig erstarrten Muskeln auf Vordermann zu bringen.
Wie üblich in Laos vermieten die Hotels auch Fahrräder, ich entscheide mich für ein grasgrünes Damenvelo mit Gepäckträger. Und dann mache ich mich frohgemut auf Erkundigungstour der beiden Inseln Dom Khon und Dom Det. Was mich vor allem interessiert, ist die unglaubliche Schnappsidee der Franzosen, die Stromschnellen des Mekong mit einer Eisenbahn zu bewältigen.
Das Leben ist schön – Wasserbüffel
Bei dieser Hitze sind Restaurants, wo es kaltes Bier und alles andere gibt, eine echte Überraschung, der man kaum widerstehen kann. Das Khonpasoy auf jeden Fall ist genau das Richtige für meine trockene Kehle.
Hitze und Einsamkeit
Eine Brücke führt über einen Nebenarm des Flusses, es ist weit und breit keine Seele zu sehen. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn intelligente Leute machen um die Mittagszeit eine Siesta oder sonstwas, um die Mittagshitze zu überstehen. Nicht in meinem Fall – ich liebe die Hitze und die Einsamkeit.
Fischfang am Mekong
Seltsam aussehende Konstruktionen sind über den Fluss gespannt. Es braucht eine gewisse Zeit, bis ich erkenne, dass es sich um Einrichtungen zum Fischfang handeln muss. Also eine Art Reusen nach laotischer Art. Ich würde mich gerne nach dem genauen Vorgang erkundigen, aber wie gesagt – intelligente Menschen befinden sich um diese Zeit im Schatten.
Wie man den Mekong mit dem Schiff bezwingt (oder eben nicht)
Die spinnen, die Franzosen. Die Wasserfälle sind so gewaltig, dass nur schon der Plan A, sie mit Schiffen zu bewältigen, einem gewissen Grössenwahn entsprungen sein muss.
Allerdings ist auch Plan B – der Verlad auf die Bahn und Transport über die zwei Inseln – auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss gewesen. Aber schräge Ideen für schräge Zeiten.
Mit der Eisenbahn über die Stromschnellen
Ein paar Infos aus Wikipedia zum wahnwitzigen Unternehmen, mit einer Eisenbahn die Stromschnellen des Mekong zu überqueren.
Die französische Kolonialmacht in Indochina war in den 1890er Jahren bemüht, ihre Grenze auf Kosten Siams nach Westen zu verschieben. Es kam dabei auch zu militärischen Auseinandersetzungen, unter anderem im Bereich des Si Phan Don Archipels im Mekong. Das französische Militär versuchte hier, den Mekong als Westgrenze zu etablieren. Um das zu verwirklichen, musste der Fluss durch die französischen Streitkräfte kontrolliert werden.
Dazu waren wiederum Kanonenboote auch im oberen Abschnitt des Flusses erforderlich. Die Mekongfälle mit einer Gesamthöhe von 21 m im Bereich des Si Phan Don Archipels bildeten aber für deren Durchfahrt ein unüberwindbares Hindernis. In den Jahren 1891, 1892, und 1893 misslangen Versuche von Dampfschiffen mit laufender Maschine und der Unterstützung von hunderten Männern, die diese von den Felsen aus an Seilen hochzogen, und anderen, die von den Decks aus mit Stangen stakten, die Stromschnellen zu überwinden. Ein Schiff konnte in einer schmalen Wasserrinne immerhin bis 50 m unterhalb des höchsten Punktes gezogen werden, bevor der Versuch abgebrochen werden musste.
Wenn auch ökonomisch unsinnig, so war die Bahnstrecke über die Insel Don Khon aus französischer Sicht aber militärisch notwendig. Die erste Strecke verband eine Anlegestelle unter- und oberhalb der Mekongfälle auf der Insel Don Khon.
Abschliessend ist zu sagen: Der Mensch ist zu allem fähig, wenn er nur will. Allerdings auch zu den grössten Idiotien. Zumindest ist manchmal die Natur als letzte Hürde da, um dem bösen Tun Einhalt zu gebieten.
Wiedersehen mit alten Freunden
Er aus Neuseeland, sie aus Frankreich. „He Rudi, nice to see you again.“ Ich muss zwar etwas nachdenken, bis mir einfällt, woher ich die beiden kenne, aber natürlich: Bus nach Vang Vieng, Zwischenstop im Niemandsland. Und schon tauschen wir gegenseitige Erinnerungen an alte wilde Hippiezeiten aus (beide waren zur selben Zeit in Indien unterwegs). Früher oder später trifft man sich und hat sich was zu erzählen. Es wird dann schnell klar, was uns Alte von den Jungen unterscheidet. Es ist etwas Unschuldiges, Unbedarftes, das den heutigen Travellern völlig abgeht. Wir zogen los, die Welt zu erobern, nicht mehr und nicht weniger. Schade.
Es ist immer noch brütend heiss, und das Zimmer wird sich in der Nacht nur wenig abkühlen. Macht aber nichts, ich kann trotzdem ganz ordentlich schlafen. Allerdings muss ich morgen um Acht zur Abfahrt bereitstehen. Ich werde den morgigen letzten Tag dazu nützen, mit dem Boot nach Nakasang zu fahren und mich anschliessend mit einem Motorrad zu dem berühmten Wasserfall chauffieren lassen. Wenn das nur gut geht!
PS Song zum Thema: Jefferson Airplane – Wooden Ships
Und hier geht’s weiter …