Angkor Wat mit dem Fahhrad?
Obwohl mich sämtliche Tuk-Tuk-Fahrer in selbstverständlich nur ehrenwerter Absicht davor gewarnt haben, die Fahrt zu den Tempeln mit dem Fahrrad abzustrampeln, kann ich es mir nicht verkneifen. Ich finde, man sollte für das achte Weltwunder auch ein bisschen was dafür tun müssen und nicht nur 20 Dollars Eintritt bezahlen (was für sich allein genommen schon eine ziemliche Abbitte ist).
Eine ähnliche, genauer gesagt von den gleichen Urhebern erbaute Anlage gibt es in Laos und zwar in Champasak, nur unwesentlich nördlicher als die viertausend Inseln. Aber da war doch was, und einmal mehr im Zusammenhang mit einem Fahrrad …
Very far, very hot
Ich bin also gewarnt, doch das Fahrrad der “The White Bycicle Company” scheint – abgesehen von einem Sattel, der sich anfühlt wie aus Eichenholz geschnitzt – in Ordnung zu sein.
Der Eintritt beträgt entweder 20 Dollars für einen Tag oder 40 für drei. Ich möchte aber einen Pass für zwei Tage, was es aber dummerweise nicht gibt. “Be happy, so you can enjoy Angkor Wat for three days.” Ja, wunderbar, blöd nur, dass ich am dritten Tag wieder auf dem Weg nach Phnom Phen bin.
Der lange Weg zum Eingang
Von weitem sieht es aus, als wäre der angedrohte Volksaufmarsch beim Haupttempel, Angkor Wat, eine grosse Übertreibung. Der lange Weg über die Brücke zum Eingang scheint nicht übermässig bevölkert zu sein, und auch im riesigen Innenhof, der zur eigentlichen Tempelanlage führt, verlieren sich die Besucher.
Türme und Reliefs
Und so betrete ich also das achte Weltwunder, zwänge mich durch dunkle Gänge, trete über allerhand überraschende Ausgänge wieder ins gleissende Licht und die in die Zwischenzeit geradezu umwerfend heisse Luft hinaus und stehe einmal mehr, atemlos, gerührt, vor den schwärzlichen Mauern, den symmetrischen Türmen, den steilen Treppen, den unirdisch anmutenden Reliefs, die auch nach achthundert Jahren noch nichts von ihrer Faszination und Schönheit eingebüsst haben …
Was soll man sagen, es ist irgendwie – wie der Petersdom, die Pyramiden von Gizeh, die chinesische Mauer – nicht in Worte zu fassen, also lasse ich es lieber bleiben und wünsche allen Lesern einen Besuch auf eigene Faust, um das Unbeschreibliche am eigenen Leib zu erfahren …
Einigen geht die Luft aus
Und es gibt einen weiteren Innenhof, dort, wo sich der steile Aufstieg zum zentralen Heiligtum befindet (und wo man die Mütze ablegt und die zu kurzen Hosen langzieht), da wird nun klar, was mit den Menschenmassen gemeint ist. Es drängen sich Hunderte von Menschen aller Nationalitäten und Sprachen auf wenigen Quadratmetern, man pufft und drängt und wettert, wenn es nicht vorwärtsgeht, weil einem etwas korpulenteren chinesischen Mütterchen mitten im Aufstieg die Luft auszugehen droht …
Schule für elternlose Kinder
In einem der gut erhaltenen Tempel ist eine Schule für elternlose Kinder untergebracht. Es sind ungefährt 25 Kinder, aus unterschiedlichen Dörfern und Regionen stammend, alle mit dem gleichen Schicksal. Einige lernen traditionelle Khmer Musik, andere studieren die Khmer Sprache und die buddhistischen Riten und Gebete. Natürlich wird auf milde Gaben gehofft. Dem komme ich gerne nach.
Der nächste Weg, den ich mir gewissenhaft beschreiben lasse, führt geradeaus und dann rechts. Man müsste also meinen, alles klar, und tatsächlich, das Dschungeldach gibt eine weitere Tempelanlage frei.
Angkor Thom
Die Begeisterung ist gross, doch aufgrund der Beschreibung im Guide gehört diese Anlage nicht zu den Höhepunkten.
Na ja, also darüber liesse sich nun diskutieren, doch der Sicherheit halber ist Nachfragen keine schlechte Idee. Und wer nun denkt, dass ich mich wieder mal vertan hat, liegt … goldrichtig, denn das, was mir derart Eindruck gemacht hat, ist Bayon, die zentrale Tempelanlage von Angkor Thom, neben Angkor Wat DER Höhepunkt. Legen wir also den Mantel des Schweigens über das neueste Missgeschick und gehen weiter …
Heiss und müde
In der Zwischenzeit ist es so heiss geworden, dass sogar mir, der heisse und feuchte Temperaturen über alles liebt, der Schweiss in Strömen über das Gesicht und den Rücken läuft.
Die holprige schlechte Strasse, die Abgase der unzähligen Vehikel, die mich überholen oder entgegenkommen, der Gegenwind, tragen das ihre dazu bei. Es mag also nicht gross erstaunen, dass ich nach der nächsten Tempelanlage, deren Namen ich mir immer weniger merken kann, die Rückfahrt nach Siem Reap antrete und im Hotelzimmer alle Viere von mir strecke …
PS Song zum Thema: Wye Oak – Glory
Und hier geht die Reise weiter …