Es hat sich einiges verändert in den letzten knapp 45 Jahren.
Nichts ist geblieben vom stillen, abgelegenen Städtchen, den stinkenden, mit Abfall übersäten Gassen, wo man aber wunderbare Kuchen kaufen konnte. Die einzigen Ausländer, die immer noch misstrauisch begutachtet wurden, waren Hippies wie wir. Irgendwie fehl am Platz.
Ich erinnere mich an unseren Campingplatz, an den Mann, der am frühen Morgen in der Nähe unseres Wagens am Boden sass. Sein Blick war irgendwie glasig, traurig. Irgendjemand übersetzte seine leisen Worte. Offenbar hatte ihn seine Frau verlassen. Es berührt mich heute noch, dass wir so wenig für ihn tun konnten.
Die raschen Veränderungen waren bereits bei unserem zweiten Besuch spürbar. Das Städtchen war grösser, den Kinderschuhen entwachsen, ein Ort für Trecker, Ausgangspunkt in die Annapurna Region. Auch wir starteten von hier aus unseren Kali Gandaki Treck.
Ein neues Pokhara
Das Pokhara unserer Zeit hat sich gewandelt. Es ist zu einer Metropole mit einer knappen halben Million Einwohnern geworden, zu einem Touristen-Hotspot erster Güte. Doch der Pewa See ist immer noch da, nicht mehr leer und verlassen, sondern voll von Booten, die Ausflüge auf den See und Überfahrten zum anderen Ufer anbieten.
Endlich die Berge!
Bisher haben sie sich rar gemacht, Pokharas Hausberge, aber an diesem blauen Morgen sind sie endlich da, etwas verschwommen im Dunst, aber immerhin. Der Machapuchare. Der Annapurna. All die anderen Könige des Himalaya. Sie erstrahlen immer noch in zeitloser Grazie.
Eine Menge Arbeit
Und es wird gebaut. Da die bei uns eingesetzten technischen Geräte fehlen, wird alles von Hand gemacht, um die vielen Leute zu beschäftigen. Erinnert mich an Burma oder Thailand, wo das Gleiche gilt.
Junge Reiher?
Auf dem Weg zum See werde ich von vielstimmigem Gezwitscher, Schnattern und Krächzen und Flügelschlagen empfangenk. Diesen Anblick werde ich nicht so schnell wieder vergessen. Niemand, auch die Einheimischen nicht, können mir den Namen der wunderbaren Vögel sagen. Ich tippe auf eine nepalesische Gattung von Reihern.
Sie scheinen alle noch in jugendlichem Alter zu sein, weisses Gefieder, Hals und Kopf manchmal gelblich. Es sind soviele (hunderte), dass die Äste sich unter ihrem Gewicht durchbiegen. Ein wunderbares Bild.
Der Pewa-See
War der See früher eher ein Stausee als ein Touristen-Hotspot, so hat sich dies gründlich verändert. Ganze Heerscharen waren in langen Reihen vor den Ticketschaltern, sie alle wollen auf den See oder ans andere Ufer oder zur kleinen Insel mit den Heiligtümern. Die Nachfrage ist da, also auch das Angebot.
Zahlreiche Boote in allen Grössen und Farben warten auf Kundschaft, sie alle wollen etwas vom Kuchen, den der Tourismus in die Stadt gebracht hat. Das Treiben ist laut und lärmig und lustig, am besten setzt man sich hin und schaut zu.
Ein gut ausgebauter Weg führt dem Ufer entlang. Ganze Familienclans sind unterwegs, Kinder rennen sich gegenseitig lachend über den Haufen, an allen Ecken und Enden sitzen Händler, verkaufen ihre Ware, die sich in nichts von all dem Schrott unterscheidet, der überall verkauft wird.
Und natürlich wimmelt es von Restaurants und Bars, outdoor oder gedeckt, sehr ärmlich oder auch mit allem im Angebot, was eine wohlhabendere Kundschaft verlangt.
Ich setze mich in eines der Gartenrestaurants, ganz entspannt, und frage mich, wie man einen runden Geburtstag am besten feiert. Am besten gar nicht, schliesslich gibt es einen Grund, warum ich ausgerechnet jetzt im Ausland bin, und mich nicht zuhause feiern lassen will.
Aber vielleicht komme ich doch noch zu einer Idee, um mich selbst hochleben zu lassen. Etwas weiter dem See entlang, wo sich das Gewusel auflöst, ist der See teilweise verlandet. Hier versammeln sich Kinder und Männer, um im brackigen Wasser nach Fischen oder was weiss ich zu fangen.
Die Aeronauten
Pokhara ist bekannt für seine Paraglider-Tradition. Der Himmel ist voll von ihnen. Rote, gelbe, blaue, violette, grüne Vögel, daran hängend, ganz klein und zerbrechlich, einzelne oder auch paarweise Flieger, die sich durch die warmen Lüfte gleiten lassen.
Ein wunderbarer Anblick!
Ein besonderer Tag? Nein
Und so geht auch dieser blöde Tag, den ich am liebsten vergessen würde, zu Ende. So ganz ohne Anstossen geht’s aber doch nicht, also setze ich mich in mein Lieblingsrestaurant und genehmige mir einen Gin Tonic. Also denn prost und may you live long and prosper.
Und am Ende – der Vollmond
Das Ende eines Tages – erleuchtet durch den Vollmond, zu meinen Ehren …
Song zum Thema: The Beatles – Birthday
Und hier geht’s weiter …