Hier ist er nun tatsächlich, der Tag der letzten Male.
Zum letzten Mal das Morgenessen vor dem Pool, das letzte Morgengespräch mit der jungen Dame an der Reception (“When do you come back to Cambodia?”), der letzte Pickup vor dem Hotel, das letzte Mal Platz nehmen im Bus, das letzte Winken an das im morgendlichen Nebel hinter mir verschwindende Siem Reap, die letzte, allerdings lange und – wie sich später herausstellt – mühsame Etappe bis Phnom Phen.
Gekochte Käfer und Spinnen
Vor dem Fenster die wechselnden Landschaften, grün und gelb und braun, die weissen, mageren Kühe, der Unrat am Wegrand, die Kinder, die Frauen in ihren farbigen Kleidern, doch der Blick ist ein anderer. Er ist bereits weit weg, auf dem Weg zurück, beim nächsten Montag, dem gefürchteten, unausweichlichen, bei der Arbeit, die wartet …
Ein Halt offenbart besondere Leckereien. Es sind irgendwelche gegrillte (?), gekochte (?), gebratene Käfer. Sie sehen aus wie Cockroaches, aber kann es wirklich sein, dass die Kambodschaner diese schrecklichen Dinger essen?
Nun, ich habe schlimmere Dinge gesehen (die riesigen Spinnen als Höhepunkt), aber mein Hunger hat sich angesichts der zur Verfügung stehenden Lebensmittel drastisch reduziert.
Zurück in Phnom Phen
Es ist tatsächlich ein elend langer Trip nach Phnom Phen, aber tatsächlich – an der Endstation werde ich von meinem Haus- und Hof-Rikschafahrer bereits erwartet. Ich habe ihm eine SMS geschickt mit der ungefähren Ankunftszeit (die zwar um Stunden überschritten wurde, aber wen kümmert’s?). Er bringt mich in Windeseile zu meinem Hotel in jenem schäbigen Stadtviertel, wo man abends am besten mit einer Kalaschnikov aus dem Haus geht.
Ein nachdenklicher Abend
Es wird ein nachdenklicher Abend beim letzten Nachtessen in Phnom Phen mit einer Revue der vergangenen Reise. Nicht, dass die Wochen im Flug vorbeigegangen sind, nein, die Zeit wirkt länger, viel länger, sie wird gedehnt, gestreckt, gefüllt mit tausend Eindrücken und Erlebnissen, mit Erinnerungen an Gespräche, an Personen, mit dem permanenten Fluss der Gedanken (und endlich auch mal solchen, die man nicht schon millionenmal gedacht hat) … Und doch sind sie nun vorbei, die schönen Tage, und ein wehmütiges Gefühl schleicht sich ein.
Die sich kaum unterscheidenden Tage und Wochen, die Regelmässigkeit, die Gleichheit der Dinge, die man denkt, sagt und tut, sprich unser normales Daily Life, das ist das, was das Leben kurz macht, das, was die Zeit tatsächlich im Flug vergehen lässt.
Wer diesem Phänomen entgehen möchte, muss raus aus dem Alltagstrott, hinein in das wechselvolle Spiel mit dem täglichen Unbekannten …
PS Song zum Thema: Ramones – Spiderman
Und hier geht die Reise weiter …