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Alpenpanoramaweg

Alpenpanoramaweg – Sunday Morning coming down

Um sieben Uhr holt mich Lynyrd Skynyrd aus tiefem Schlaf, natürlich mit Free Bird (siehe unten) in der 1977-er Live Version mit Ronnie, Steve und Cassie. Ein  paar Monate waren alle drei tot. RIP.

Straight up American fucking rock n roll.

Es gibt nicht wenige Experten, die das dreistimmige Guitarrensolo als das beste aller Zeiten ansehen. Ich stimme ihnen zu.

Free Bird?

Passt doch irgendwie zu meinem Marsch.. So komme ich mir in den besseren Tagen vor, in den anderen eher wie ein Vogel mit gestutzten Flügeln.

Der heutige Tag ist nichts Besonderes, ein Tag, um den Muskeln einen Beinahe-Ruhetag zu bescheren. Knapp vier Stunden? Lohnt sich kaum loszuziehen.

 

From Lucerne to Malters

 

Der Sonnenberg

Es gibt nichts Schöneres als an einem Sonntagmorgen durch die leeren Strassen einer Stadt zu gehen. Die Luft riecht für einmal nicht nach Abgasen, Stille anstelle des gewohnten Krachs, niemand weit und breit, vielleicht ein paar Hündeler oder andere Frühaufsteher wie ich.

Der Aufstieg zum Luzerner Hausberg, dem Sonnenberg, führt ein paar Quartierstrassen hoch, bis man etwas weiter oben in den Schatten von Bäumen eintritt.

 

First bench on the road

Es ist die übliche stadtnahe Umgebung, sorgfältig nach den Anforderungen der urbanen Bevölkerung angelegt. Für einmal gibt es genügend Sitzbänke, die Wege sind angenehm, nicht zu steil, nicht zu anstrengend, abwechselnd in der Sonne, dann wieder im Wald.

Und nun sind sie plötzlich da, die Jogger und Spaziergänger, die Familien mit kleinen Kindern, die alten Männer an Stöcken mit ihren Damen an der Hand. Wanderer gibt es keine, zumindest sind keine zu entdecken.

Heute werde ich es langsam angehen, die Pausen noch etwas länger machen als sonst, was bedeutet, dass ich schon nach einer Stunde meine erste Rast einlege, während der Blick über den verdunkelnden Himmel geht, hinunter nach Kriens.

Schönes Wetter? Da haben die Wetterpropheten wohl wieder mal in die falsche Schublade gegriffen.

 

View down on Kriens

 

Die Sonnenbergbahn

Wieder einmal bin ich ohne detaillierte Informationen über die Etappe losgegangen. Die Infos auf der WebSite sind mehr als karg:

Vom Sonnenberg lassen sich Luzern und seine Aussengemeinden trefflich überblicken. Einblick in die Geologie der Region bietet sodann die Ränggschlucht. Auf dem letzten Teilstück bis Malters wandelt man auf den Spuren des heiligen Jakobus.

Und da, ganz unerwartet, treffe ich  auf eine Bahn, ein Bähnchen würde man wohl besser sagen. Es handelt sich um die Sonnenbergbahn, eine altehrwürdige Standseilbahn, die von Kriens heraufführt, während ihre Schwester, die Gütschbahn, von Luzern her hochfährt.

Ich liebe diese kleinen alten Bähnchen, sie erinnern an die Poly-Bahn in Zürich und dürfte höchstens ein bisschen länger sein. Sie überwindet bei einer Länge von 839 m eine Höhendifferenz von 210 m, startet in Kriens und fährt praktisch kurvenlos mit einer Steigung von maximal 42,4 % bis oberhalb des Hotels Sonnenberg (Wikipedia).

 

The Sonnenbergbahn - small is beautiful

 

Die anrückende Zivilisation

Der Weg verschwindet für ein paar Minuten im Gigelwald, doch sobald man ihn verlässt, steht man vor einer Million Einfamilienhäuser, die sich bis auf ein paar Meter dem Waldrand genähert haben. Es sieht aus wie ein Krebsgeschwür, das sich immer weiter ausbreitet.

Ich stelle mir den Wald vor, wie er sich bedroht fühlt von all den Häusern, dem Lärm, dem Beton. Ob er sich dem zunehmenden Druck erwehren kann? Ich bin skeptisch.

 

Gigelwald

Path across the Gigelwald
Die Häuser nähern sich bedrohlich dem Wald

 

Dieser komische Sonntag

Ich bin nun seit Tagen durch ganze Wälder von Abstimmungsplakaten gegangen, rechts und links des Weges, und immer mit der gleichen Botschaft „2x Nein zu den extremen Agrarvorlagen“.

Für Nicht-Eingeweihte: unsere sogenannte direkte Demokratie verschafft den Stimmbürgern vier Mal pro Jahr die Gelegenheit, über bestimmte Themen abzustimmen. Es handelt sich dabei entweder um Gesetze oder Verfassungsänderungen, die vom Bundesrat und/oder Parlament, beschlossen wurden und gegen die mit jeweils 100’000 beglaubigten Unterschriften ein Referendum ergriffen werden kann.

Oder irgendjemand, eine Partei oder sogar eine Einzelperson oder wer auch immer, hat die Möglichkeit, 100’000 Unterschriften für eine Initiative zu sammeln. Es gibt ein paar wenige Einschränkungen, aber grundsätzlich kann jedes Thema aufgegriffen werden (wir mussten schon darüber abstimmen, ob unsere Kühe Hörner tragen sollen oder nicht).

Beide Varianten kommen irgendwann vor die Volksabstimmung.

An diesem Sonntag sind insgesamt 5 Vorlagen zu entscheiden, eine zum CO2 Gesetz (Referendum), eine zum Covid-19 Gesetz (Referendum), eine zur Bekämpfung des Terrorismus (Referendum) und zwei Initiativen im BereichLandwirtschaft. Diese beiden hätten einen besseren Schutz des Trinkwassers und ein ein Verbot von synthetischen Pestiziden vorgesehen. Natürlich hat die Agrar-Lobby einen aggressiven Abstimmungskampf geführt, die beiden Themen haben zu einer kaum gesehenen Emotionalisierung der Bevölkerung geführt.

Heute ist endlich Abstimmungstag, und dann hoffe ich, dass sich unsere kleine Welt wieder beruhigt..

 

Schottland und steile Treppen

Eine weite Wiese liegt zwischen dem Gigelwald und dem eigentlichen Sonnenbergwald, natürlich wieder voll gepflastert mit oben genannten Schildern und Plakaten. Sie hängen mir gewaltig zum Hals heraus. Immerhin – die Hitze hat ziemlich zugenommen – verschafft mir der Wald eine wohlverdiente Abkühlung.

Bei einem seltsamen Felsen, der mitten im Wald steht und dessen Sinn und Zweck sich mir nicht erschliesst, treffe ich auf eine englisch sprechende Familie. Ich komme mir vor wie ein Inder auf der Suche nach Konversation mit Ausländern. „Where do you come from?“

 

No idea what this rock stands for

„Scotland“, antwortet die Lady des Hauses. Ich kann es nicht lassen und spreche sie auf eine mögliche zweite Abstimmung über den Austritt Schottlands vom Vereinigten Königreich an (was man nicht alles tut, um den aufgestauten Konversationsdurst zu mildern). Auf jeden Fall ergibt sich aus meinen Annäherungsversuchen eine lebhafte Diskussion, die mich irgendwie an unseren Abstimmungssonntag erinnert. Nichts ist klar, es gibt immer mehrere Wahrheiten, alles eine Frage der Optik.

Manchmal liegen umgestürzte Bäume quer über den Weg, man fühlt sich beinahe in einem urtümlichen Wald. Eigentlich wäre der Weg eine Freude, wenn ich nicht immer wieder von steilen Treppen geärgert würde. Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann sind es Stufen, die mit hölzernen Balken quer über den Weg gesichert sind. Wenn man nicht höllisch aufpasst, könnte der nächste Stolperer das Ende der Wanderung bedeuten. Von den malträtierten Knien mal völlig abgesehen.

 

 fallen tree over the path

I hate these bloody stairs

Ich verabschiede die hoffentlich letzte Treppe mit einem bösen Schimpfwort (ich bin sicher nicht der einzige, der hier seinen Frust loswerden muss) und wende mich dem Bach zu, von dem ich fälschlicherweise annehme, dass es sich um die Kleine Emme handelt. Ein Mann, der gleichzeitig über die Brücke geht, wirft mir einen ziemlich mitleidigen Blick zu, als ich ihn nach dem Bach frage. „Die kleine Emme? Sicher nicht!“ Und geht weiter.

Natürlich hat er recht. Es ist bestenfalls ein mickriger kleiner Zufluss zur Kleinen Emme, die erst nach einigen Kilometern auftauchen wird. Ein weiteres Hurra für meine Orientierungstalente. Aber die Schlucht sieht irgendwie schon eindrücklich aus, auch wenn es nur ein kleiner Bach ist.

 

Even a small waterfall

 

Wiedersehen mit einem alten Freund

Während ich oberhalb eines Abhangs, mit hohem, sich im Wind duckendem Gras bewachsen, eine Verschnaufpause einlege, gönne ich mir die letzten Einsiedler Schafböcke, und bin eigentlich ganz zufrieden mit mir. Ganze Heerscharen von Spaziergängern – Wanderer wäre in diesem Zusammenhang eine zu nette Bezeichnung – marschieren an meinem okkupierten Sitzbank vorbei und werfen mir neidische Blicke zu. Tja, first come, first serve.

Dann aber erwartet mich eine Überraschung. Ich habe eben frohgemut den Hang hinter mir gelassen, da steht doch tatsächlich ein alter Freund aus Mittelschulzeit vor mir und grinst über das ganze Gesicht. Meine Wanderung ist offenbar nicht unbemerkt geblieben.

Und so gehe ich kurze Zeit später der Kleinen Emme entlang (diesmal die richtige) zum ersten Mal in Begleitung. Es gibt viel zu erzählen, auch er ein praktizierender Traveler zu Fuss oder mit dem Fahrrad, der die halbe Welt befahren oder erwandert hat.

Irgendwie wandert man zu zweit in einem anderen Rhythmus, sehr gemächlich und entspannt, dem wunderbaren Pfad dem Fluss entlang und vergisst beinahe alles ringsherum. Man schwatzt und geht und sitzt und schwatzt weiter. Grossartig. Ein wirklich willkommene Abwechslung nach all den Stunden und Tagen allein auf weiter Flur.

Und irgendwann sind wir plötzlich in Malters, genehmigen uns ein kühles Bier, bevor sich mein Freund wieder auf die Heimreise macht.

 

Song zum Thema:  Lynyrd Skynyrd – Free Bird (1977 Live Oakland Coliseum Stadium)

Und hier geht der Trip weiter … nach Wolhusen (und wieder allein)

 

Alpenpanoramaweg

Alpenpanoramaweg – Der blaueste Himmel

Also dann, nach dem kurzen Unterbruch geht die Reise weiter. Ich bin schon früh unterwegs, und treffe kurz vor halb zehn in Meierskappel ein, und sage hallo zum ersten 3-er Wegweiser. Ich komme mir vor, als träfe ich einen alten Freund.

Der Weg, wie beim gestrigen Unterbruch erklärt, ist um ca. 10 Kilometer kürzer, also wartet auf mich ein grossartiger Tag bei wiederum besten Wetter.

Und hier die geänderten Daten:

 

From Meierskappel to Lucerne

 

Der blaueste Himmel aller Zeiten

Es geht so weiter, wie ich vorgestern aufgehört habe – mit blauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Meierskappel ist mir, wie viele andere Dörfer auf dem Weg, völlig unbekannt. Offenbar hat es Bestrebungen gegeben, zum nahen Kanton Zug zu wechseln. Man rate warum. Natürlich wegen den viel tieferen Steuern.

Der Weg geht kurz nach der Bushaltestelle ins Grüne, hinauf auf den langen Hügelzug, entlang blühender Wiesen und Gärten. Das Tal bleibt unter mir zurück, irgendwo da unten befindet sich Kollers Hoftreff im Feissenacher. Das wäre eine weitere Übernachtung auf einem Bauernhof gewesen, nicht im Stroh wie in Hinterwiden. Das bereue ich etwas, allerdings hätte ich anstatt auf diesen grossartigen Hügeln die Strasse nach Udligenswil nehmen müssen.

Alles gut.

 

Blooming flowers anlong the path

 

St. Michaelskreuz und -Kapelle

Einer der zu kreuzenden Bauernhöfe hat offenbar genug gehabt von all den Wanderern und Bikern, denn die Strecke führte ursprünglich beinahe durch die Küche des Anwesens. Jetzt geht der Weg in achtungsvoller Distanz am Hof vorbei und steigt dann eine steile Wiese hinauf. Um die Anstrengung etwas zu mildern, hat der Bauer – vielleicht mit schlechtem Gewissen – eine Art Finnenbahn mit Holzschnitzeln angelegt. Allerdings macht das den Weg kein bisschen weniger steil. Mein wiederum schwerer Rucksack macht sich heute Morgen nicht zum ersten Mal  bemerkbar, und ich schnaufe oben an der Strasse wie ein löchriger Blasbalg.

Ein Biker erklimmt, man kann es nicht anders sagen, den Abhang noch ein bisschen schnaufender als ich. Er ist nicht mehr der jüngste, und sein Gesicht hat eine ungesunde rote Farbe angenommen. „Geht’s?“ frage ich boshaft und kann ein Grinsen nicht verbergen. Ein kleines bisschen Rache an all den Bikern, die uns Wanderer immer mal wieder nerven. Der Biker, nachdem er sich erholt hat, entpuppt sich als sehr angenehmer Gesprächspartner, wir sind uns einig, dass solche Tage, trotz Finnenbahn, ein Geschenk sind.

Kurz danach geht es dann dem topographischen Höhepunkt des Tages entgegen, dem St. Michaelskreuz mit den zugehörigen Kapelle (oder umgekehrt). Und jetzt sind sie plötzlich alle da, die Biker und Wanderer (oder bin ich trotzdem der einzige?) von allen Seiten heranradelnd und wandernd, alle offenbar mit dem Ziel St. Michael.

Es ist verständlich, denn die Aussicht auf das darunter liegende Zugerland und den Zuger- und Vierwaldstättersee ist atemberaubend. Wir befinden uns auf knapp 800 Meter, aber man kriegt den Eindruck, viel höher zu sein. Kein Wunder zählt diese Kapelle zu den beliebtesten Hochzeitsorten. Was kann noch passieren, wenn der Bund der Ehe an solch einmaliger Aussicht geschlossen werden kann? Na ja, lassen wir das …

 

Sz. Michael's Chapel

... and the St. Michael's Cross

View down to the lakes

Ein paar Biker machen das Gleiche wie ich, bewundern die Aussicht, photographieren, nehmen einen Schluck Wasser und gehen oder fahren weiter, dem nächsten Abhang, der nächsten Kurve entgegen. Aber dahinter, weit weg am Horizont, grüssen die weiss verschneiten Berge, wie eine krönende Umrandung des Bildes.

 

Märchenland

Wenn ich irgendjemandem einen Abschnitt empfehlen müsste, wäre es bestimmt diese Etappe. Ich muss es immer wieder sagen – der langsame Gang durch diese Wiesen und Felder hat nicht mehr viel mit Wandern zu tun, es ist eine Art traumhaftes Schweben, man fühlt sich leicht, schwerelos. Das erinnert mich an etwas. Ich zitiere ausnahmsweise aus „Eine Schlange in der Dunkelheit“:

Etwas Leichtes lag in der Luft, etwas Schwebendes, Schwereloses. Es schien, als hätte die Stadt an diesem Tag ihr schönstes Antlitz aufgesetzt. Im Licht, das in verschwenderischer Fülle aus dem Himmel strömte, schimmerte sie wie ein Juwel inmitten der Einöde.

Genauso kommt es mir heute vor.

 

The trail along meadows and trees

... and sometimes some shady trees

 

Vancouver 8323 Kilometer

Der heutige Weg ist nicht nur auf seine Weise grossartig, es kommt mir vor, als hätte die ganze Welt ein anderes Gesicht aufgesetzt. Vor einem Bauernhof – von denen es viele gibt, einige ganz besonders schöne Beispiele – steht ein nicht alltäglicher Wegweiser. Einer, den ich am wenigsten erwartet habe. Vor allem hier.

Die Richtungsweiser deuten auf Kerzers, 144 km, nicht allzu weit, oder Rom, 828 km, schon etwas weiter vom Schuss, dann Berlin, 903 km, und eben Vancouver, 8323 km. Vor allem aber weisen sie auf den Bönihof, der sozusagen um die Ecke liegt.

Ein Bauernhof mit Fernweh?

 

a very special signpost

 

The Sound of Switzerland

Etwas weiter oben, eine Herde Kühe, so wie es sein muss – friedlich käuend, grasend, muhend. Die Kuhglocken, vielleicht das treffendste Geräusch, das die Schweiz ausmacht. Da kommt mir doch gleich eine weitere Textpassage in den Sinn, Autor unbekannt:

Inmitten der erschöpften Passagiere, denen der anstrengende Flug in den Gesichtern geschrieben stand, starrte sie schweigend auf den Boden, als plötzlich Kuhglockengebimmel und mehrstimmiges Muhen aus den Lautsprechern erklang. Zu ihrer Überraschung merkte sie plötzlich, dass sie sich freute heimzukommen, in das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen war, aber auch das Land, dessen Enge sie immer wieder entflohen war. Das war ihr noch nie vorher passiert.

Offenbar gingen ihre Wurzeln tiefer, als sie bisher angenommen hatte.

 

Manchmal geht es tief in den Wald hinein, Hobbit-Land. Man wäre nicht überrascht, wenn plötzlich Bilbo oder Frodo oder Sam und Pippin hinter den Bäumen hervortreten würden.

Oder sind es Orks, die hinter den Gebüschen lauern, Uruk-Hai, vom bösen Zauberer Saruman gezüchtet? Aber nein, da sind Wegweiser, kaum bekannt in Mittelerde, und ein Biker, der ganz und gar nicht aussieht wie ein Ork.

 

Deep in teh Forest

Just trees and shadows

Vielleicht gehört ja auch Hühnergegacker zum Sound of Switzerland. Einige haben sich in den Schatten geflüchtet, die Hitze steht nun senkrecht in der Luft.

 

Chicken fleing the heat

 

Es wird gebauert und zugeschnappt

Klar, dass die Bauern das schöne Wetter dazu benutzen, ihre Wiesen zu mähen (endlich), das trockene Heu einzusammeln, für den Winter vorzusorgen. Man könnte ihnen ewig zusehen, wie sie ratternd und dröhnend auf ihren Traktoren mit angehängtem Heuwender ihre Wege abfahren.

Vor hundert Jahren hätte es nicht viel anders ausgesehen. Anstelle des Traktors vielleicht ein Pferdefuhrwerk, anstelle des Heuwenders viele emsige Arme und Hände.

 

Minding the harvest

Und die Bauernhöfe, nicht alle, aber die meisten, entsprechen bereits der Luzerner Architektur. Anders als in Appenzell, anders als sie im Emmental aussehen werden.

Eine alte Frau beugt sich über ihren Gemüsegarten, da muss man stehen bleiben, ein paar Worte wechseln, ganz banal, übers Wetter, die Ernte, das Gemüse. Mehr braucht es nicht.

Der Hofhund allerdings, natürlich ein hinterhältiger Appenzeller, findet meine ausgestreckte Hand, um wie immer einen freundlichen Kontakt herzustellen, überhaupt nicht lustig und schnappt zu. Ich habe Glück, seine Zähne streifen meine Hand bloss, aber ich bin doch etwas irritiert, werde ich als alter Hundefreund doch meistens sehr begeistert begrüsst.

Na ja, jeder kann mal einen schlechten Tag haben …

 

those beautiful farm houses

 

Udligenswil – Adligenswil

Keine Ahnung, wer diese seltsamen Ortsnamen, die sich lediglich um den Anfangsvokal unterscheiden, erfunden hat. Eines der ewigen Mysterien des Universums.

Auf jeden Fall weist der Weg etwas später quer durch Udligenswil, wie der Fast-Namensvetter weiter westlich ein Wurmvorsatz der Agglomeration Luzern. Man lebt auf dem Land und gleichzeitig in der Stadt. Na ja, ist ja in meinem Limmattal nicht viel anders.

Auf jeden Fall beeile ich mich, der zubetonierten Umgebung möglichst schnell wieder zu entfliehen, das Ziel Luzern ist nicht mehr weit.

 

Luzern

Es gilt zwar noch, ein paar Kilometer einem Golfplatz entlang zu gehen, aber dann liegt der See unter mir. Die Stadt nimmt mich in Empfang, mit Lärm und Hektik, ich muss mich erst wieder an Lichtsignale und Kinderwagen gewöhnen.

 

Lake Vierwaldstätter

Der Weg auf dem Uferweg in Richtung des Zentrums ist die Krönung der heutigen Tour. Ich gehe langsam, wie immer, wenn ich erstens müde bin und meine Beine schmerzen, vor allem aber auch, weil ich es geniessen will.

 

Back in civilisation

 

Abendessen in der Stadt

Ich bin mit einem alten Freund zum Abendessen verabredet. Man sieht sich ja durch diese blöde Pandemie nur noch selten, also muss man die Gelegenheit beim Schopf packen, wenn man zufälligerweise hier ist. Ob ich allerdings nochmals zu Fuss in Luzern ankomme, ist äusserst zweifelhaft.

Anyway, es gibt wie immer viel zu schwatzen. Der Abend ist warm, so wie er sein müsste, aber dieses Jahr ist offenbar vieles anders als sonst. Geniessen wir es, solange es dauert …

 

Song zum Thema:  AC/DC – Hells Bells (anstelle von Cow Bells)

Und hier geht der Trip weiter … nach Malters