Morgen ist zunächst mal eine Klostertour angesagt. Nicht ganz günstig, aber ich werde den ganzen Tag einen Fahrer für mich ganz allein haben, und er wird mich durchs Industal von einem Kaff mit Kloster zum nächsten führen. Und dann möchte ich endlich einen Treck unternehmen, zum Anfang den sogenannten „Baby-Treck“. Er dauert drei Tage, führt nicht auf allzu hohe Pässe und ist auch sonst für einfache Gemüter.

Baby-Trek

Eigentlich ein bisschen beleidigend für berggewohnte Schweizer wie mich, aber was soll’s. Eine besonders gute Adresse einer Trecking-Agentur soll mir weiterhelfen.

Der tatsächlich äusserst seriös aussehende Manager schaut mich ungläubig an.

Baby-Treck? Why don’t you go on your own? Ja, warum auch nicht. Seiner Meinung nach kann man sich nicht verlaufen (allerdings weiss er nicht, dass ich es schaffe, mich auch auf gut beschilderten Wegen zu verirren).

Nun denn, das kann ja lustig werden.

Tausend Stufen zum Stupa hinauf

Nach dieser Abfuhr beschliesse ich, zum Stupa auf dem gegenüberliegenden Hügel hochzusteigen. Von weitem genau das Richtige zur Ankurbelung der Muskeln und Sehnen, die ich auf dem Trek brauchen werde.

Der Aufstieg
Je näher man kommt, umso steiler sieht es aus

Doch beim Näherkommen entpuppt sich der Weg nach oben nicht als gemütlicher Pfad, sondern als eine einzige bösartige Treppe mit tausend Stufen (keine einzige in der gleichen Höhe, man muss also höllisch aufpassen, dass man nicht strauchelt). Und diesmal komme ich tatsächlich massiv ins Schnaufen, aber ich bin nicht der einzige, der sich über die Knie gebeugt gelegentlich eine Pause gönnen muss.

Weg zum Tempel
Der Weg ist steil und mühsam

Der Stupa

Dann oben angekommen, erwartet einen zumindest eine wiederum gloriose Aussicht. Ganz Leh liegt im wolkigen Mittag unter uns, erstaunlicherweise sogar einige grüne Flecken aufweisend.

Doch diese sind bedroht. Das touristische Angebot wird zum Wohl der immer zahlreicheren Kunden permanent ausgebaut, was wiederum heisst, dass die kostbaren Grünflächen immer weniger werden.

Leh unter uns
Leh unter uns, ganz grün könnte man denken
Wüste und schneebedeckte Berge
Auf der anderen Seite Wüste und schneebedeckte Berge im Hintergrund

Auf der gegenüber liegenden Talseite erkennt man knapp den Hügel mit dem Königspalast. Er sieht einsam und verlassen aus, was er ja auch ist. Ein irgendwie traurig machender Anblick vergangener Grösse.

Königspalast
Der Königspalast auf der anderen Talseite

Der Stupa zeigt seine ganze Würde im grauen Licht. Ich bin beinahe allein da oben, umrunde ihn langsam, als gehörte er mir allein und geniesse die besondere Atmosphäre in vollen Zügen.

Der Stupa auf dem Hügel
Stupa auf dem Hügel
Die wunderbaren Malereien
Erst von nahe erkennt man die Kunstfertigkeit der Erbauer
Das Innere des Stupas
Und der Buddha, ganz allein und verträumt im Nirwana

Bob Marley

Und es gibt ein Restaurant, natürlich menschenleer, aber aus den Boxen dröhnt Bob Marley, was den jungen Mann hinter dem Tresen und mich in Windeseile zusammenbringt. Ich erzähle ihm vom letzten Konzert in Zürich, als Marley schon todkrank war und ein Jahr später starb. Wir hören uns durch seine Tonbandcassette und singen lauthals mit.

Dabei ist seine Geschichte alles andere als lustig, denn eigentlich stammt er, obwohl nepalesischer Abstammung, aus Dharamsala und hat hier noch bis Ende Saison einen Teilzeitjob. Anschliessend wird er zu seinem Bruder in Kalkutta reisen, um dort sein Glück zu versuchen. Wie sich die Leben doch unterscheiden. So nah und doch so fern!

Es ist heiss

Manchmal bedeckt sich der Himmel bedrohlich, sogar ein paar Tropfen benetzen den heissen Asphalt. Wenn die Sonne scheint, ist die Hitze irgendwie anders als bei uns. Sie wirkt wie radioaktive Strahlen, brennt Löcher in die Haut. Man muss sich schützen, eine die Augen schützende Sonnenbrille tragen, die Haut mit Faktor 50 oder zumindest 30 einschmieren. Andernfalls ist ein gewaltiger Sonnenbrand zu erwarten. Und man ist dauernd am Wechseln der Kleider. In der Sonne ist es 30 Grad, im Schatten daneben frostig kalt.

Ich wage einen letzten Blick zurück und mache mich an den Abstieg, der genauso steil aussieht wie von unten.

Der Weg hinunter
Der Weg hinunter

Technische Absonderlichkeiten

Es gibt hier kein Handynetz und das Hotel-eigene WLAN ist gelinde gesagt eine Beleidigung, wenn auch die einzige Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen. Allerdings schwitze ich bei den Versuchen, einen Beitrag hochzuladen, Blut und gelegentlich ernte ich missbilligende Blicke, wenn ich einen erneuten Misserfolg beim Hochladen lautstark verfluche.

Bilder hochzuladen ist schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit, aber in spätestens drei Wochen wird alles besser. Aber dann werde ich dafür alles vermissen, was mir hier das Herz erfreut, und ich gäbe alle Wifis und Internets kostenlos dazu, wenn ich nochmals diese Bilder erleben dürfte …

 

PS Song zum Thema:  Halsey – I walk the Line

Und hier geht die Reise weiter …

 

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