Kann das Hué sein, die Stadt, die während des Vietnamkrieges schwerste Bombaridierungen erleiden musste?
Eine der schlimmsten Kampfzonen des Vietnamkrieges. Es ist kaum zu glauben, aber Hué, diese alte Stadt, mit ihren heute als UNESCO-Welterbe deklarierten Stätten wurde während langer Zeit schwerstens bombardiert. Darunter auch die riesige Zitadelle mit ihren Palästen, der Imperial Enclosure, der Forbidden Purple City, und vieles liegt heute noch in Trümmern.
Nachtzug
Die Stadt der Kaiser erwartet uns. Bis dahin aber die erwartete unruhige Nacht. Ich bin bei Gott kein Riese, aber sogar für meine knapp 175 Zentimeter ist das sogenannte Soft-Bed (soft??) zu kurz. Und so schläft man mit angezogenen Beinen, es ist ziemlich kalt, vor allem am Anfang, und der eine der beiden Vietnamesen schnarcht, als könnte er einen Krieg damit gewinnen. Trotz allem liebe ich Zugfahrten, das gleichmässige Rattern der Räder, das Schlingern auf den Geleisen … und so nickt man trotz allem ein, fällt in unruhigen Schlaf und erwacht zu seinem eigenen Erstaunen beim ersten Schimmer der Morgendämmerung.
Sommerkleidung – endlich
Draussen hat sich die Szenerie nicht gross verändert. Reisfelder, seltsam schmale Häuser, in die man bestenfalls ein nicht allzu breites Bett pressen kann, staubige Strassen, auf denen sich die üblichen Verdächtigen tummeln. Doch etwas ist defintiv anders: Es gibt Leute auf der Strasse in kurzärmligen Hemden! Grosser Gott, wir sind zurück an der Wärme!
Das intellektuelle, spirituelle und historische Zentrum Vietnams
Und tatsächlich, Hué empfängt uns mit allen Freuden eines frühen Sommermorgens.
Doch es gibt kurze Zeit später einen wehmütigen Abschied zu beklagen, denn hier trennen sich die Wege der beiden Fremden, die sich so vertraut geworden sind … Das Hotel ist akzeptabel, nicht gerade jubelerregend, aber es ist ok. Eine heisse Dusche später, kurzbehost, Sonnenbrille auf der Nase und den unvermeidlichen Stadtplan in der Hand, begebe ich mich … an die Sonne. Sie brennt so wunderbar vom Himmel und löst auch die letzten Reste des Hanoi-Winters auf.
Doch es wird gebaut, und einige der wunderbaren, aus alten Kaiserzeiten stammenden Gebäude sind bereits wiederhergestellt und restauriert worden. Es ist ein Gang in die Vergangenheit, einer Vergangenheit, die erstaunlicherweise erst im letzten Jahrhundert zu Ende ging. Bis dahin versammelte der Kaiser seine Hofstatt im Thai Hoa Palace, einer riesigen Halle, von achtzig geschnitzten und bemalten Säulen getragen.
Sie ist wie durch ein Wunder unbeschädigt geblieben (vielleicht auch mit Hilfe der russischen MIGs oder der abgeschossenen US-Flugzeuge, die in der Nähe voller Stolz dem Publikum gezeigt werden).
Eine fröhliche Stadt
Es ist eine fröhliche Stadt, die mich sofort in ihren Bann zieht. Obwohl die Sonne gnadenlos auf meinem Kopf brennt, genieße ich den langsamen Spaziergang entlang des Flusses (dessen Namen ich vergessen habe), überquere zahlreiche Brücken, trinke Kaffee oder Bier in dunklen und abgekühlten Bars, beobachte alternde Männer, die von jungen Mädchen in sehr kurzen Kleidern umgeben sind, und noch einmal frage ich mich, wie diese Kerle es wagen, so viel von ihrer Würde zu verlieren, indem sie die Rolle der faltigen und fetten Casanovas spielen …
PS Film zum Thema: Hayao Myazaki – Spirited away
Und hier geht die Reise weiter …