So bin ich nun in Rayong gelandet, ein paar Stunden südlich von Bangkok. Hier werde ich die letzten Tage verbringen und zwar in einem mondänen Hotel namens Kanthary Bay. Mal sehen, ob mir Rayong’s lazy Life gefällt.
Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber sich zwangsweise ruhig zu stellen, ist schwieriger als gedacht. Spätestens nach einem Tag fängt es an zu zwicken. Nervosität stellt sich ein, Unruhe, das dringende Bedürfnis, etwas zu tun.
Dabei war es eben genau die Absicht, die letzten Tage lesend und schlafend am Pool zu verbringen und auf der faulen Haut zu liegen.
Grässlich. Grauenhaft. Unerträglich
Aber mangels Alternativen lege ich mich also – anfänglich missmutig und mit wenig Euphorie – an den Pool.
Ich bin in einem riesigen mondänen Hotel namens Kanthary Bay gelandet, schon der Anblick von weitem ist furchteinflössend. Und erst die Eingangshalle: Ungefähr gleich gross wie zwei der letzten paar Hotels zusammengenommen.
Nicht, dass ich mich unwohl fühle, ich kenne diese Hotels im Zusammenhang mit geschäftlichen Trips zur Genüge. Hier bin ich allerdings nicht sicher, ob ich in meinem jetzigen Aufzug (Hipsterbart, verstaubter und verdreckter Rucksack wie alles andere an mir auch) hier hineinpasse.
Das Hotel
Die jungen Männer an der Rezeption, Karrierebewusstsein ins glatte Gesicht geschrieben, werfen mir auf jeden Fall einen äusserst kritischen Blick zu. Doch was soll man machen, ein Gast ist ein Gast, auch wenn er nicht so aussieht.
Nun gut, ein paar der Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Es gibt allerhand Dinge (Fitnessraum, irgendwelche Räume, wo man (gratis!) Kaffee und Süssigkeiten bekommt, ein Jacuzzibad und andere Dinge). Ein paar davon sind mehr als willkommen (z.B. die Lounge mit englischsprachigen Zeitungen).
Was ich allerdings äusserst bedenklich finde und dies auch verärgert kundtue, ist die Tatsache, dass nur in den öffentlichen Bereichen, sprich Eingangshalle, Lounge etc., ein Gratis Wifi zur Verfügung steht.
Will man es im eigenen Zimmer benutzen, kostet es täglich ein kleineres Vermögen. Noch das unansehnlichste, billigste Etablissement in Burma stellten immer, IMMER, ein kostenloses Wifi zur Verfügung, nur hier, in dieser nicht gerade günstigen Klitsche, kostet es extra.
Auf der faulen Haut
Wie gesagt, es ist ein seltsamer Ort. Zwar direkt am Meer gelegen, an einem langezogenen Strand, der sich bis zum Horizont hinzieht, aber sonst gibt es hier absolut nichts. Am Abend werden zwar direkt am Meer eine Art fliegende Restaurants installiert, in denen man hervorragenden Seafood erhält. Tagsüber sind sie weg und bleiben tut eine einzige Oednis.
Rayong’s lazy Life – ein Mythos?
Nicht ein einziges Restaurant, wo man etwas Kleines essen kann, nicht ein vernünftiger Laden, wo man einkaufen könnte. Es gibt zwar zwei Läden, die in einer garagenartigen Halle untergebracht sind und die allerhand Krimskrams, auch essbaren, anbieten, aber das Zeug schmeckt so grauenhaft, dass ich lieber hungere.
Ene-Mene-Muh
Immerhin habe ich nach langem Suchen ein, zwei geeignete Etablissements gefunden, wo es sich möglicherweise essen lässt (natürlich gibt es ein Hotelrestaurant, sogar mehrere, aber irgendwie passen Alt-Hippies we ich nicht hinein).
Ich werde also mit Freuden und hundert Verbeugungen in einem Restaurant, knapp einen halben Kilometer vom Hotel entfernt, begrüsst und mit noch mehr tiefen Bücklingen an einen Tisch geführt. Der Chef de Service, offenbar auch der Inhaber, spricht ein paar Worte Englisch, grad mal soviel, um mir mitzuteilen, dass die Kneipe erst seit 5 Tagen geöffnet hat. Ist das gut oder schlecht? Ich weiss es nicht.
Das wahre Problem stellt sich erst, als er mir die Menükarte auf den Tisch legt. Sie ist ausschliesslich auf Thai geschrieben. Die lustigen schnörkelhaften Buchstaben haben zwar ihre eigene Schönheit, doch leider kann ich damit etwa gleich viel anfangen wie eine Kuh mit der Bibel.
Normalerweise wird das Problem auf einfache Art gelöst, indem man die Menüs mit Bildern ausstaffiert. Diesmal nicht. Ich stehe also bezüglich Auswahl eines geeigneten Mahls mit verbundenen Augen im dunklen Keller. Es bleibt also nur Ene-Mene-Muh oder so ähnlich. Ich schliesse die Augen, blättere durch und zeige mit dem Finger auf … ja, auf was?
Ich weiss es nicht, doch der Boss scheint begeistert. Ich selbst bin weniger euphorisiert und hoffe, dass ich zumindest von irgendwelchen Innereien, gekochten Affenaugen oder Elefantenhoden verschont bleibe. Und da wir uns am Meer befinden, könnten durchaus auch Haifischflossen oder gekochte Tintenfischeier auf dem Menüplan stehen.
Ich bin also gespannt, welche Delikatesse mir da blüht, doch das, was schlussendlich serviert wird, macht einen ganz ordentlichen Eindruck. Es hat irgendwie Reis dabei, undefinierbares Gemüse und etwas Fleisch- oder Fischähnliches. Es schmeckt zwar gut, ich habe aber keine Ahnung, was es sein könnte. Auf jeden Fall bin ich froh, den Elefantenhoden und Affenaugen entronnen zu sein und lehne mich beruhigt zurück, trinke mein Bier und klopfe mir im Geist auf die Schultern …
Hasta la Vista, Baby
And so, the Story ends …
Dazu lässt sich nicht viel anfügen, Rayong’s lazy life geht dem Ende entgegen. Ich sitze zwar noch am Pool in Rayong, noch in den kurzen Hosen, noch im verschwitzten T-Shirt, doch das alles wird in den nächsten Stunden spätestens in Bangkok am Flughafen Suvarnabhumi zu Ende sein.
Dann sind lange Hosen angesagt, ein warmes Odlo-T-Shirt, meine Fleecejacke, die bis anhin fast ausschliesslich in den grässlich herruntergekühlten Bussen zum Einsatz gekommen ist. Ich gehe dem Winter entgegen, den ich mir ehrlich gesagt noch nicht richtig vorstellen kann, aber er wird seine Visitenkarte sehr schnell und sehr intensiv hinterlassen, sobald wir in Kloten landen. Jä nu …
Zeit für eine Zusammenfassung? Nein, das lassen wir. Es ist alles gesagt. Darum gehören die letzten Worte wie üblich dem Terminator, doch diesmal nicht „I’ll be back“, sondern
HASTA LA VISTA, BABY!
PS Song zum Thema: Radiohead – Paranoid Android (einer meiner all Time Favorites)
Und hier fängt eine weitere Reise an …