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Burma

Von Burma nach Thailand

Heute also wird es sich zeigen, ob das Spiel mit dem Grenzübergang klappt oder ob ich doch Plan B aus der Schublade ziehen muss.

 

Burmesische Verwirrungen

Aber fangen wir ganz von vorne an. Das Taxi. Dies ist nun wieder mal eine der typisch burmesischen Geschichten, die so unlogisch sind, dass man nur lachen kann. Also – Frage kurz nach der Ankunft in Nyaungshwe: Gibt es ein Sammeltaxi zum Flugplatz in Heho? Gibt es, aber nicht heute. Kosten wären 18’000 Kyats.

Folgefrage zwei Tage später: Wie steht’s nun mit Sammeltaxi für Samstag? Keine Interessenten. Kurz bevor ich den Laden verlasse, frage ich doch noch nach dem Preis für ein Taxi für mich allein. 15’000 Kyats.

Moment, für ein Sammeltaxi bezahle ich also mehr, als wenn ich allein reise? Ich mache sie aus verständlichen Gründen nicht auf ihren mathematischen Fehler aufmerksam, vielleicht ist es auch gar keiner, sondern folgt lediglich der manchmal etwas verqueren Logik dieses Landes.

Dann also die letzten Kilometer durch die in der Zwischenzeit lieb gewordene Landschaft und nehme im Geist Abschied. Es wird hart werden.

 

Flugplatz in den Pampas

Der Flugplatz erinnert an zahlreiche andere, irgendwo in den Pampas, ein kleines Hauptgebäude, sehr lockere Sicherheitskontrollen, abgewetzte, verdreckte Stühle in den Wartehallen, eine Art Kiosk (wo wahrscheinlich selten bis nie etwas verkauft wird), gelangweilte Angestellte, die nichts zu tun haben. Und natürlich eine Piste, dieselbe für Starts und Landungen, allerdings geht die Gefahr, dass man sich in die Quere kommt, gegen Null.

Flugplatz Heho
Viel Platz, wenig Passagiere

Aber es ist trotzdem einiges los. Im Durchschnitt landet jede halbe Stunde eine Maschine, spuckt Passagiere und Gepäck aus, packt neue hinein, und schon geht die Post wieder ab. Lustigerweise bekommt jeder Passagier beim Einchecken einen Kleber auf die Brust gedrückt, damit man ihn eindeutig identifizieren und dem rchtigen Flug zuweisen kann.

Vielleicht sollte man das auch in Zürich Kloten einführen. Ich sehe schon die verschnupften Blicke der Business-Leute in ihren teuren Armanianzügen, wenn ihnen das Personal einen Kleber auf die Brust klebt.

 

Alte Propellermaschinen

Es sind alles alte bis ganz alte Propellermaschinen, die diese winzigen Flugplätze anfliegen. Das Alter sieht man ihnen auch tatsächlich an. Ich erinnere mich an den letztjährigen Flug von Luang Prabang nach Hanoi, an das Flugzeug, das aussah, als käme es direkt vom Vietnamkrieg (und auch die Passagiere erinnerten stark an alte US-Marines, die nach dem Krieg in Südostasien gestrandet sind). Aber die alten Kisten sind meistens (!) recht zuverlässig, allerdings, für Leute mit Flugangst nicht unbedingt geeignet.

 

Erinnerungen an Nazca (Peru)

Aber immer, wenn ich vor einem der Überbleibsel lang zurück liegender Flugepochen stehe, taucht so sicher wie das Amen in der Kirche eine andere Erinnerung auf.

Es ist wieder November im Jahr 1981 (die gleiche Reise wie mit dem Zug von Chile nach La Paz), diesmal stehe ich in Peru, genauer gesagt in Nazca, dem Ort, der Erich von Däniken zu Ruhm und Ehre und unglaublich viel Geld verholfen hat.

Man erinnere sich: in Nazca gibt es diese berühmten Scharrbilder oder Nazca-Linien, die in der Wüste um das Dorf Nazca auf einer Fläche von 500 km2 zu finden sind. Es sind teilweise bis zu 20 km lange schurgerade Linien, aber auch Dreiecke oder Trapeze oder eben auch Bilder von Menschen und Tierfiguren (Vögel, Affen, Wale), die aber, und das ist das Entscheidende, nur aus grosser Höhe als solche zu erkennen sind.

Was unseren Erich von Däniken zu seiner berühmt gewordenen Hypothese veranlasste, dass ausserirdische Wesen eine Rolle gespielt haben müssen (was heute wissenschaftlich weitgehend widerlegt ist, aber Erich herzlich wenig kümmern wird).

 

Scrap pictures Nazca
Die berühmten Nazca-Linien von weit oben
Nazca-Lines
Man muss sie von oben sehen

 

Eine alte Cessna

Anyway, ich stehe also am Eingang zur Wüste in der Gewissheit, dass es vom Boden aus nichts zu sehen gibt. Jemand zupft mich am Ärmel und zeigt auf ein ziemlich heruntergekommens Flugzeug, eine Cessna, wenn ich mich recht erinnere, und macht mir ein Angebot, das ich nicht zurückweisen kann. Eine satte Stunde Fliegen über den Zeichnungen für 25$?

Wer kann da widerstehen, also steige ich mit einem etwas mulmigen Gefühl ein. Es gibt vorne zwei Sitze, einen für den Piloten, einen für mich, und einen Rücksitz, auf dem ein kleiner Junge kauert.

 

Löcher im Boden

Schon der Start geht in die Annalen ein: das Ding ist leicht und wendig und hebt schon nach ein paar Metern ab, und wir sind in der Luft. Ich kann es gut erkennen, denn unter meinen Füssen gibt es Löcher, oder sagen wir’s mal so: der Boden ist ziemlich transparent. Die Bemerkung des Piloten, meine Füsse etwas nach hinten zu bewegen, da ich auf dem Höhenruder (oder irgendwas Ähnlichem) stehe, kann meine Ruhe vorderhand nicht gross stören, denn ansonsten macht der Flug einen recht ordentlichen Eindruck.

 

Der Motor setzt aus

Zumindest bis der Motor aussetzt. Wir befinden uns nun genau über den nun leicht erkennbaren Figuren, sie sind wie ein irrealer Traum in ihrer Grösse und Vollkommenheit, doch was ist mit dem Motor? Leicht und lautlos wie ein Vogel ziehen wir nun unsere Kreise, das wäre ja an sich sehr schön, nur, was ist mit dem Motor?

Kein Problem, meint der Pilot und findet mein belämmertes Gesicht zum Schiessen, das ist besser, um gute Fotos zu schiessen. Meine Hände zittern sich also um den Fotoapparat, und zugegeben, ich habe schon bessere Bilder geschossen.

 

Sturzflug

Nach einer Stunde also der Flug zurück, da mir der Pilot aber als perfekter Passagier noch ein Goodie schenken will, kreist er über das Dorf, fragt mich nach meinem Hotel und zielt im Sturzflug darauf zu, um die Maschine im letzten Augenblick hochzuziehen. Sein Gelächter verfolgt mich bis in die Träume, und ja, meine Beine fühlen sich etwas gummig an beim Aussteigen …

 

Grenze Myanmar Thailand

So schlimm wid es heute nicht werden, die Maschine ist wie jedes Mal pumpenvoll, und wieder bin ich der einzige Ausländer. Die Maschine braust mit dem irren Sound der Propeller los, hebt ab und macht eine weite Kehre Richtung Norden. Doch es geht natürlich nicht auf direktem Weg nach Tachileik, sondern zuerst nach Lashio im Norden, wo ein Zwischenhalt geplant ist.

Und dann, nach gut zweieinhalb Stunden Landung in Tachileik, nicht weit vom Goldenen Dreieck, einstmals ein zentraler Umschlagplatz für den Mohnhandel, aber auch der letzten Station in Burma. Der Flugplatz (ein Abbild von Heho) liegt etwas ausserhalb der Stadt, also ein letztes Tuk-Tuk zur Grenze. Nun wird’s spannend, aber was soll ich sagen, alle Aufregung umsonst.

 

Thailand, gelobtes Land

Als gäbe es nichts Normaleres (denn das ist es tatsächlich!), prüft der Beamte meinen Pass, haut einen Stempel hinein und verabschiedet mich aus Myanmar. Das war’s. Alles, was in den Guides steht, ist Abwaschwasser von gestern, Leute, aber ich kann es den Autoren nachfühlen: in diesem Land verändert sich alles in einem derart horrenden Tempo, dass kein Führer auch nur den Hauch einer Chance hat, aktuell zu sein …

Und ja, ich bin in Thailand, gelobtes Land …

 

PS Song zum Thema:  Lee Clayton – Border Song

Und hier geht die Reise weiter …

 

Burma

Nyaungshwe – Das Mona-Lisa-Lächeln des Buddha

Was macht das Lächeln des Buddha so speziell?

Was macht seine Faszination aus? Ist es ein in die Irre führendes Mona Lisa-Lächeln? Ist es überhaupt ein Lächeln oder ein nach innen gerichteter Blick, der etwas sieht, was wir nicht zu beurteilen wissen?

Es ist ein Geheimnis, dieses Lächeln des Buddhas.


Ein Buddha für mich allein

Heute habe ich einen ganz für mich allein. Ich habe ihn inmitten der Sümpfe gefunden, die den Inle-Lake umgeben, über ein schmales Zufahrtssträsschen, auf der Suche nach … nichts.

Was mich an diesen sogenannt freien Tagen fasziniert, ist der Gegensatz zu unserem normalen Leben im Alltag. Man hat plötzlich – welcher Schreck! – jede Menge Stunden zur Verfügung, die gefüllt werden können (oder auch nicht, denn auch absichtsloses Nichtstun ist eine Option).

So steht man denn nach dem Morgenessen vor einem leeren Tag (na ja, nicht ganz; ich muss einen Taxi zum Flugplatz finden, aber irgendwie doch leer, weit und breit keine To-do-Liste, keine dringenden Telefonate oder Mails, niemand will etwas von mir, wie hab ich das bloss verdient?)


Treiben lassen

Ich beschliesse also, ein weiteres Mal, mich treiben zu lassen, irgendwohin, wo nicht jeder Saftsack hingeht. Ich liebe diese Wanderungen oder wie in diesem Fall die Fahrten auf dem Fahrrad durch einsame Strässchen, entlang namenlosen Bächen, zu Häusern, wo man verwundert angesehen wird.

 

Last traces of a bygone culture  Washing day at the river

A hen leads her offspring out  And again and again nameless, forgotten ruins

 

Ein leises Konzert für niemanden

Und so habe ich meinen ganz persönlichen Buddha gefunden. Er ist Teil einer ganzen Anlage, bestehend aus unzählichen kleinen und grossen Stupas, goldverziert, mit weisser Farbe getüncht, da und dort ein kleines Kinkerlitzchen, verspielt, wie es die Asiaten lieben.

Und da das Motorengeräusch vom Kanal an dieser Stelle kaum zu hören ist, kann man das unendlich zarte Klingeln unzähliger winziger Glöckchen vernehmen, die an den Spitzen der Stupas befestigt sind.

Ein leises Konzert für niemanden.

Oder vielleicht doch für mich allein?

 

From afar a large facility  Did he wait for me?

Just beautiful  Golden turrets pierce the sky

 

The delicate tinkling of countless tiny bells

 

Gautama und ich

Denn es ist wirklich niemand da, und es macht auch nicht den Anschein, als hätte in den letzten hundert Jahren irgendein menschliches Wesen die erhabene Majestät des Buddha bewundert. Ich nehme mir Zeit, denn in diesem Augenblick bin ich überzeugt, dass diese Begegnung – so wie der nächtliche Traum – etwas zu bedeuten hat, allerdings habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, was es sein könnte.

Wir stehen uns lange gegenüber, Gautama und ich, er mit seinem Blick in der Ewigkeit, ich mit der Trinkflasche in der Hand. Es ist eine der Darstellungen des normalgewichtigen Erhabenen, nicht die fette Version, auch nicht die magere. Seine rechte Hand berührt den Boden, die andere liegt, Handfläche nach oben, auf seinem Schoss. Es hat eine besondere Bedeutung, ich weiss sie aber nicht mehr.

Vielleicht sollte ich doch Buddhist werden.

Morgen mein letzter Tag in Myanmar. Es wird mir schwer fallen. Verdammt, wie kann man sich in einem Land so wohlfühlen?

 

PS Song zum Thema:  Quintessence – Jesus, Buddha, Moses, Gauranga

Und hier geht die Reise weiter …

 

Burma

Taunggyi – Das Ballonfestival

Irritiert und verärgert und wehmütig über die Veränderungen der Stadt, beschliesse ich, mit dem Fahrrad die Umgebung zu erkunden, dorthin, wo sich garantiert kein Massentourist verirrt.

 

Auf unbekannten Pfaden

Ich überquere die Brücke, die zu den äusseren Quartieren führt. Boote fahren den braungelben Kanal entlang.

 

Boats

bustling activity at the shore

Es dauert nicht lange, und der Lärm und die Abgase bleiben zurück, eine schmale Strasse führt durch schattige Alleen, entlang sumpfiger Kanäle zu den Hügeln der Shan-Berge. Manchmal überholt mich in schnellem Tempo ein Ausländer, im Stress wie’s scheint, während ich das Schritttempo geniesse.

Und während die friedvolle Landschaft gemächlich an mir vorüber huscht, ist mein Kopf so leer wie bei einer Vipassana  Meditation. Wer nicht weiss, was das Hype Wort „Achtsamkeit“ bedeutet – dies ist es! Die Gedanken fliessen vorbei, man beobachtet sie, sieht ihnen nach, spürt, wie sich Ruhe und Frieden einstellen. Doch der Friede wird gestört durch Kinder am Strassenrand, doch anstelle eines scheuen Mingalaba (Guten Tag) rufen sie nun Money. Damn it!

Doch die Umgebung, die stillen Kanäle, auf denen Fischer ihre Boote treiben lassen, die kleinen armseltigen Hütten, scheinbar mitten im Sumpf liegend, sie bringt den Seelenfrieden schnell wieder zurück.

 

It takes some skill to maneuver on the narrow channels
Es braucht einiges Geschick, um auf den engen Kanälen zu manövrieren
And again and again huts in the swamp
Und immer wieder Hütten im Sumpf
trip of a family of ducks
Der Ausflug einer Entenfamilie
and another fisherman
Und noch ein Fischer
Fisherman
Irgendwas scheint er zu suchen

Money!

Die Zerstörungskraft des Massentourismus am lebenden Beispiel. Kein Lächeln mehr im Gesicht, die angeborene Freundlichkeit verschwunden, ersetzt durch MONEY, MONEY. Irgendwo bei einem Kloster steige ich vom Rad, sofort tauchen ein paar Buben auf, Money klar, und einer greift mir doch tatsächlich an die Brieftasche.

Tja, was soll man dazu sagen? Nichts. Es ist der Lauf der Welt.

 

Boys and water buffalo - a harmonious relationship
Knaben und Wasserbüffel – eine harmonische Beziehung

 

Auf nach Taunggyi

Um halb fünf werde ich abgeholt, Sammeltaxi zum Ballonfestival in Taunggyi, ein Event, der jährlich zu dieser Zeit ausgetragen wird und tausende von Zuschauern aus der ganzen Gegend (und mittlerweile der ganzen Welt) anzieht.

Und heute ist der Höhepunkt und – es ist Vollmond, für alle Buddhisten ein wichtiges monatliches Ereignis. Es scheint sich halb Burma auf den Weg zum Ballonfestival zu machen. Die Fahrt dauert, hervorgerufen durch den dichten Verkehr, der in den Bergen um Taunggyi immer schlimmer wird, ziemlich lang, doch genau zur richtigen Zeit erreichen wir den riesigen Platz, wo die berühmten Ballone aufsteigen werden.

Bei der Ankunft ist es bereits dunkel, die bunten Silhouetten der Karussels zeigen den Weg. Es erinnert an die Chilbi (Jahrmarkt) in der Schweiz, an den Rummelplatz, den Lärm, die Musig aus allen Richtungen.

 

Fairground atmosphere
Jahrmarktstimmung
Wonderful colors and a pitch dark sky
Wunderbare Farben gegen den dunklen Himmel
Thousands of people, eager to see the upcoming spectacle
Tausende von Menschen, alle gespannt auf das kommende Spektakel

 

Wie ein Stones-Konzert

Es sind bereits tausende Zuschauer versammelt, zum Teil noch Kilometer entfernt, sind hunderte noch zu Fuss auf dem Weg.

Die Atmosphäre erinnert mich an Stones-Konzerte, an das Durcheinander vor dem Konzertbeginn, die erwartungsvolle Stimmung. Überall dröhnen riesige Lautsprechertürme, Beats wie an der Streetparade, Jahrmarktstimmung, Essstände (mit allerhand undefinierbarem Zeugs; einiges sieht verdächtig nach Innereien aus), Stände mit Geschicklichkeitsspielen, an denen sich die Jugend trotz wenig Erfolg vergnügt. Man lässt sich durch die Menge treiben, wartet auf den Beginn des Spektakels, das dann einigermassen pünktlich startet.

 

Carousel for the youngest
Karussell für die Kleinsten
Skill games
Geschicklichkeitsspiele

Und dann geht’s los – endlich

Der Tross von Fahrzeugen, die sich mitten durch die dichteste Menge mühen, erinnert ebenfalls an die Streetparade. In der Platzmitte beginnt dann die Vorbereitung.

 

Expectant atmosphere
Erwartungsvolle Stimmung

 

Irgendwoher taucht dann etwas auf, das die Hülle sein könnte, irgendwo brennt plötzlich Feuer, die Erregung der Menge steigt, man hört Gesänge, erkennt tausende von Armen, ekstatisch in die Höhe gereckt, dazu das rhythmische Schlagen von irgendwelchen Schlaginstrumenten.

 

The balloon envelope is inflated
Die Hülle wird aufgeblasen
Then it briefly tilts to the side
Dann kippt sie kurzzeitig zur Seite Oh Ah
An incredible spectacle
Ein unglaubliches Spektakel
And one more - even more beautiful
Und noch einer – noch schöner

Flug in die Unendlichkeit

Und dann ist es endlich soweit. Die Hülle wird durch die heisse Luft langsam aufgebläht, jetzt erkennt man die wunderbaren Farben, die Zeichnungen und Schriftzeichen darauf, sie werden grösser und grösser, bis der Ballon in seiner ganzen Pracht über der Menge hängt.

Eine Minute lang kippt er auf die Seite, ein Stöhnen geht durch die Menge, aber wundersamerweise gelingt es der Crew, ihn wieder in die Senkrechte zu bringen.

 

And then finally, in all its glory
Und dann endlich, in der ganzen Pracht

 

Schliesslich rennen Leute heran, sie tragen ein viereckiges Gestell, das unten angehängt wird, und jetzt, zum Entzücken der tausenden von Zuschauern – Ah! Oh! – erhebt sich der Ballon in den Nachthimmel, und kaum hat er eine gewisse Höhe erreicht, spuckt er Feuerwerk aus dem angehängten Gestell. Ein Funkenregen senkt sich herab, rote, grüne, gelbe Explosionen, Sterne, alles da, alles, was wir auch kennen, aber nie wie in diesem Wahnsinnsspektakel.

 

It spits fire and stars
Er spuckt Feuer und Sterne
An incredible sight
Ein unglaublicher Anblick

 

Es ist irgendwie unglaublich schön und irgendwie auch sehr traurig, wie der Ballon immer kleiner wird, eine Minute hinter Wolken verschwindet, während die Funken und Explosionen daraus hervorschiessen, und wieder auftaucht, schon ganz klein, und während die Zuschauer ihre Aufmerksamkeit längst wieder ihren Smartphones zuwenden, verschwindet er im Dunkel der Nacht. Ein winziger kleiner Funke, ein letztes Glühen, und weg ist er, irgendwo auf dem Flug nach Nirgendwo …

 

PS Song zum Thema;  The Kills – Black Balloon

Und hier geht die Reise weiter …

 

Burma

Trekking zum Inlé-Lake – Ein Morgen voller Spinnweben

Der Morgen fängt gut an, wir sind, trotz Kälte und nächtlichen Störgeräuschen guter Stimmung, geniessen das Frühstück, lachen, schwatzen.

Ganz und gar überraschend hängt am frühen Morgen ein dünner Nebel in der Luft. Die Bäume im Hintergrund verschwinden in der milchigen Suppe.

Eine wunderbar friedliche Stimmung. Auch bei den Kühen.

 

Nebel

Die Phase des gegenseitigen Austausches von mehrheitlich banalen Reiseerlebnissen ist längst vorbei, jetzt sind beim  Frühstück andere Themen angesagt. Von Game of Thrones bis Königin Beatrix, von Hauspreisen und Heiratsplänen, von dem, was in der Zukunft Angst macht, und dem, was nicht früh genug geschehen kann. Und über den Terrorismus, die Paris-Anschläge und all das, was sich daraus ergeben könnte.

Doch immer wieder schweifen unsere Blicke über die angrenzenden Wiesen, den Hof mit den Kühen, die gemütlich an ihrem Fressen kauen. Es ist der Nebel, der fasziniert. Er liegt wie ein schwebender Hauch schwerelos über der Welt, ein flirrender, sich bewegender Dunst, der alles mit einer milden Patina überzieht.

Einfach schön.

 

Cows at breakfast
Es scheint zu munden

Gnus?
Andere müssen noch auf den ersten Kaffee warten

Morning mist
Eine milchige Suppe über den Wiesen

 

Dann wandern wir los. Zuerst in eine Art Apotheke, wo Sanny jemanden kennt, der ein todsicheres Mittel gegen Durchfall und Bauchschmerzen verkauft. Ich bin etwas misstrauisch, als er mir einen Becher mit einer seltsam aussehenden Flüssigkeit entgegenstreckt. Das Zeug sieht aus, als könnte man damit jemanden vergiften, aber was soll’s – viel schlimmer kann’s nicht werden. Und tatsächlich – im Verlauf des Tages erholt sich mein Magen-Darm-Trakt. Wahrscheinlich vor lauter Schrecken über die ungewohnte Medizin.

 

Frodo-Country

Heute sind noch einmal knapp 20 Kilometer angesagt, deswegen geht’s früh los, damit wir der sengenden Sonne entgehen können. Wir sind nun ein eingeübter Trupp, fast schon Profis, obwohl die zierliche Stefanie immer noch behauptet, alles, aber sicher keine Wandererin zu sein.

Die ersten paar Kilometer sind eine Reise durch Lord-of-the-Rings Territorium. Fast wie Frodo und seine Begleiter folgen wir dem schmalen Fusspfad, umgeben von mit Spinnweben behangenen Gebüschen, die sich leise im Morgenwind wiegen. Allerdings erinnern die Spinnweben auch an den Düsterwald, wo die 13 Zwerge mit Bilbo auf die mörderischen Riesenspinnen trafen. Das hingegen muss nicht sein. Oder hat sich da was bewegt im dichten Gebüsch?

Die ersten Kilometer entlang nebelverhangener Felder ist für mich der bisherige Höhepunkt dieses Treks, der weiss Gott viele wundersame Eindrücke gebracht hat. Man fühlt sich in einer eigenen Welt, bezaubernd und unheilvoll zugleich. Ein erinnerungswürdiger Tag.

 

Spider webs in the trees
Wo sind die Spinnen?

Mirk wood
Düsterwald

Hiking through a misty morning
Und weiter geht die Reise …

Unreal landscape
Unwirkliche Landschaft

Fields in fog
Schön und irgendwie beunruhigend

The fog disappears
Auf dem Weg – der Nebel verzieht sich langsam

 

Der Aussichtsturm

Irgendwann am Nachmittag fällt uns schon von weitem eine seltsame Konstruktion ins Auge. Ist es ein Aussichtsturm? Und falls ja, wofür? Es gibt weit und breit nichts zu sehen. Natürlich können wir der Versuchung nicht widerstehen, bis ganz nach oben zu klettern. Allerdings schwankt die Konstruktion unter dem Gewicht, und es ist empfehlenswert, die Tragfähigkeit nicht weiter zu testen.

 

Lookout tower
Ein Aussichtsturm wofür? Eine ziemlich schwankenden Angelegenheit

 

Manchmal werden wir beobachtet, misstrauische Kinderaugen folgen unseren Bewegungen. Wenn wir in ihre Richtung sehen, wenden sie sich erschreckt ab und verziehen sich hinter ein Gebüsch. Aber sie sind einfach nur herzige Kinder. Man wünschte, ihnen allen etwas schenken zu können, aber dann bräuchten wir Lastwagen.

 

We are eyed suspiciously
Wir werden wieder mal misstrauisch beäugt

 

Geborstene Bäume und andere Überraschungen

Manchmal ist Sanny der einzige, der redet. Wir anderen sind gefangen in der Schönheit der Gegend und nehmen sie nur noch schweigend wahr. Jedes Wort ist überflüssig und würde den Frieden stören. Und gelegentlich tauchen Gedanken auf, die sich mit der Dezember-Kälte zuhause beschäftigen und der Tatsache, dass wir hier mitten im Sommer durch blühende Gegenden marschieren, schwitzend und manchmal fluchend, wenn sich die Sonne über Mittag mit gnadenloser Macht über uns hermacht.

 

Broken tree
Auch der stärkste Baum ist manchmal machtlos gegen die Schwerkraft

Huge trees and me
Man kommt sich sehr klein vor im Schatten dieser riesigen Bäume

 

Manchmal ein Stopp

Wie aus dem Nichts taucht immer mal wieder ein Dorf auf, oder zumindest so etwas wie ein Restaurant, wo sich die durstigen und müden Trekker verpflegen können. Wie immer fragt man sich, was die Leute machen, die hier ziemlich gelangweilt herumsitzen und offenbar in irgendeiner Weise zum Inventar gehören.

 

Restaurant
Stopp und tatsächlich ein Restaurant

With associated toilet
Mit zugehöriger Toilette

 

Die Erde wird rot

Je näher wir uns dem Tal nähern, in dem der Inle-Lake liegt, desto röter wird die Erde. Es geht abwärts, die Ebene öffnet sich.

 

Red ground
Rote Erde

Downwards
Es geht langsam abwärts

Yellow flowers - red earth
Gelbe Blumen – rote Erde

Towards the destination
Dem Ziel entgegen

 

Zum letzten Mal Kung-Fu und Abschied von Sanny

Weiter also durch die wechselnd farbige Landschaft, doch nun geht’s mehrheitlich bergab, der Ebene entgegen, wo der Inle Lake liegt. Wir erreichen ihn sozusagen pünktlich, ein weiteres lukullisches Mittagsmahl erwartet uns, und Sanny gibt zum Abschluss eine weitere Kostprobe seiner KungFu Nummern zum Besten, diesmal mit Stöcken.

 

As always a feast
Wie immer ein Schmaus

 

Also eines ist klar, mit ihm möchte ich auf keinen Fall in Streit geraten. Er würde mich – und auch die um einen Kopf grösseren Chris und Sebastian – schlicht und einfach zerschmettern. Der Abschied von ihm, denn ab hier übernimmt uns der Bootsfahrer, ist wehmütig, denn wir wissen, dass wir ihn nie mehr wiedersehen werden.

 

Der Inle-See

Die ersten Kanäle tauchen auf, braunrotes Wasser führend. Boote knattern vorbei, manche mit Lebensmittel gefüllt, die zu den Dörfern auf dem See gebracht werden. Spätestens jetzt kommen die Erinnerungen hoch. Der Ausflug zum Inlé-Lake war in jeder Beziehung ein Höhepunkt einer von Höhepunkten vollen Reise. Die Sehnsucht, dieses noch erhaltene Kleinod nochmals zu sehen, erfüllt sich heute.

Aber es ist auch ein Ort, in den ich mich rettungslos verliebt hatte. Allerdings befürchte ich das Schlimmste. Seit meinem letzten Besuch hat sich die Anzahl der Touristen vervielfacht, und jeder weiss, was dies für fragile Orte wie den Inlé-See bedeutet.

Zerstörung.

Aber wir werden sehen …

 

Waiting Boat
Man erwartet uns bereits

A smooth ride through the canals
Eine geruhsame Fahrt duch die Kanäle

Hopefully he knows which way to go
Er weiss hoffentlich, wo’s durchgeht

Water lilies in brackish water
Seerosen im brackigen Wasser

 

Ein zwiespältiges Erlebnis

Die Fahrt über den Inle See ist für mich ein zwiespältiges Erlebnis. Die Unterschiede zur Fahrt vor 11 Jahren sind krass: Nun brausen beinahe im Sekundentakt Speedboote vorbei, vollbeladen mit Touristen,, man hat den Eindruck, als wäre eine allgemeine Zerstörung in Gang gesetzt worden. Was unendlich schade wäre, denn dieses Kleinod sollte dringend geschützt werden.

Doch es macht den Anschein, als würden sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Das Wasser ist nicht mehr klar, es ist ganz offensichtlich verschmutzt, und nicht ganz unerwartet kann man Oelflecken auf dem Wasser erkennen. Die fragile Infrastruktur der schwimmenden Inseln ist gefährdet. Man muss sich vorstellen, dass diese schwimmenden Gärten von Menschenhand angelegt wurden. Sie dienen der Anpflanzung von Gemüse und Früchten. Werden sie zerstört, ist die Lebensgrundlage der Seebewohner akut gefährdet. Und das alles nur zum Wohl der in der Zwischenzeit zu Tausenden zählenden Touristen.

Ich nehme mich nicht davon aus, ich gehöre ebenfalls zur Zerstörungs-Brigade (was nicht nur für den Inlé-Lake, sondern für zahlreiche andere Schmuckstücke auf der ganzen Welt gilt). Wir sind auf der Suche nach Schönheit, vielleicht Abenteuer oder Abwechslung und merken nicht, was unser Tun für die Umwelt bedeutet.

Ich muss über die Bücher. Was allerdings sehr schwierig werden wird …

 

Cabins on stilts in the middle of the Inle lake
Hütten auf Stelzen mitten im Inlesee

Fishing boats on the canals
Fischerboote …

Speedboats with tourists...
Speedboote mit Touristen…

Nyaungshwe gets close
Und Nyaungshwe kommt näher

 

Weitere Abschiede

Und dann erreichen wir Nyaung Shwe, und ich sage Goodbye zu Chris und Stefanie, mach’s gut, Sebastian. Wir werden uns nicht wiedersehen.

Das Herz wird ein bisschen schwer.

 

Nyaung Shwe

Es scheint, dass nicht nur der Inle See sich gewandelt hat, sondern auch das früher so friedliche und gemütliche Nyaung Shwe. Ich kann mich an geruhsame Fahrradtouren erinnern, an Strassen ohne Verkehr, an eine entspannte Atmosphäre.

Das ist vorbei. Der Massentourismus hat Einzug gehalten. Die Hauptstrasse ist permanent verstopft, die Luft eignet sich kaum noch zu atmen. Waren vor 11 Jahren ein paar wenige Fahrzeuge auf der Strasse anzutreffen, so sind es heute hunderte, tausende. Überall Staus, Abgase, Hektik, und mitten drin – als Auslöser der ganzen Misere – die Touristen. In Scharen, nicht nur Backpacker, sondern jetzt auch die Vertreter des Massentourismus, riesige Cars, die ganze Wagenladungen ausspucken und auf die Stadt und den See loslassen.

 

Ein paar Impressionen von früher

Tja, es hat sich tatsächlich einiges verändert. Um einen Eindruck zu verschaffen, wie es vor einigen Jahren, d.h. vor dem Ansturm des Massentourismus, aussah, hier ein paar Impressionen. Sie machen mein Herz schwer …

 

The single-leg rowers - unique in the world
Die Einbein-Ruderer – weltweit einzigartig

Artists on boats
Sie sind Artisten – meine Versuche mit einem Besen haben alle auf dem Boden geendet

Peaceful and beautiful
Friedlich und wunderschön

Water Lillies
Blühende Seerosen

Created by an artist
Wie ein Bild eines Künstlers – alle Farben sind perfekt

Villages on the lake
Ganze Dörfer auf dem See

Palaces on the lake
… und auch riesige Paläste

Stupas and other sanctuaries
… und zahlreiche Stupas und andere Heiligtümer

 

Das Emerald Moon Hotel

Der Weg zu meinem Hotel ist wesentlich länger als in Booking.com beschrieben, und so bin ich ziemlich erschöpft, als das Emerald Moon Hotel endlich auftaucht. Ein Bungalow mit allen Wunderbarkeiten moderner Hotellerie wartet auf mich. Nicht ganz überraschend, dass ich um acht bereits in tiefem Schlummer liege …

 

PS Song zum Thema:  Bob Seger and the Silver Bullet Band – Fire Lake

Und hier geht die Reise weiter …