Luang Prabang ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im bergigen Norden und war ursprünglich die Hauptstadt des historischen Königreichs Lan Xang und des französischen Protektorats Laos. Bis zur Abschaffung der Monarchie in Laos 1975 war es die Königsstadt.
Heute ist die Stadt von der UNESCO als Welterbe anerkannt und eines der wichtigsten touristischen Ziele des Landes.
32 buddhistische Klöster sowie die gesamte französische Kolonialarchitektur in der Stadt wurden unter Denkmalschutz gestellt und werden seitdem restauriert. Eine restriktive Stadtplanung soll zudem Verstöße gegen den kunsthistorisch einzigartigen Charakter des Stadtzentrums verhindern.
2015 besuchten 500.000 ausländische Touristen Luang Prabang.
Das historische Zentrum der Stadt liegt im Schutz der Spornlage zwischen Mekong und seinem Nebenfluss Nam Khna auf rund 300 Meter Höhe. Sie ist ein Handelszentrum für Reis, Kautschuk und Teakholz. Außerdem werden handwerkliche Produkte wie Holzarbeiten, Textilien, Papier hergestellt.
Luang Prabang ist Sitz einer Universität, der Souphanouvong University.
Der letzte König
Der letzte laotische König Savang Vatthana, der bis 1975 in Luang Prabang residiert hatte, wurde mit seiner Frau und dem Kronprinzen in ein politisches Umerziehungslager deportiert. Dort kam die Königsfamilie – vermutlich 1984 – aus bislang ungeklärten Umständen ums Leben.
Mit der Machtübernahme der Pathet Lao kam es auch in Luang Prabang zum Exodus regimefeindlicher Laoten, landesweit flohen rund 300.000 Menschen. Die Stadt Luang Prabang fiel in einen „Dornröschen-Schlaf“.
Seit der wirtschaftlichen Liberalisierung, insbesondere der Privatisierung des Tourismus 1991, wird die kulturhistorische Bedeutung von Luang Prabang erkannt und verstärkt vermarktet.
Über die asphaltierte Nationalstrasse 13 ist die Stadt via Vang Vieng mit der Hauptstdadt Vientiane verbunden. Das werde ich spätestens morgen auf der Fahrt nach Vang Vieng nachkontrollieren können. Die bisherigen Erfahrungen mit laotischen Nationalstrassen haben, sagen wir mal, nicht unbedingt zu euphorischem Hurragebrüll geführt.
Abend am Mekong
Die Stadt selbst, mit ihrer Ruhe und Gelassenheit (trotz der Massen von Touristen), hat es mir angetan. Ich sage selten sowas, aber hier könnte ich durchaus eine Weile leben.
Warum nicht? Laotisch lernen, in den Klöstern Meditation betreiben, lange Velotouren machen. Herunterkommen vom jahrelangen Missbrauch von Gesundheit und Nerven. Aber wie so vieles wird es ein Phantom, eine Illusion bleiben.
Der Duft von Blumen
Wenn man einen Moment erwischt wie am Abend, kurz vor dem Sonnenuntergang, wenn sich die Touristen in die Restaurants verzogen haben, um Pizza, Hamburger oder all die anderen westlichen Köstlichkeiten zu essen, ohne die es offenbar einfach nicht geht, wird es an den Orten ausserhalb des geschäftigen Zentrums unversehens ruhiger.
Nicht so still, wie man es gerne hätte, aber trotzdem riecht die Luft plötzlich nach Blumen, nach dem Duft der Bäume, vielleicht auch ein bisschen nach dem Mekong (der nicht nur ein grossartiger Fluss ist, sondern gleichzeitig auch eine Sammelkloake aller Abwässer von hier bis zum Himalaya).
Kaffee Nom
Und so sitze ich in einem winzigen Restaurant oberhalb des Flusses, der Kopf leer und gleichzeitig übervoll, vor mir ein Kaffee Nom, ein Teller mit irgendwas Laotischem, dessen Name und Zusammensetzung ich vergessen habe, mir aber auch vollkommen egal ist.
Die Wirtin ist wieder mal so rührend freundlich, dass sich ein komisches Gefühl einstellt. Es kommt wahrscheinlich daher, dass es keine geschäftsmässige Freundlichkeit, sondern echt ist, aus dem Herzen kommend.
Und auf sowas sind wir zynischen Westler nicht vorbereitet. Man wird sozusagen auf dem linken Fuss erwischt und fühlt sich auf seltsame Weise schuldig. Wie soll man ihre Geste erwidern? Natürlich mit einem ebenso freundlichen Lächeln, aber genügt es? Soll der Tipp entsprechend höher sein? Also Freundlichkeit mit Geld vergelten?
Wir sind so kaputt.
Meditation gesucht
Junge Mönche schlendern vorbei, lachend, fröhlich, so wie immer. Das erinnert mich daran, dass ich eigentlich an einer Meditationssitzung teilnehmen wollte. In meinem Führer wird auf einige Klöster hingewiesen, die an der abendlichen Meditationsstunde auch Fremde teilnehmen lassen.
Ich finde mich also zur angegebenen Zeit beim besagten Kloster ein, doch im Ausnahme einiger Mönche, die im Hof irgendwas tun, aber ganz und gar nicht den Eindruck erwecken, dass hier eine Meditationsstunde stattfinden könnte.
Nach einer Weile – die angegebene Zeit ist längst abgelaufen, frage ich den Erstbesten, der mir über den Weg läuft, doch die sprachlichen Barrieren sind wieder einmal zu hoch. Wenn die Sprache nicht funktioniert, dann vielleicht die altbekannte Methode mit Hand und Fuss, doch nicht mal meine angedeuteten gefalteten Hände, die geschlossenen Augen, das ruhige Atmen führen zum Erfolg, im Gegenteil. Die jungen Samaneras, die sich in der Zwischenzeit im mich versammelt haben, finden den seltsamen Fremden zum Kreischen.
Nun denn, dann halt nicht.
Am Nachmittag streife ich durch die Stadt, die stillen Gassen, wo der Lärm nur noch als fernes Raunen zu hören ist, den Duft der Magnolien einatmend, den Ständen entlang, wo sich die Touristen gegenseitig auf den Füssen stehen, um am Ende überteuerte chinesische Souvenirs zu kaufen, die zuhause wenig Freude machen und schon bald in eine verstaubte Zukunft versinken werden.
Das letzte Mal am Mekong
Doch ich will nochmals mit dem Velo die Umgebung erkunden, um Abschied von Luang Prabang zu nehmen. Vor allem möchte ich nochmals am Mekong sitzen, und zwar dort, wo er mit dem Nebenfluss Nam Khan zusammenfliesst.
Und nach einer kurzen Fahrt duch das geschäftige Zentrum und Hügel auf und Hügel ab liegt er vor mir, der Mekong. Eine aus Bambus gefertigte Brücke, die aussieht, als müsste sie jedes Jahr nach dem Hochwasser neu gebaut werden, führt über den Nebenfluss ans andere Ufer.
Allerdings gilt es, dafür einen Obolus zu bezahlen. Eine freundliche Dame macht mich mit einem Grinsen darauf aufmerksam und zieht dafür umgerechnet etwa 10 Rappen ein. Der wacklige Übergang wird dadurch noch mehr aufgewertet, ich gehe mit langsamen zögernden Schritten über den fragilen Untergrund.
Später, nun definitiv in jener seltsam melancholischen Stimmung, die jedem Abschied innewohnt, und schaue auf den Fluss hinaus, das strudelnde Wasser, das unaufhörliche Auf und Ab der Wellen, das Glitzern auf ihren Kämmen, die einen winzigen Augenblick lang die Sonne reflektieren.
PS Song zum Thema: Luca Bloom – Bridge of Sorrow
Und hier geht’s weiter …