Nicht dass es kalt gewesen wäre hier im Norden von Laos, nein, aber die Abende und Nächte können doch etwas sehr kühl werden. So ist zumindest für einen Tag (morgen gehts ja bereits nach Hanoi, zurück an die Kälte?) Wärme angesagt.
Und eine ausserordentlich mühsame Fahrt von Luang Namptha nach Luang Prabang, grösstenteils über eine Strasse, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdient. Es sind doch mehr als zweihundert Kilometer, die der Minivan zwischen tiefen Schlaglöchern, ausgefahrenen Lastwagenspuren, tiefen Gräben hindurchpflügen muss, eingehüllt in eine dichte Wolke aus Staub.
Manchmal döse ich ein, verliere für ein paar Minuten den Zusammenhang, bis mich das nächste Schlagloch aus meinem wohlverdienten Schlummer weckt. Es ist eigenartig still im Wagen, nur übertönt durch das Brummen des Motors, das Aufhölen auf einer Steigung. Als ich das nächste Mal erwache, sind wir irgendwo, wo uns Kindergeschrei empfängt. Ein Stopp.
Eine exotisch zusammengewürfelte Gruppe
Wir sind eine ziemlich exotisch zusammengewürfelte Gruppe (eigentlich so wie immer): zwei Polen, ein südkoreanisches Paar, junge Laotenmädchen, schwer beladen mit Säcken und weiss der Teufel was. Andere, nicht identifizierbare Nationalitäten … Die übliche Zusammensetzung halt.
Zurück in Oudomxai
Halt in Oudomxai. Eigentlich ein gesichtsloses Kaff, das nicht viel hergibt, aber vor zwei Jahren habe ich hier eine wirklich gute Zeit erlebt. Auf dem Busbahnhof wird mir plötzlich klar, dass ich auf den Tag und die Stunde genau vor zwei Jahren an der selben Stelle stand, noch etwas unentschlossen, wie die Reise weitergehen sollte. Der Tag, an dem ich schliesslich einfach loszog, um einen Wasserfall zu suchen.
Und zurück am Nam Ou
Der Trip scheint nicht enden zu wollen, doch nach Pak Pong wird die Strasse besser, es geht nun Richtung Luang Prabang. Und dann taucht er plötzlich auf, breit, wild, man glaubt, das Tosen der Wassermassen zu hören. Der Nam Ou, mein zweiter Lieblingsfluss, den ich vor 2 Jahren mit dem Boot befahren habe.
Das scheint nun nicht mehr möglich zu sein. Die offizielle Version lautet zu niedriger Wasserstand, inoffiziell ist wohl klar, dass der von den Chinesen erbaute Damm schuld daran ist, dass wieder ein einmaliges Erlebnis verunmöglicht wird (und by the way eine Menge Leute ihren Lebensunterhalt verloren haben).
Und zurück in Luang Prabang
Ankommen in Luang Prabang. Gleiche Stadt, gleiche Atmosphäre, gleiche Geschäftigkeit.. Und noch mehr Touristen. Haufenweise. Die Restaurants entlang der Hauptstrasse sind voll von ihnen, ebenso der Nachtmarkt, der immer grösser zu werden scheint. Mal sehen, wie’s mir morgen gefällt. Wiedersehen ist nicht immer schön …
Aber am Morgen empfängt Vogelgezwitscher den verschlafenen Traveller, eine warme Brise weht, ein Vorgeschmack auf den heissen Tag. Heute werde ich es ruhig angehen, denn alles, was mich erwartet, sind Deja-Vus. Also zunächst mal Frühstück im Schatten der Bäume, während die Gedanken vorauseilen zur Kälte, die mich in Hanoi erwartet.
All Things are impermanent
Es sind erst zwei Jahre her seit meinem letzten Besuch, und trotzdem scheint mir die Stadt ihre klösterliche Ruhe verloren haben. Unruhe hat Einzug gehalten, Hektik, das schnelle Geld, das nun in grossen Mengen in die Stadt fliesst. All Things are impermanent, wie schon Buddha selig bemerkte.
Also Rückzug zum Mother River. Lange sitze ich mutterseelenallein am Ufer des Mekong, blicke in die manchmal ruhig, zuweilen wild und wirblig fliessenden Wassermassen. Er hat schon ein paar tausend Kilometer seit der Quelle in Tibet hinter sich und ebenso viele noch vor sich bis zur Mündung ins Südchinesische Meer.
Wir werden uns wiedersehen …
Mit dem Fahrrad unterwegs
Ich mache mich auf zu einer erneuten Erkundung der Stadt. Das Fahrrad ist genauso alt und klapprig wie dasjenige vor zwei Jahren, aber das trifft ja auch auf mich zu …
Ich folge also den Strassen, die mich entlang der Hauptstrasse zum Fluss hinunter und weiter führen, überall dorthin, wohin mich die Lust treibt.
Dorthin, wo die Schiffe am Mekongufer anlegen. Wo ich alte Freunde in ihren orangen Roben treffe. Die kunstvollen Blumenarrangements bewundere. Bei der alten Dame zwar nichts kaufe, aber ein paar freundliche Blicke austausche, mehr braucht es nicht. Und wo ich an Bildern unterschiedlicher Qualität vorbeihusche, bevor mich der Verkäufer entdeckt.
Und natürlich landet man früher oder später immer wieder bei ihm, Gautama, in all seiner Pracht, und – als besondere Überraschung- beim Abdruck eines Fusses seiner Heiligkeit. Dazu gibt es natürlich einiges zu sagen bzw. zu fragen: erstens – wie kann ein Mensch der damaligen kleingewachsenen Spezies derart grosse Füsse haben. Und zweitens – warum sollte Buddha ausgerechnet hier gewesen sein und die Güte gehabt haben, ausgerechnet hier einen Fussabdruck zu hinterlassen?
Aber das sind halt die Fragen, die sich in Asien stellen, sie bleiben unbeantwortet, und das ist gut so.
Und so geht der Tag vorbei. Mit vielen Déja-Vus, die mir auch beim zweiten Mal unendlich Freude bereiten.
Abschied
Und so lande ich gegen Abend zurück in meinem Hotel, verabschiede mich und bereite mich auf den Flug nach Hanoi, zurück in die Kälte, vor.