Die Fahrt von Luang Prabang nach Vang Vieng ist atemberaubend – und lang und anstrengend.
Eine gute Asphaltstrasse verbindet Luang Prabang mit Vang Vieng.
Es ist nicht eine gute Asphaltstrasse. Soweit zur Aussage in Wikipedia (manchmal frage ich mich, wie das Onlinelexikon zu seinen Informationen kommt).
Aber schlechte Strassen machen das Fahren im Minibus eben gerade zu einem besonderen Abenteuer durch eine wunderbare Landschaft.
Ich bin sehr froh darüber. Gute Strassen kann ich zuhause haben, hier geht es eben genau darum, Grenzerfahrungen zu sammeln. Und diese Passfahrt mit einem des öfteren an der Grenze des Zulässigen fahrenden Chauffeurs ist tatsächlich eine besondere Grenzerfahrung.
Immerhin hält er zwischendurch mal an, diese Stopps, meistens irgendwo am Arsch der Welt gelegen und nur durch die Aufenthalte der durchfahrenden Wagen in ihrer Existenz gesichert, sind immer ein besonderes Highlight.
Stopps am Arsch der Welt
Ich liebe diese besondere Atmosphäre. Das kurze Durchatmen, das Lockern der verkrampften Gelenke. Einen Kaffee trinken, Gespräche mit den Mitreisenden, vielleicht sogar in seltenen Fällen das Finden des Souvenirs, das man schon lange gesucht hat und ausgerechnet an diesem seltsamen Ort findet.
Stop im Nirgendwo mit nicht wirklich einladender Toilette
Die Strasse führt dicht bewaldeten Berghängen entlang, schneidet wie ein Messer durch die Abhänge, Kurve um Kurve, eine staubige Angelegenheit.
Der versprochene Asphalt ist kilometerweit verschwunden oder hat gar nie existiert. Manchmal ist der Fahrer gezwungen, die Geschwindigkeit auf Schritttempo zu reduzieren, um den tiefen Löchern auszuweichen. Doch es geht vorwärts, Stunde um Stunde, Kilometer um Kilometer. Gelegentlich fallen mir die Augen zu. Der schlechte Schlaf der letzten Nacht verlangt seinen Tribut.
Neben mir sitzt ein älteres englisches Ehepaar. Immer wieder erstaunlich, wie auch Leute im fortgeschrittenen Alter erstklassige Strapazen auf sich nehmen. Allerdings ist hier eine länderspezifische Unterscheidung zu treffen. Es handelt sich in den meisten Fällen um Leute aus dem angelsächsischen Raum, Engländer, Amerikaner, Australier. Unsere Breitengrade sind in dieser Statistik eher selten vertreten. Zu verwöhnt? Zu sehr auf Sicherheit bedacht?
Ballermann
Irgendwann erreichen wir Vang Vieng, das heutige Tagesziel. Ich fühle mich augenblicklich im falschen Film. Oder ist es das falsche Alter? Was soll man zu einem Ort sagen, der früher garantiert sehr schön gewesen sein muss, der jetzt aber zu einem Sammelort aller Sünden dieser Welt geworden ist.
Das Kaff wimmelt von mehrheitlich sehr jungen Travellers (oder vielmehr von jungen Leuten, die hier eingeflogen werden, um sich ein paar Tage volllaufen zu lassen). Die Geschichte ist wahrscheinlich einfach: irgendwann entdeckte jemand den zweifellos vorhandenen Reiz der Landschaft, verbunden mit dem Tubing, billigen Getränken und vor allem mehr oder weniger frei zugänglichen Drogen und schon war die Sache geritzt.
Ich bin in einem offenbar ziemlich neuen Hotel einquartiert. Preis ok, Zimmer auch, das Badezimmer allerdings zeugt von dem handwerklichen Ungeschick der Einheimischen: mitten im Raum ist eine Erhöhung, an der man sich den Fuss brechen kann. Vom Hotel aus sind es nur ein paar Meter bis zu den ersten Bars und Restaurants. In der Nacht allerdings könnte es laut werden.
Alkoholleichen
Der Gang durch das Dorf erinnert mich an die Ballermann-Zentren auf Kreta. An die Alkoholleichen, die noch am Vormittag in fortgeschrittener, alkoholinduzierter Ohnmacht auf den Trottoirs liegen. So schlimm ist es nicht, aber es kommt dem schon ziemlich nahe. Eine weitere Seltsamkeit des Ortes ist, dass in all den zahlreichen Restaurants und Bars auf den TV-Bildschirmen ausschliesslich „Friends“ gezeigt wird. Das steht zwar auch in meinem Führer, aber man glaubt es erst, wenn man es tatsächlich sieht.
Das Umland mit der unvergleichlichen Karstlandschaft ist allerdings beindruckend, grandios in ihrer stillen Schönheit. Ich werde deswegen noch einen Tag anhängen, um eine Velotour zu machen. Mal sehen, ob Vang Vieng doch noch das eine oder andere Highlight bereithält.
PS Song zum Thema: Ian Dury & the Blockheads – Sex & Drugs & Rock & Roll
Und hier geht die Reise weiter …